Berlin. Beschäftigte der Generation X gelten als loyale Leistungsträger – doch es macht sich Frust breit. Ein Alarmsignal für Arbeitgeber.
Mit rund 16,5 Millionen Beschäftigten stellt die Generation X aktuell die größte Gruppe am Arbeitsmarkt. Zwischen 1965 und 1980 geboren, führt sie in der Generationendiskussion aber eher ein Schattendasein. Dabei zählen die 43- bis 58-Jährigen zu den beruflichen Leistungsträgern, die nicht nur mit Berufserfahrung punkten, sondern sich auch um ihre Kinder, oftmals auch um ihre Eltern kümmern.
Das ergab die Auswertung einer Forsa-Studie unter 3200 Angestellten durch den Personalspezialisten onlyfy by XING, die dieser Redaktion vorliegt. Demnach bezeichnen sich fast 70 Prozent der Beschäftigten der Gen X bei der Arbeit als motiviert. Damit übertrumpfen sie bei der Motivation sowohl die Generation der Baby-Boomer (1946 bis 1964), von denen dies immerhin 68 Prozent sagen, als auch die Generation Y (1980 bis 1994), von denen sich nur 61 Prozent motiviert fühlen.
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Die Motivation schlägt sich auch in der Loyalität zum Arbeitgeber nieder. So wollen 69 Prozent der Befragten der Generation X langfristig bei ihrem jetzigen Arbeitgeber bleiben. Gut jeder zweite (55 Prozent) kann sich sogar vorstellen, bis zur Rente dort zu arbeiten. Insgesamt gehört die Generation X damit noch vor den Babyboomern (44 Prozent) zu den treuesten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Deutschland.
Generation X: Stress und mehr Geld sind Wechselgründe
Nur 31 Prozent der Generation X sind offen für einen Jobwechsel – und zwar nur dann, wenn sie sich mehr Gehalt wünschen (44 Prozent), zu viel Stress haben (33 Prozent) oder keine Aufstiegschancen sehen (25 Prozent). Bei manchen spielt auch die Unternehmenskultur eine Rolle, die für 64 Prozent der Befragten dieser Generation besonders wichtig ist. So geben als Wechselgrund 33 Prozent die Unzufriedenheit mit ihrer direkten Führungskraft oder die strategische Neuausrichtung des Unternehmens an.
Die Mehrheit der Generation X (73 Prozent) wünscht sich im Job einen guten Kollegenzusammenhalt, während dies bei der jüngeren Generation Z (1995 bis 2010) nur noch 58 Prozent wichtig ist. 69 Prozent möchten auch ein gutes Führungsverhalten, was in der Gen Z nur noch 44 Prozent einfordern. Doch eines überrascht: Nur 61 Prozent der 43- bis 58-Jährigen sagen, dass ihr Beruf eine Bereicherung für ihr Leben darstelle, während dies sowohl die Babyboomer (69 Prozent) als auch die junge Generation Z (72 Prozent) deutlich öfter meinen.
Generation X: Kritik an Personalmangel nach Corona
„Die Generation X setzt ihre Prioritäten klar, zwar sind sie leistungsfähig und wollen finanziell abgesichert sein, aber nicht um jeden Preis“, sagt Julian Stahl, Arbeitsmarktexperte bei der NEW WORK SE, Mutterkonzern von onlyfy by XING. „Beschäftigte der Generation X gehören zu den Leistungsträgern der Arbeitswelt – viele sind loyal, aber zunehmend auch frustriert.“
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Vor allem die Corona-Krise hat bei der Gen X zu vermehrtem Frust im Beruf geführt. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Befragten kritisiert, dass der Personalmangel in ihrem Unternehmen infolge die Pandemie zugenommen habe. Jeweils mehr als ein Drittel klagen über schlechtere Abstimmungsprozesse sowie weniger Teamverbundenheit. Fast jeder Dritte (29 Prozent) würden sich deshalb eine längere Auszeit als Sabbatical und 75 Prozent der Befragten eine 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich wünschen.
Für Unternehmen hat Experte Julian Stahl eine klare Empfehlung: „Arbeitgeber, die es schaffen, eine gute Unternehmenskultur zu entwickeln und auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Beschäftigten einzugehen, können dauerhaft von dieser leistungsstarken Gruppe profitieren.“
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