Berlin. Die Betriebskosten für Wärmepumpen müssen runter. Dazu fordert die dena-Chefin einen eigenen Strompreis – und gibt eine Prognose ab.
Deutschland und die Ampel-Koalition diskutieren seit Wochen über den Industriestrompreis. Die Geschäftsführerin der Deutschen Energie-Agentur (dena), Kristina Haverkamp, bringt nun einen Wärmepumpen-Strompreis ins Spiel. „Das Preisverhältnis von Wärmepumpenstrom zu Gas ist ein entscheidender Faktor für die Attraktivität von Wärmepumpen und damit für den Markthochlauf“, sagte Haverkamp dieser Redaktion.
Je größer der Unterschied, desto höher seien die Betriebskosten einer Wärmepumpe im Vergleich zu denen eines Gaskessels. „Um den Wärmepumpen-Hochlauf zu beschleunigen, sollten daher temporär preissenkende Faktoren für den Preis von Wärmepumpenstrom in Betracht gezogen werden,“ so die dena-Chefin.
- Investition:Stromverbrauch und Kosten einer Wärmepumpe – Worauf Sie achten sollten
- Debatte: Die 10 größten Mythen und Lügen über die Wärmepumpe im Faktencheck
- Gebäude:Wärmepumpe auch im Altbau möglich – Das ist zu beachten
- Zuschuss:Förderung für die Wärmepumpe – Diese Zuschüsse gibt es vom Staat
- Kühlung:Wärmepumpe nachrüsten und als Klimaanlage nutzen – So geht's
Strom für Wärmepumpen: Expertin rechnet mit gesonderten Tarifen
Um eine langfristige Preissicherheit in der Stromversorgung sicherzustellen, müsse Strom aus erneuerbaren Energien weiter gesteigert werden, so Haverkamp. „Wir gehen davon aus, dass Vermarkter vermehrt entsprechende Stromprodukte anbieten werden, die einen Fokus auf einen hundertprozentigen Bezug von erneuerbaren Energien setzen und gleichzeitig gesonderte Tarife für die Versorgung der Wärmepumpen anbieten.“
Haverkamp machte außerdem darauf aufmerksam, dass Besitzer von Wärmepumpen auf zeitvariable Tarife achten sollten: „Dabei können sie einen Vorteil aus günstigen Preisen in Zeiten mit hoher Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien im Netz ziehen.“ Außerdem forderte sie Anbieter dazu auf, Kunden zu Photovoltaik-Anlagen zu beraten und diese „zur Eigennutzung aktiv mit anbieten“. Als technische Lösung könnte sich die dena-Geschäftsführerin außerdem eine Kombination von Wärmepumpe, Solar-Photovoltaik-Modulen und Batterien vorstellen, um den Unterschied zwischen Strom- und Gaspreisen auszugleichen.
Lesen Sie auch: Heizung im Altbau – reicht eine Wärmepumpe? Analyse erstaunt
dena-Chefin fordert bundeseinheitlichen Mindestabstand zu Gebäuden
Doch nicht nur die teuren Wärmepumpen in der Anschaffung und die Unsicherheit des Strompreises hält derzeit wohl viele Menschen von dem Kauf einer Wärmepumpe ab. Auch die einzuhaltenden Abstände bis zum Nachbarhaus sind für potenzielle Käufer oft ein Ärgernis. Je nach Bundesland gibt es keine oder verschiedene Mindestabstände. Auch Haverkamp sieht das kritisch: „Aus unserer Sicht ist es sinnvoll, dieses Thema in der Bauministerkonferenz zu behandeln und eine bundeseinheitliche Regelung zum Mindestabstand beim Einbau von Wärmepumpen zu verabschieden. Denn das sorgt für eine bundesweite Planungs- und Rechtssicherheit.“
Deutschland will bis zum Jahr 2045 den Gebäudebestand klimaneutral machen. Derzeit wird laut dena rund ein Drittel der Energie für Wärme- und Kälteerzeugung aufgewendet. Von den 24 Millionen installierten Wärmeerzeugern werden über 80 Prozent fossil mit Gas, Öl oder Kohle betrieben. Wärmepumpen wurden auch in dem jüngst verabschiedeten Gebäudeenergiegesetz (GEG) als zentraler Baustein zur Wärmewende in Häusern und Wohnungen ausgemacht. Bislang haben sich Wärmepumpen jedoch vor allem im Neubau durchgesetzt, wo sie mittlerweile einen Anteil von 57 Prozent haben. Seit 2020 steigt der Absatz auch im Bestand. Dennoch war ihr Anteil mit knapp unter 6 Prozent am gesamten Wärmeerzeugerbestand im Jahr 2022 weiterhin gering.