Berlin. . Neue Daten aus Nordeuropa zeigen: Wärmepumpen können auch bei Kälte effektiv sein. So schneiden sie im Vergleich zu Gasheizungen ab.
- Wärmepumpen haben den Ruf, besonders im Winter nicht sehr effektiv zu sein
- Daten aus dem kalten Nordeuropa zeigen aber: Das muss nicht sein
- Lesen Sie hier, wann die Wärmepumpe sogar besser abschneidet als eine Gasheizung
Es ist paradox, aber Fakt: Die in diesem Jahr bislang meistverkauften Heizungen in Deutschland basieren auf Gas – auf einen fossilen Brennstoff. Dabei empfiehlt die Ampel-Regierung den Kauf und Einbau von Wärmepumpen.
Viele Deutsche scheuen die Anschaffungskosten oder fragen sich, ob die Wärmepumpe sie im tiefsten Winter im Stich lassen wird. Wird die Wohnung wie gewohnt warm? Rechnet sie sich im Vergleich mit Öl und Gas? Schnellt die Stromrechnung in die Höhe?
Eine neue Studie aus Großbritannien kommt zu einem so eindeutigen wie überraschenden Ergebnis: Bei kaltem Wetter ist die Wärmepumpe effizienter als herkömmliche Öl- und Gasheizungen. Darüber berichtet "Joule", eine Fachzeitschrift für Energieforschung.
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Gasheizung versus Wärmepumpe: Wichtige Fakten im Vergleich
Gasheizung | Wärmepumpe |
Erdgas | Umweltwärme |
Einfache Installation – zumeist in bestehenden Gebäuden | Komplexer und benötigt Platz für das Außengerät |
Geringere Anschaffungskosten – aber steigende CO2- und Gaspreise | Höhere Kosten in der Anschaffung – aber geringere Betriebskosten dank hoher Effizienz |
Gasanschluss und Schornstein sind erforderlich | Neben ausreichend Platz ist ein gewisses Maß an Isolierung und ein Stromanschluss Voraussetzung |
Geringere Effizienz im Vergleich zur Wärmepumpe | Sehr hohe Effizienz – besonders bei guter Isolierung |
CO2-Emissionen durch Verbrennung belasten Umwelt | Keine direkten Emissionen – nutzt erneuerbare Energie |
Regelmäßige Wartung notwendig – meist über Schornsteinfeger | Weniger häufig – dafür ist aber ein spezialisierter Techniker nötig |
Lebensdauer von circa 15 bis 20 Jahren | Lebensdauer von circa 20 bis 25 Jahren |
Keine staatliche Förderung in Deutschland | Staatliche Förderung 2023 möglich – neues Förderkonzept ab 2024 |
Studie lässt aufhorchen: So effizient arbeiten Wärmepumpen in Nordeuropa
Die Studie überzeugt. Denn: Sie beschränkt sich nicht auf bloße Angaben der Hersteller oder Labortests, sondern greift auf Feldstudien in kalten Klimazonen zurück: auf den Wirkungsgrad im Echtbetrieb.
Die Forscher der Universität Oxford und des Thinktanks Regulatory Assistance Project schreiben, "interessanterweise konzentriert sich ihre Verwendung in Europa vor allem auf Länder mit kälterem Klima." Finnland, Norwegen und Schweden haben den höchsten Anteil an Wärmepumpen.
In Norwegen wurden im Jahr 2022 mehr als 60 Wärmepumpen pro 1000 Haushalte verkauft. Wobei der Bestand schon sehr hoch ist. 2021 kam man dort auf über 60 dieser Geräte pro 100 Haushalte. Die mittleren Januartemperaturen in West- und Mitteleuropa gehen von 9,1 °C in Portugal bis Minus 9,2 °C in Finnland.
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Zum Verständnis: Luftwärmepumpen nutzen Elektrizität, um einen Kühlkreislauf anzutreiben, der Wärme von einer kälteren Quelle zu einem wärmeren Zielort transportiert. Ihr Wirkungsgrad wird anhand des Leistungskoeffizienten (COP) des Geräts gemessen. Das ist das Verhältnis der abgegebenen Nutzwärme zur verbrauchten Energie. Typische COP-Werte für Wärmepumpen liegen demnach im Bereich von drei bis 6. Das bedeutet, dass aus jeder verbrauchten Stromeinheit drei bis sechs Einheiten Wärme erzeugt werden.
Effizient trotz Minusgrade: Diese Wärmepumpen haben die Forscher überzeugt
Das Fazit der Forscher: Wenn die Außentemperatur zwischen 5 °C und −10 °C liegt, beträgt der mittlere COP über alle Systeme 2,74 und der Median 2,62. Das genüge, um die Heizlasten "mit viel höherer Effizienz zu decken als fossile Heizungen und elektrische Widerstandsheizalternativen".
Einige der marktführenden Kaltklima-Luftwärmepumpen wurden in Finnland bei sehr niedrigen Temperaturen getestet. Modelle von Mitsubishi und Toshiba lieferten beide COPs über 2, selbst bei Temperaturen von nur −20 °C. Bei −30 °C lagen die COPs immer noch zwischen 1,5 und 2 beim Mitsubishi-Modell und 1 und 1,5 beim Toshiba-Modell.
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Öl- und Gasheizung versus Wärmepumpe: Forscher nennt effizienteste Heizung
Die Ergebnisse der Feldtests legten nahe, dass Wärmepumpen eine effiziente Heizlösung in milden, kalten Klimazonen seien, so die Forscher. "Unter 0 °C bleibt der COP in allen Fällen deutlich über 2. Das bedeutet, dass eine Luftwärmepumpe mehr als doppelt so effizient arbeitet wie die Verbrennungs- oder Widerstandsheiztechnik.
Unter der Voraussetzung, dass die Installation eines neuen Heizungssystems sorgfältig geplant und fachmännisch erfolgt, könnten Wärmepumpen "in vielen kalten Klimazonen der Welt für die effizienteste Heizung sorgen".
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Jan Rosenow vom Regulatory Assistance Project beklagte im "Guardian", es habe eine Kampagne gegeben, die falsche Informationen über Wärmepumpen verbreitete. Dabei seien Zweifel gesät worden, ob sie bei kaltem Wetter funktionierten. Die Menschen würden nicht viel über Wärmepumpen wissen. "Daher ist es sehr leicht, ihnen Angst zu machen".
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Die Wärmepumpe ist demnach besser als ihr Ruf und setzt sich auch in Deutschland allmählich durch. Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie rechnet damit, in diesem Jahr deutlich über eine Million Geräte abzusetzen – erstmals seit den 90er-Jahren. Treiber dieser Entwicklung seien die Wärmepumpen mit 196.500 abgesetzten Geräten im ersten Halbjahr und einem Plus von 105 Prozent.
Allein gasbasierte Geräte wurden im selben Zeitraum 385.000 Mal verkauft, plus 29 Prozent – entgegen allen Ratschlägen von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und ungeachtet einer zuletzt noch mal aufgestockten staatlichen Förderung. Eine Restskepsis bleibt.
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