Tagesgeld und Festgeld haben durch gestiegene Zinsen ihr Comeback gefeiert. Ob das so weiter geht, hängt vor allem von der EZB ab.
- An diesem Donnerstag gibt die EZB bekannt, wie es beim Leitzins weitergeht
- Derzeit liegt er bei 4,25 Prozent und die Inflation liegt noch weit von der 2-Prozent-Schwelle entfernt, die die Zentralbank erreichen will
- Werden die Zinsen nun also erhöht? Das hätte weitreichende Folgen für das Tages- und Festgeld
Gleich neun Mal hat die oberste Währungshüterin in den vergangenen Monaten die Leitzinsen erhöht. Aber was blieb Christine Lagarde, mächtige Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), auch übrig? Überall in Europa schossen in Folge der Corona-Krise und des Ukraine-Kriegs die Preise nach oben. Aktuell liegt der Leitzins bei 4,25 Prozent. Zwar hat sich die Inflation etwas abgeschwächt, liegt mit um etwa 6 Prozent in Deutschland aber noch weit von der Zielmarke von 2 Prozent, die sich die EZB für den gesamten Euroraum gesetzt hatte. Also jetzt wieder die Zinsen erhöhen?
Hohe Zinsen für Tagesgeld und Festgeld in Gefahr? EZB-Entscheidung betrifft Sparer
Gespannt schauen Anleger und Investoren nach Frankfurt, wo die EZB am Donnerstag ihre folgenreiche Entscheidung bekanntgeben will. Denn während Sparer nach Jahren der Nullzinspolitik endlich wieder von steigenden Zinsen profitieren, und ihr Geld in Tages- und Festgeld anlegen, sind steigende Zinsen nach Ansicht von vielen Ökonomen Gift für das Wirtschaftswachstum.
Die EU-Kommission hatte erst am Montag ihre Prognose für die Konjunktur in der Europäischen Union und in Deutschland nach unten geschraubt. Sie rechnet für die EU und für die Eurozone nur noch mit einem Wachstum von 0,8 Prozent in diesem Jahr, wie aus der am Montag in Brüssel veröffentlichten Schätzung hervorgeht. In der im Mai vorgestellten Frühjahrsprognose war die Kommission noch von einem Plus von 1,0 Prozent ausgegangen (Eurozone 1,1). Die deutsche Wirtschaft soll nach Einschätzung der Experten in diesem Jahr sogar schrumpfen. Insgesamt hätten auch zunehmende Extremwetter durch die Klimakrise einen Einfluss auf die Wirtschaft.
"Die EU-Wirtschaft hat mit der Pandemie und dem grundlosen Angriffskrieg Russlands in der Ukraine zwei massive Schocks erlitten“, sagte Kommissionsvize Valdis Dombrovskis. Die sehr hohe Inflationsrate habe negative Auswirkungen gehabt, gehe aber nun zurück. "Gestützt auf einen starken Arbeitsmarkt mit Arbeitslosenzahlen auf einem Rekordtief und angesichts des nachlassenden Preisdrucks dürfte sich das Wachstum nach einer Schwächephase im nächsten Jahr leicht erholen."
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Tagesgeld und Festgeld: Das sind die Folgen der EZB-Entscheidung
Das sind nicht gerade rosige Aussichten, die dazu auch noch mit vielen Unsicherheiten belastet sind. Da verwundert es kaum, dass einige Wirtschaftsexperten hoffen, dass die EZB die Sommerprognose der Kommission zum Anlass nehmen könnte, um die Zinsen womöglich doch wieder zu senken oder zumindest stabil zu halten.
Diese Folgen hätte die EZB-Entscheidung jeweils:
- Sinken die Zinsen werden Kredite wieder günstiger, was wiederum Anreize für Unternehmen schaffen sollte, ihre Investitionen hochzufahren – so zumindest die Hoffnung von Wirtschaftsexperten. Eine Zinssenkung hätte unmittelbare Auswirkungen auf das Tages- und Festgeld, bei denen die Zinsen dann in der Folge wieder deutlich niedriger als jetzt liegen dürften. Das große Zins-Rennen bei beiden Anlageformen wäre erstmal beendet.
- Steigen die Zinsen dagegen weiter, könnte das die Wirtschaft noch weiter ausbremsen, dafür aber Sparer beim Tagesgeld und Festgeld eine deutlich höhere Rendite bescheren. Denn auch wenn die Zinsen für beide Anlageformen in den vergangenen Monaten stark gestiegen sind, liegt der Realzins durch die hohe Inflationsquote von etwa 6 Prozent für Anleger noch in den meisten Fällen im Minusbereich.
Wie also wird sich die EZB an diesem Donnerstag entscheiden?
Das oberste Ziel der Zentralbank ist die Gewährleistung der Preisstabilität im Euro-Währungsgebiet. Konkret bedeutet dies, Inflationsraten von unter, aber nahe 2 Prozent auf mittlere Sicht zu erreichen und aufrechtzuerhalten. Nun liegt es aber nicht allein an der EZB, dass dieses Ziel am Ende auch erreicht wird. Wenn Staaten über neue Schulden finanzierte große Konjunkturprogramme auflegen, weil die Wirtschaft weiter zu schrumpfen droht, hat das nämlich eher einen gegenteiligen Effekt: Die Preise – und auch die Verschuldung – könnten dann weiter steigen.
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Bei Goldmann Sachs gehen die Analysten mit Blick auf die entscheidende Sitzung des EZB-Rates am 13. und 14. September davon aus, dass die Zinsen weiter steigen dürften, wie NTV schreibt: "Alles in allem gewichten wir die erhöhte Verlaufsrate der Kerninflation, unsere Erwartung einer geringfügigen Senkung der Inflationsprognosen und Überlegungen zum Risikomanagement höher und halten an unserem Basisszenario einer Zinserhöhung fest". Ökonomen der Landesbank Hessen Thüringen (Helaba) sind in ihrer Prognose gegenüber dem ZDF deutlich zurückhaltender: "Alles ist offen und hängt letztlich von der Bewertung der Datenlage ab."
1. Was ist Tagesgeld?
Tagesgeld ist eine klassische Form von Sparanlage. Bei dieser wird das Geld auf einem speziellen Konto (Tagesgeldkonto) bei einer Bank einbezahlt. Die Besonderheit: Der Sparer kann jederzeit auf sein Geld zugreifen und zusätzlich Zinsen auf den eingezahlten Betrag bekommen.
2. Was bedeutet Einlagensicherung?
Die Einlagensicherung ist ein Mechanismus, der das Geld bei einer Bank bis zu einem bestimmten Betrag absichert – falls die Bank insolvent werden sollte. In der Europäischen Union sind Einlagen von bis zu 100.000 Euro pro Kunde und Bank durch gesetzliche Einlagensicherungssysteme geschützt. Zahlreiche Banken in Deutschland sind zusätzlich in freiwilligen Einlagensicherungsfonds organisiert – diese gewährleisten noch höhere Sicherungen.
3. Was ist der Unterschied zwischen Tagesgeld, Festgeld und Wertpapieren?
Der Hauptunterschied zwischen Tagesgeld und Festgeld besteht in der Verfügbarkeit des Geldes und der Zinsstruktur. Bei einem Tagesgeldkonto haben Sparer jederzeit Zugriff auf ihr Geld und die Zinsen werden in der Regel jährlich gutgeschrieben. Bei einem Festgeldkonto legen die Bankkunden ihr Geld für einen festen Zeitraum an und können während dieser Zeit nicht darauf zugreifen. Dafür ist der Zinssatz oft höher und für die gesamte Laufzeit garantiert.
Tagesgeld und Wertpapiere sind unterschiedliche Anlageformen. Tagesgeld ist sicher und flexibel – es bietet aber meist nur geringe Zinsen. Wertpapiere wie Aktien, Anleihen oder Fonds haben das Potenzial für höhere Renditen – sind aber auch mit einem höheren Risiko verbunden. Wertpapiere können im Wert schwanken und es ist möglich, dass beim Verkauf weniger zurückkommt als ursprünglich investiert wurde.
4. Worauf sollten Sparer beim Vergleich von Tagesgeldkonten achten?
Folgende Faktoren sollten Sparer beim Vergleich von Tagesgeldkonten berücksichtigen:
- Zinssatz: Ein höherer Zinssatz bedeutet mehr Ertrag für das Geld. Zu beachten ist: Einige Banken bieten nur für einen begrenzten Zeitraum hohe Zinssätze an.
- Zinszahlungsintervall: Manche Banken zahlen die Zinsen jährlich aus – andere quartalsweise oder monatlich. Eine mehrmalige Zinszahlung kann vorteilhaft sein – auf diese Weise profitiert man vom Zinseszinseffekt.
- Einlagensicherung: Die Bank sollte ein anerkanntes Einlagensicherungssystem haben. In der EU sind Einlagen bis 100.000 Euro per Gesetz geschützt.
- Gebühren: Einige Banken erheben Gebühren für die Kontoführung oder für bestimmte Dienstleistungen. Über diese Gebühren sollte man sich vor Abschluss informieren.
- Kundenservice: Guter Kundenservice kann wichtig sein – besonders, wenn es Probleme oder Fragen gibt. Im Idealfall bietet eine Bank verschiedene Kommunikationskanäle wie E-Mail, Telefon oder Live-Chat an.
- Online-Zugang: Ein gut gestaltetes Online-Banking-System kann das Verwalten des Kontos erleichtern. Es lohnt sich zu prüfen, ob die Bank eine benutzerfreundliche Webseite und gegebenenfalls eine mobile App hat.
- Mindest- und Höchstanlagebeträge: Manche Banken haben Vorgaben für den Mindest- oder Höchstbetrag, der auf dem Tagesgeldkonto liegen darf. Diese Limits sollten den individuellen Anforderungen entsprechen.
5. Sollte man nur auf das Tagesgeld setzen oder bieten sich andere Anlagenformen an?
Diese Entscheidung ist von den persönlichen Zielen, der Risikobereitschaft und der finanziellen Situation abhängig. Tagesgeld ist eine sichere Anlageform, die einen stetigen, wenn auch meist geringen Zinsertrag bietet und jederzeit verfügbar ist. Dies macht es zu einer guten Wahl für den Aufbau eines Notgroschens oder für Geld, das in absehbarer Zeit benötigt wird.
Für langfristige Sparziele oder zur Vermögensbildung kann es jedoch sinnvoll sein, auch andere Anlageformen zu berücksichtigen:
- Festgeld: Festgeldkonten bieten in der Regel höhere Zinsen als Tagesgeldkonten – aber man kann nicht jederzeit auf das Geld zugreifen. Das Festgeld kann eine gute Option sein, wenn Sparer wissen, dass sie das Geld für einen bestimmten Zeitraum nicht benötigen.
- Wertpapiere: Aktien, Anleihen und Fonds haben das Potenzial für höhere Renditen als Tagesgeld – bringen aber auch mehr Risiko mit sich. Sie könnten an Wert verlieren und am Ende kann man weniger Geld zurückbekommen, als man ursprünglich investiert hat.
- Immobilien: Immobilien können eine gute langfristige Investition sein und bieten sowohl das Potenzial für Kapitalwachstum als auch für Mieteinnahmen. Allerdings sind sie auch mit Kosten und Verpflichtungen verbunden und man benötigt ein erhebliches Startkapital.
- Sparpläne: Sparpläne erlauben regelmäßige Einzahlungen in verschiedene Anlageformen wie Aktien oder Fonds. Diese können besonders für langfristige Ziele wie die Altersvorsorge geeignet sein.
Eine breit gestreute Anlagestrategie – ein sogenanntes "Diversifiziertes Portfolio" – kann dabei helfen, Risiken zu minimieren und die Renditechancen zu optimieren. Ein Finanzberater kann helfen, die individuell passende Anlagestrategie zu finden. Auch Verbraucherschützer können beratend unterstützen. Es ist wichtig, dass die Anlageentscheidung auf der Grundlage der eigenen Ziele, Bedürfnisse und Risikobereitschaft getroffen wird. Neben der Beratung sollte man sich daher immer auch selbst über das Thema Geldanlage informieren.