Hamburg. Im Vergleich zu Haus- bieten Direktbanken oft die besseren Zinsen für ein Tages- oder Festgeld. Worauf ist bei der Anlage zu beachten?
- Das Thema Inflation spielt bei der Anlage in ein Tages- oder Festgeld eine entscheidende Rolle
- Wie findet man als Sparer gute Angebote und wie sicher sind ausländische Banken?
- Wir haben wichtige Fragen und Antworten zusammengefasst
Nach mehrfachen Leitzinserhöhungen im vergangenen Jahr bietet sich für Sparerinnen und Sparer aktuell eine große Auswahl an Angeboten für ein Fest- oder Tagesgeld. Doch die große Zahl an Angeboten wirft Fragen auf: Wie lässt sich das Maximum aus diesen Angeboten herausholen? Und worauf sollte man besonders achten, wenn es um Geldanlagen im Ausland geht? Wir haben einige der wichtigsten Fragen zum Fest- und Tagesgeld aufgelistet und einen Experten befragt.
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Festgeld: Wie lange werden die Zinsen noch steigen?
Innerhalb eines Jahres hat die EZB in zehn Schritten den Leitzins von null auf derzeit 4,5 Prozent angehoben. Bereits vor dem jüngsten EZB-Gipfel am Donnerstag (14. September) hatten viele Analysten gesagt, dass die EZB keinesfalls die Zinsen weiter erhöhen werde - und es kam am Ende doch anders. Wann und ob der Höhepunkt bei den Sparzinsen mit dieser Erhöhung womöglich schon überschritten ist, kann derzeit nicht mit großer Sicherheit gesagt werden.
Festgeld: Wie wirken Zinserhöhungen auf die Inflation?
Noch können Sparer keinen positiven Realzins erwirtschaften, weil die Inflation in Deutschland bei 6,1 Prozent verharrt, die höchsten Sparzinsen aber nur bei rund 4,50 Prozent liegen. Doch das kann sich innerhalb von ein bis zwei Jahren ändern. Nur dann wird es für Sparer nicht mehr solche hohen Zinsen geben. Außerdem orientiert sich die EZB an der Inflationsrate im Euroraum, die bei 5,3 Prozent liegt. „Gleichzeitig fallen aber die Konjunkturdaten sehr schlecht aus“, sagt Intelmann. Die EZB werde auch diese Parameter bei ihrer Entscheidung im Blick haben. „Außerdem zeigen die Zinserhöhungen ihre Wirkung auf die Inflation mit einer Verzögerung von bis zu 18 Monaten“, sagt Intelmann. Der Experte erwartet, dass Ende nächsten Jahres die Inflationsrate in Deutschland bei 2,50 bis 3 Prozent liegen könnte. Dann können Sparer mit ihren Anlagen schon einen positiven Realzins realisieren.
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Wie können Sparer auf diese Entwicklung beim Festgeld reagieren?
Es spricht nichts dagegen, sich jetzt hohe Zinsen von bis zu 4,50 Prozent für ein Jahr zu sichern, wie sie vor allem italienische Banken über die Vermittlungsplattform WeltSparen anbieten. Gemessen an der Laufzeit ist das ein sehr attraktiver Zins. Aber ob man sich dann in einem Jahr noch höhere Zinsen als aktuell sichern kann, ist ungewiss. Für wen sichere Zinseinnahmen auch in der Zukunft wichtig sind, „der sollte sich mit seinen Anlagen eine zeitliche Staffel bis zu einem Zeitraum von sieben Jahren aufbauen“, rät Intelmann. Möglich ist das mit Festgeldern, Firmenanleihen und Laufzeitfonds mit Anleihen, die nach einer gewissen Zeit wieder aufgelöst werden. Eine solche Strategie eignet sich vor allem, wenn höhere fünfstellige Beträge in Zinspapiere investiert werden sollen.
Festgeld: Wie finde ich die besten Angebote?
Einen guten Überblick zu Festgeldern bietet die Seite "Kritische Anleger", weil hier auch Daten zur Bonität und der Einlagensicherung abgerufen werden können. Nicht der höchste Zins verspricht automatisch das beste Angebot. Das zeigt sich an zwei Anbietern, die ihre Anlagen über die Vermittlungsplattform WeltSparen vermitteln. Den höchsten Zins für einen Anlagezeitraum von vier oder fünf Jahren bietet die lettische Rietumu Bank mit 4,55 Prozent, die italienische Solution Bank offeriert nur 4,45 Prozent. Doch im Gegensatz zu der lettischen Bank behält das italienische Geldinstitut keine Quellensteuer von 20 Prozent auf die Zinsen ein, die man nur mit Aufwand zurückerstatten lassen kann.
Italien hat zwar nur eine mittlere Bonität, aber selbst bei einer Pleite der Bank würde die Einlagensicherung des Landes ausreichen, um die Sparer zu entschädigen. Die Mittel dafür sind rund dreimal so hoch wie die schützenswerten Einlagen der Bank (842 Millionen Euro). Unabhängig davon unterliegen alle Angebote der gesetzlichen Einlagensicherung. Damit sind bis zu 100.000 Euro pro Anleger abgesichert. Beide Banken haben allerdings den Nachteil, dass die Zinsen erst am Ende der Laufzeit ausgezahlt werden und hohe Mindestanlagen von bis zu 20.000 Euro verlangt werden.
Festgeld: Gibt es Alternativen zu süd- und osteuropäischen Banken?
Das ist die französische Bank Crédit Agricole*, die auch direkt online in Deutschland erreichbar ist. Für einen Anlagezeitraum von drei bis sieben Jahren kann man sich jeweils 4,15 Prozent sichern. Die Mindestanlage ist mit 5000 Euro vergleichsweise niedrig. Die Bank hat eine hohe Bonität und Frankreich hat eine sehr hohe Bonität. Damit sind alle Kriterien erfüllt, die Verbraucherschützer an ausländische Banken stellen. Und die Zinsen werden bei Crédit Agricole auch jährlich ausgezahlt. Auch die schwedische Direktbank Klarna* kann hier genannt werden, auch wenn es Zinsen von über 4 Prozent nur für die Laufzeiten von 12 bis 24 Monate gibt.
Welche Alternative gibt es, wenn ich die deutsche Einlagensicherung bevorzuge?
Dann gibt es zwei Empfehlungen, die beide neben der gesetzlichen Einlagensicherung auch Mitglied im Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken sind. Damit besteht eine erweiterte Absicherung bis fünf Millionen Euro pro Sparer. Credit Plus* (Mindestanlage 5000 Euro) hat als Bank eine hohe Bonität und bietet für den Anlagezeitraum von zwei bis sieben Jahren jeweils vier Prozent Zinsen. pbb direkt (Mindestanlage 1000 Euro) ist ein Ableger der Deutschen Pfandbriefbank. Für fünf Jahre gibt es vier Prozent Zinsen. Wer sich zehn Jahre bindet, sichert sich jährlich 4,25 Prozent Zinsen, die jährlich ausgezahlt werden.
FAQ zu Festgeld
1. Was ist Festgeld?
Festgeld ist eine Form der Geldanlage bei einer Bank, bei der ein bestimmter Betrag für einen festgelegten Zeitraum zu einem festen Zinssatz angelegt wird. Der Zinssatz ist in der Regel höher als bei einem Tagesgeldkonto, da das Geld für die vereinbarte Laufzeit nicht verfügbar ist.
2. Wie unterscheidet sich das Festgeld vom Tagesgeld?
Während beim Tagesgeld täglich über das Geld verfügt werden kann, ist beim Festgeld der Zugriff auf das Geld für die festgelegte Laufzeit beschränkt. Im Gegenzug bietet das Festgeld in der Regel höhere Zinsen als das Tagesgeld.
3. Wie sicher ist eine Festgeldanlage?
Tages- und Festgeld gelten als eine sichere Anlageforme. In der EU sind Einlagen bis zu 100.000 Euro pro Bank und pro Sparer durch die Einlagensicherung geschützt.
4. Welche Laufzeiten gibt es bei Festgeldkonten?
Festgeldkonten können unterschiedliche Laufzeiten haben – von wenigen Monaten bis zu mehreren Jahren. Je länger die Laufzeit, desto höher ist in der Regel der Zinssatz.
5. Was passiert nach Ablauf der Festgeldlaufzeit?
Nach Ablauf der Laufzeit wird das Festgeld inklusive der Zinsen in der Regel auf das Referenzkonto des Sparers überwiesen. Man kann sich aber auch entscheiden, das Festgeld erneut anzulegen.
6. Kann ich über mein Festgeld vorzeitig verfügen?
In der Regel ist ein vorzeitiger Zugriff auf das Festgeld nicht möglich oder mit Zinsverlusten verbunden. Es gibt mittlerweile aber auch hybride Angebot aus Tages- und Festgeld – sogenannte Flexgeld-Angebote.
7. Wie werden die Zinsen beim Festgeld berechnet?
Die Zinsen werden in der Regel jährlich oder zum Ende der Laufzeit berechnet und dem Referenzkonto gutgeschrieben.
8. Lohnt sich das Festgeld in Zeiten von Niedrigzinsen?
Trotz Niedrigzinsen kann Festgeld eine sinnvolle Option sein, wenn man sein Geld sicher anlegen und trotzdem eine Rendite erzielen möchte. Allerdings können die Zinssätze niedriger sein als in Zeiten höherer Zinsen. Aktuell können Sparerinnen und Sparer zudem von Neukunden-Angeboten im Zuge der steigenden Leitzinsen profitieren.
9. Welche Gebühren fallen bei einem Festgeldkonto an?
Die meisten Banken berechnen keine Gebühren für die Eröffnung oder Führung eines Festgeldkontos. Es ist jedoch ratsam, die Konditionen im Voraus zu prüfen.
10. Kann ich auch als Nicht-EU-Bürger ein Festgeldkonto in der EU eröffnen?
Ja, viele Banken erlauben die Eröffnung eines Festgeldkontos auch für Nicht-EU-Bürger. Es gelten jedoch besondere Dokumentationsanforderungen und möglicherweise unterschiedliche Zinssätze.
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