Essen. Essener Energiekonzern Steag kurz vor dem Verkauf: Die EP-Gruppe von Milliardär Křetínský und Asterion aus Spanien haben Angebote abgegeben.

Bieterwettkampf um den Essener Energieversorger Steag: Die EP-Gruppe des tschechischen Milliardärs Daniel Křetínský und die spanische Fondsgesellschaft Asterion haben zu Wochenbeginn bindende Angebote für die Steag abgegeben. Damit dürfte auch eine Entscheidung kurz bevorstehen.

Křetínský bekommt womöglich namhafte Unterstützung aus dem Ruhrgebiet. Die Essener RAG-Stiftung, Mehrheitseignerin des Chemiekonzerns Evonik, könnte sich mit dem tschechischen Unternehmer zusammentun. Die RAG-Stiftung bestätigte am Dienstag (22. August) auf Anfrage, sie sei von der EP Gruppe „eingeladen“ worden, „am Bieterkonsortium als Joint-Venture-Partner teilzunehmen“. Das Angebot der EP-Gruppe sei am Montag (21. August) abgegeben worden. Zu Angebotshöhe und etwaigen Anteilen wollte sich die Stiftung nicht äußern.

Auch die spanische Fondsgesellschaft Asterion gibt sich nicht geschlagen. Das Unternehmen habe ebenfalls ein bindendes Angebot für die Steag vorgelegt, war im Umfeld des Unternehmens zu hören.

Vor mehr als zehn Jahren hatten sechs Stadtwerke aus dem Ruhrgebiet den Energiekonzern von Evonik übernommen – für insgesamt rund 1,2 Milliarden Euro. Nun wollen die kommunalen Betriebe aus Essen, Bochum, Duisburg, Dortmund, Oberhausen und Dinslaken wieder aussteigen. Es könnte ein milliardenschwerer Deal werden.

Spanische Fondsgesellschaft Asterion setzt auch auf deutsche Manager

Die spanische Fondsgesellschaft Asterion rechne sich weiterhin gute Chancen im Bieterwettbewerb aus, hieß es am Dienstag (22. August) im Umfeld der Investmentfirma, in der auch einige deutsche Manager tätig sind. Der Fonds habe das erforderliche Geld für eine Übernahme und anstehende Investitionen, um die Steag zunehmend auf grüne Geschäftsmodelle umzustellen. Allein für den Ausbau der Wind- und Solaraktivitäten der Steag werde bis zum Jahr 2030 rund eine Milliarde Euro gebraucht.

Bis zu zehn Jahre hält Astrion üblicherweise die Beteiligungen an Unternehmen, auch fünf oder sieben Jahre seien möglich, erläutern Kenner des spanischen Fonds. Das Ziel der Investmentfirma ist, in dieser Zeit den Wert der Beteiligung zu steigern.

Asterion habe Interesse an der ganzen Steag, nicht nur an Teilen, betont ein Insider. Im Zuge einer Konzern-Aufspaltung ist ein großer Teil der Steag-Belegschaft zur neuen Tochterfirma Iqony gewechselt: rund 2300 Beschäftigte, davon gut 2000 in Deutschland. Das Kraftwerksgeschäft der Steag (3200 Beschäftigte) trägt nun den Namen Steag Power. Auch mit der bisherigen Steag-Führung um Konzernchef Andreas Reichel wolle Asterion weiterarbeiten, heißt es. An der Mitbestimmung durch Arbeitnehmervertreter werde nicht gerüttelt.

RAG-Stiftung mit Armin Laschet als Kuratoriumschef

Möglichst noch in diesem Jahr wollen die an der Steag beteiligten Stadtwerke ihren Ausstieg besiegelt haben. Ende August könnten Verkaufsverträge unterzeichnet werden, ist zu hören. Der Abschluss der Transaktion sollte im Laufe des Jahres erfolgen. Dafür müssten allerdings auch die Wettbewerbshüter zustimmen, die bei einem womöglich milliardenschweren Deal zu konsultieren sind.

Schon bei der Übernahme der Aufzug-Sparte von Thyssenkrupp hatte sich die RAG-Stiftung mit einem Bieter zusammengetan. Zusammen mit einem Finanzinvestoren machte die Stiftung dann auch das Rennen. Die Essener Stiftung, die von einem politisch besetzten Kuratorium mit dem früheren NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet an der Spitze kontrolliert wird, ist tief im Ruhrgebiet verankert. Entsprechend dürfte eine Beteiligung an der Übernahme der Steag auch bei der Gewerkschaft IGBCE vermutlich auf Wohlwollen treffen.

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