Berlin. Leberschäden und Krebsrisiko: In Irland soll ab 2026 Alkohol mit Warnhinweisen versehen werden. Ökonomen wollen das Modell ausweiten.
Wer an den Tabakwaren im Supermarkt vorbeigeht, dem stechen die unappetitlichen Bilder von schwarzen Lungenflügeln, verfaulten Zähnen oder einem Krebsgeschwür auf der Zunge entgegen. Seit sieben Jahren werden Schockbilder und Warnhinweise auf Zigarettenpackungen gedruckt.
Nun sorgt der irische Gesundheitsminister Stephen Donnelly mit einem ähnlichen Plan für Alkoholika für Aufsehen. Jüngst unterzeichnete Donnelly ein Vorhaben, wonach ab 2026 Warnhinweise vor gesundheitlichen Risiken auf Alkoholflaschen verpflichtend abgedruckt werden müssen.
Bier, Wein, Whiskey: Irland will Warnhinweise auf Alkoholflaschen drucken
Auf irischem Whiskey, Gin oder Guinness würde dann davor gewarnt werden, dass Alkohol die Leber schädigt, es einen Zusammenhang zwischen Alkohol und Krebserkrankungen gibt und Alkohol in der Schwangerschaft eine Gefahr für den Fötus darstellt.
Verstärkt werden soll der Warnhinweis zwar nicht mit einem Ekelbild, dafür aber mit einem Piktogramm neben dem Text. Auch in Pubs, Kneipen und Restaurants soll es künftig Warnhinweise geben, außerdem sollen Verbote und Beschränkungen für Alkoholwerbung etwa im Umkreis von Schulen, in öffentlichen Verkehrsmitteln sowie im Fernsehen und Kino greifen.
Lob von der WHO – Widerstand aus Italien, Frankreich und Deutschland
Während Gesundheitsorganisationen wie die WHO oder die Irish Cancer Society das Vorhaben begrüßen, schäumen die Spirituosenhersteller und die Alkohollobby vor Wut – und finden damit Anklang. „Absurd“ nannte Italiens Außenminister Antonio Tajani das Vorhaben auf Twitter und witterte einen Angriff auf die Identität Italiens.
Die französische Europaabgeordnete Irène Tolleret, Ko-Vorsitzende der interfraktionellen Arbeitsgruppe für Wein, Spirituosen und Lebensmittel im Europäischen Parlament, sieht die Weinerzeuger benachteiligt und fürchtet eine Behinderung des Binnenmarktes. In Deutschland schlug der Deutsche Weinbauverband Alarm, fürchtete Mehrkosten für kleine und mittelständische Unternehmen. Für Deutschland ist der irische Markt allerdings nur bedingt relevant. Zuletzt lag der Anteil der Wein-Ausfuhren von Deutschland nach Irland bei unter einem Prozent.
Ökonomen fordern Ausweitung auf gesamten EU-Markt
Für eine Ausweitung der irischen Regeln hingegen plädieren nun die Ökonomen Andrea De Petris, Nathalja Nolen und Victor Warhem von der Denkfabrik Centrum für europäische Politik (cep). Das geht aus einem Positionspapier hervor, das unserer Redaktion vorliegt. „Mit Blick auf die gesundheitlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Risiken von Alkohol sollte der irische Vorstoß in ganz Europa umgesetzt werden“, sagte De Petris vom cep-Standort Rom.
Laut des Pariser Ökonomen Warhem sei eine solche EU-weite Regelung nicht nur aus gesundheitlichen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen sinnvoll, da andernfalls kleinere Hersteller aus dem Markt gedrängt würden. Die Freiburger Gesundheitsexpertin Nolen hält daher ein einheitliches Label für die gesamte EU für „die sinnvollste Lösung“.
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Weniger weitreichende Kennzeichnungen gibt es bereits in anderen Ländern. In Frankreich und Litauen wird auf Alkoholflaschen etwa vor möglichen Folgen des Konsums während der Schwangerschaft gewarnt.