Berlin. Bei der Geldanlage tut sich etwas: Hohe Zinsen gibt es auch mit deutscher Einlagensicherung. Sollte man jetzt zuschlagen oder abwarten?

Sie bewegen sich weiter nach oben – die Zinsen für sichere Geldanlagen. 3,5 Prozent pro Jahr für Festgeld bei einem Anlagezeitraum von einem Jahren bietet mit der Targobank aktuell ein deutsches Geldinstitut mit einer besonders starken Einlagensicherung. 3,35 Prozent sind es bei der abcbank für eine Laufzeit von zwei Jahr. Die Bank11 lockte zwischenzeitlich gar mit 4 Prozent für das zweijährige Festgeldkonto, fuhr ihr Angebot nun aber auf 3,25 Prozent zurück. Trotzdem: So hohe Zinsen hat es lange nicht mehr gegeben.

Schließlich mussten sich die Bundesbürger viele Jahre lang sogar über Negativzinsen, die von den Banken mit dem harmloser klingenden Wort „Verwahrentgelt“ umschrieben wurden, ärgern. Nun gibt es wieder Prozente aufs Ersparte – und die Zinsen könnten in den kommenden Monaten sogar weiter steigen. Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Festgeld: Warum steigen jetzt die Zinsen?

Hauptgrund ist die weiterhin hohe Inflation. Nachdem die Verbraucherpreise in Deutschland über fast 25 Jahre nahe oder unterhalb von zwei Prozent lagen, ziehen sie seit Ende 2021 kräftig an. Treiber dieser Entwicklung sind vor allem die im Zuge des Ukraine-Krieges und Russland-Embargos dramatisch gestiegenen Energiepreise.

Im Oktober 2022 erreichte die monatliche Inflationsrate mit 10,4 Prozent ihren höchsten Stand. Seitdem fallen die Steigerungen zwar nicht mehr so stark aus, aber mit aktuell 6,1 Prozent (Mai) ist der Wert immer noch weit entfernt von der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB), die rund zwei Prozent anstrebt.

Auch interessant:Studie: Inflation trifft Familien mit Kindern besonders hart

Um die hohen Inflationsraten in den Griff zu bekommen, setzt die EZB vor allem auf eine Erhöhung der Leitzinsen. In mehreren Schritten haben die Währungshüter ihren Hauptzinssatz auf mittlerweile 3,75 Prozent angepasst. Geschäftsbanken müssen also höhere Zinsen bezahlen, wollen sie sich Geld bei der EZB leihen, gleichzeitig bekommen sie aber auch höhere Zinsen, wenn sie Kapital bei der EZB zwischenparken.

Die Idee: Die Zentralbank will Geld aus dem ökonomischen Kreislauf ziehen. Kredite für Privatkunden werden so teurer, zugleich dürfen sich Kleinanleger über höhere Sparzinsen freuen. Der Konsum sinkt. Eine geringere Nachfrage sorgt für weniger stark oder sogar fallende Preise – zumindest in der Theorie.

Kommentar:EZB hebt den Leitzins an – eine Frage des Vertrauens

Was zahlen Geldinstitute aktuell für Festgeld?

Sparerinnen und Sparer sollten sich die Frage stellen, wo sie ihr Geld anlegen. In der deutschen Einlagensicherung sind auch im Falle einer Bankpleite Summen von bis zu 100.000 Euro abgesichert. Für eine Laufzeit von einem Jahr zahlt beispielsweise die Targobank 3,5 Prozent bei einer Mindestanlage von 2.500 Euro. Die Zweigniederlassung der indischen Staatsbank (SBI) in Frankfurt, die ebenfalls der deutschen Einlagensicherung unterliegt, zahlt 3,35 Prozent für Einlagen bis zu 100.000 Euro. Denselben Zinssatz für eine zweijährige Laufzeit bietet die Kölner abcbank bei einer Mindesteinlage von 5000 Euro.

Allerdings sollte man nicht vergessen, dass bei einer Inflation von derzeit mehr als sechs Prozent nach Abzug dieser Preissteigerung weiterhin ein realer Wertverlust steht.

Auch interessant:Festgeld, Aktien, Anleihen: 10.000 Euro gut anlegen - so geht’s

Wie werden sich Inflation und Zinsen noch entwickeln?

„Diese Frage lässt sich nicht verlässlich beantworten, das ist wie der Blick in die vielzitierte Glaskugel“, sagt Sandra Klug von der Verbraucherzentrale Hamburg. Dennoch geht sie nicht davon aus, dass die Zinsen noch sehr stark zulegen werden. Michael Berlemann wird ein wenig konkreter. Der wissenschaftliche Direktor des Hamburger Wirtschaftsforschungsinstituts HWWI erwartet, dass sich die Konditionen für Tages- und Festgeld noch verbessern werden. Allzu große Sprünge nach oben dürften die Anleger aber nicht mehr erwarten: „Es wird sich um marginale Änderungen handeln.“

Bei der Inflation ist Berlemann eher optimistisch gestimmt. Den Höhepunkt der Preissteigerungen habe Deutschland hinter sich, so der Volkswirt. Doch es werde noch einige Zeit dauern, bis die Inflation wieder auf ein Normalmaß zurückgehe. Berlemanns Prognose mit Blick auf die EZB-Zinsen: „Auch wenn die Inflation leicht rückläufig ist, wird die Europäische Zentralbank vermutlich noch weitere kleine Zinsschritte unternehmen. Ich gehe von zwei weiteren Zinserhöhungen in diesem Jahr um jeweils 0,25 Prozentpunkte aus.“

Die EZB werde um jeden Preis vermeiden wollen, dass die Inflation deutlich über ihrem Zielwert von zwei Prozent verharre und dann später weitere Maßnahmen notwendig würden. Zudem müsse sich die EZB an der Inflation des Euroraums orientieren, die mit zuletzt sieben Prozent höher als in Deutschland lag.

+++ viele Informationen finden Sie auch auf unserer Themenseite Kreditkarte +++

  • Kostenlose Kreditkarte ohne Jahresgebühr: Die Top 5 von Verivox
  • Amazon-Kreditkarte gibt es nicht mehr: 10 Alternativen für Verbraucher
  • Goldene Kreditkarten im Finanzcheck: Drei im Vergleich sind kostenlos
  • ‚Geld-zurück‘-Kreditkarte: Cashback im Check – beste Produkte für Sparer
  • Kreditkarte ohne Schufa: Prepaid- und Debitkarten im großen Vergleich
  • Kredit- oder Debitkarte? Diese Banken bieten sie kostenlos zum Konto an
  • Kreditkarte im Urlaub: Versicherung und Co. – beste Anbieter fürs Ausland
  • Kreditkarte ohne Girokonto: Für diese Produkte wird kein neues Konto gebraucht

Wie viel sollte man in Festgeld anlegen?

„Das kann man so pauschal nicht sagen und hängt stark von der individuellen Situation des Anlegers ab“, sagt Finanzexpertin Sandra Klug. Auf längere Sicht hält sie börsengehandelte Indexfonds (ETFs) für die bessere Wahl.

Der Vorteil gegenüber einzelnen Aktien: Mit ETFs kann man kostengünstig in komplette Märkte investieren. So streut man sein Risiko zum Beispiel bei einem MSCI-World-ETF auf etwa 1600 Unternehmen weltweit. Das reduziert nicht nur die Risiken, sondern erhöht auch die Chancen.

Allerdings sollte man einen Anlagehorizont von mindestens zehn Jahren haben. Sandra Klug verweist auf folgende Regel: „Einhundert minus das aktuelle Lebensalter.“ Diesen Prozentsatz seines Vermögens kann man in Fonds anlegen. Der Rest steht für andere, kurzfristigere Anlagen zur Verfügung, also auch für Festgeld.