Wittgenstein. Hohe Nachfrage nach Plätzen in Wittgenstein nach Krankenhausaufenthalten und während der Urlaubszeit. Die aktuelle Situation.

Was, wenn der Partner, die Mutter oder aber der Großvater plötzlich zum Pflegefall werden? Es gibt viele Menschen, die sich dazu entscheiden, ihren Angehörigen daheim zu pflegen. Aber es gibt auch Zeiten, wo die Pflege in den eigenen vier Wändern nicht aufrecht gehalten werden kann - sei es aufgrund einer Erkrankung, erhöhtem Pflegebedarf oder auch eines Urlaubs. Für viele Menschen beginnt dann die Suche nach einem Platz in der Kurzzeitpflege. Plätze, die sehr begehrt sind und nicht selten eine lange Vorlaufzeit benötigen? Unsere Redaktion hat bei einigen Pflegeeinrichtungen in Wittgenstein nachgefragt, wie viele Plätze sie in der Kurzzeitpflege haben und wann pflegende Angehörige sich am besten hierfür melden sollten.

Grundsätzlich ist von Kurzzeitpflege die Rede, „wenn eine pflegebedürftige Person für eine begrenzte Zeit einer vollstationären Pflege bedarf. Häufig ist das nach einem Krankenhausaufenthalt der Fall oder wenn die häusliche Pflege für eine bestimmte Zeit ausgesetzt werden muss oder soll“, heißt es seitens des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz (Sozialgesetzbuch § 42). Pflegebedürftige mit Pflegegrad 2 bis 5 haben einen Anspruch auf einen Kurzzeitpflegeplatz.

Täglich neue Anfragen

Im Haus Ederhöhe in Beddelhausen beispielsweise können drei der insgesamt 24 vollstationären Plätzen als Kurzzeitpflegeplatz belegt werden. „In der Regel beginnt der Aufenthalt mit der Kurzzeitpflege/ Verhinderungspflege und geht in die Vollstationäre Pflege über, das heißt ein neuer Kurzzeitpflegeplatz wird erst wieder frei, wenn jemand auszieht oder verstirbt“, berichtet Sandra Schaar von der Einrichtungsleitung des Seniorenheims „Haus Ederhöhe“.

Leider können nur durch Abruf die Plätze vergeben werden. Täglich gehen ca. drei bis sechs Anfragen in der Verwaltung ein, die selten aufgenommen werden können. Wir setzten sie auf Wunsch auf unsere Warteliste.
Sandra Schaar - Einrichtungsleitung des Seniorenheims „Haus Ederhöhe“

Plätze können dort „leider nur durch Abruf vergeben werden“, so Schaar. Insbesondere mittwochs und donnerstags - nach Krankenhausentlassungen - gebe es eine erhöhte Nachfrage. Aber auch sonst gehen „täglich circa drei bis sechs Anfragen in der Verwaltung ein, die selten aufgenommen werden können. Wir setzten sie auf Wunsch auf unsere Warteliste.“

Weit im Voraus anmelden

Dass viele Kurzzeitpflege-Bewohner in die Vollstationäre übergehen, kennen auch die Mitarbeiter des Evangelischen Johanneswerkes, das zwei Pflegeeinrichtungen in Bad Berleburg betreibt. Das Friederike-Fliedner-Haus mit insgesamt 72 Plätzen verfügt über sechs Kurzzeitpflegeplätze und das Haus am Sähling mit aktuell 48 Plätzen verfügt über fünf Kurzzeitpflegeplätze, „von denen eins ständig für Kurzzeitpflege vorgehalten werden muss“, so Geschäftsleiter Peter-Christian König. Von den insgesamt elf Plätzen waren laut König in 2023 und im ersten Quartal dieses Jahres immer mehr als sieben vergeben. „Die Differenz resultiert daraus, dass einige Kurzzeitpflegegäste nach der Kurzzeitpflege in den Status vollstationäre Bewohner wechseln und diesen Kurzzeitpflegeplatz noch einige Zeit blockieren“, so König.

Was die Nachfrage diesbezüglich betrifft - so seien bei den beiden Einrichtungen sowohl geplante Urlaubsanfragen, vor allem aber „Notfall“-Anfragen, beispielsweise nach einem Krankenhausaufenthalt, ganzjährig hoch. „Es müssen nahezu täglich Absagen erteilt werden, manchmal auch zwei oder drei täglich“, berichtet König. „Die Anfragen sind längst nicht mehr nur regional, sondern der Umkreis liegt mittlerweile bei 200 Kilometern. Zudem sind die Anfragen der Sozialdienste aus den umliegenden Krankenhäusern enorm gestiegen.“ Daher sollten sich Interessierte für eine planbare Kurzzeitpflege „mindestens drei Monate, besser aber ein halbes Jahr vorher anfragen.“

Die Anfragen sind längst nicht mehr nur regional, sondern der Umkreis liegt mittlerweile bei 200 Kilometern. Zudem sind die Anfragen der Sozialdienste aus den umliegenden Krankenhäusern enorm gestiegen.
Peter-Christian König - Geschäftsleiter des Evangelischen Johanneswerks

Grundsätzlich sei der Bedarf an Kurzzeitpflegeplätzen „vor allem aufgrund der verkürzten Verweildauern in den Krankenhäusern in den letzten Jahren stark angestiegen. Auch wird eine Kurzzeitpflege oft als ,Probewohnen‘ vor die eigentlich angestrebte vollstationären Langzeitpflege gesetzt, unter anderem auch um die gesonderte Finanzierung durch die Pflegeversicherung, noch mitzunehmen‘“, erklärt König. „Der erhöhte Aufwand in der Kurzzeitpflege für die Einrichtungen, beispielsweise im Bereich der Verwaltung und Pflegedokumentation, wird durch einen höheren pauschalen Pflegesatz (sogenannte Fix-Flex-Regelung des Landes NRW) nur zum Teil kompensiert.“

Derzeit alle Plätze belegt

Im Haus Elim in Oberndorf werden sechs Kurzzeitpflegeplätze vorgehalten - die sind jedoch derzeit alle belegt. „Stand jetzt (31. Mai) gibt es ab Mitte Juli noch einen freien Platz für wenige Wochen“, teilt Benjamin Krusemark, Geschäftsführung und Einrichtungsleitung des Seniorenstift Elim, mit. Die Nachfrage an Kurzzeitpflegeplätzen bestehe eigentlich immer. „Es ist so, dass wir nahezu täglich Absagen aussprechen müssen“, so Krusemark. Anfragen von Angehörigen für einen solchen Platz kommen meist ein Jahr im Voraus.

Es ist so, dass wir nahezu täglich Absagen aussprechen müssen.
Benjamin Krusemark - Geschäftsführung und Einrichtungsleitung des Seniorenstift Elim

Die Redaktion hat im Vorfeld weitere Pflegeeinrichtungen in der Region angefragt. Die Antworten hierzu stehen noch aus und werden zum späteren Zeitpunkt veröffentlicht.

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