Bad Berleburg. Die Entscheidung überrascht, denn es war das erfolgreichste Jahr des Hotels. Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer ist nur ein Grund.
Es ist eine schwere Entscheidung, die die Hoteliers Silvia Köster-Benkendorf und Andreas Benkedorf jetzt getroffen haben. Sie werden das Restaurant ihres Hotels zum 31. Mai 2024 schließen. Künftig wird das Hotel auf Übernachtungen mit Frühstück umstellen und als Hotel garni geführt.
„Das ist uns absolut nicht leicht gefallen“, sagt Andreas Benkendorf und erläutert die Hintergründe für diese betriebswirtschaftliche Entscheidung, die wenig mit dem sehr gut laufenden Hotelbetrieb, dafür aber sehr viel mit fehlenden Fachkräften, politischen Rahmenbedingungen und einer persönlichen Hemmschwelle vieler Kunden zu tun hat.
Frühstücksangebot und Gutscheine
Frühstücken wird auch für externe Gäste weiterhin möglich sein. Und auch die Gutscheine für die „Alte Schule“ können bis zum 31. Mai noch im Restaurant und danach für ein ausgiebiges Frühstück mit Familie und Freunden eingelöst werden – nach vorheriger Reservierung unter 02751 920478-0.
Ganz oben auf der Liste der Ursachen stehen gestiegene Energie- und Warenpreise oder die Mehrwertsteuererhöhung auf Speisen, zurück von 7 auf 19 Prozent. „Diese Preissteigerung können wir nicht an die Kunden weitergeben“, macht Benkendorf klar. Schon gar nicht, weil das Geschäft mit dem Restaurant rückläufig ist: „Wir spüren seit 2022/23 eine Kaufzurückhaltung bei allen Menschen. Und bei vielen Kunden ist die Hemmschwelle, in ein Hotel-Restaurant zu gehen, höher als in ein einfaches Restaurant“, berichtet der Gastronom von einem bekannten, aber kaum erklärbaren Effekt.
Schon vor 16 Jahren, als das Paar Köster und Benkendorf nach Bad Berleburg kam und aus einer ehemaligen Jugendherberge das Hotel Alte Schule entwickelte, hatten erfahrene Sauerländer Gastronomen gute Ratschläge verteilt. „Ich habe natürlich bei Deimann und Schütte nachgefragt und die haben gesagt, dass Restaurants in Hotels immer ein Zuschussgeschäft sind“, berichtet Benkendorf. Und die Zahlen bestätigen dies, so Benkendorf. „Unser Hotel ist stetig gewachsen und wir hatten in 2023 das beste Jahr unseres Hotels, aber das Restaurant hat sich gegenläufig entwickelt.“
Hinzu kommt dann zu guter Letzt noch der Fachkräftemangel: „Wir sind sehr gerne Gastgeber und gewohnt viel zu arbeiten. Aber wir können nicht alle fehlenden Hände kompensieren, weder im Service noch in der Küche.“ Das Hotel zahle bereits über dem Tarif, doch wenn selbst ungelernte Fachkräfte mehr als den Tariflohn verlangen, sei das nicht mehr zu stemmen, sagt der Hotelier.
Einen weiteren Grund für diesen weitreichenden Entschluss bot die Kündigung eines Kochs, der Wittgenstein aus privaten Gründen verlassen will. Damit fiel das Konzept, den Restaurantbesuchern etwas besonders Gutes, Kreatives und Leckeres zu servieren. Bislang waren regionale und saisonale Produkte genauso selbstverständlich wie die frische Zubereitung im eigenen Hause. Doch damit ist am 31. Mai Schluss. „Wir haben diese Entscheidung, solange es ging, herausgezögert. Unseren Gästen schöne Stunden in unserem Restaurant zu bereiten, war und ist für uns etwas sehr Schönes an unserem Beruf. Doch irgendwann stößt man an Grenzen und muss Prioritäten setzen.“
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Vor der finalen Entscheidung hatten sich die Hoteliers verschiedene vergleichbare Häuser angeschaut und es ist klar: „Das ist ein Schritt, den bereits viele Kollegen gemacht haben“, sagt Andreas Benkendorf. Und seine Frau Silvia Köster-Benkedorf ergänzt: „Ein Hotel mit einem auf deutsche Küche ausgerichteten Restaurant ist heute schon fast eine Seltenheit.“
Aber die Entscheidung berge auch Chancen: Investitionen in die benachbarten Hotels „Fliegendes Klassenzimmer“ oder „Nachts im Museum“ sind geplant. Der betriebswirtschaftliche Schritt macht dies nun wieder möglich. „Die Restaurantschließung fällt uns enorm schwer, aber manchmal muss man einen großen Schnitt machen, um Neues entstehen zu lassen. Natürlich werden wir unser Hotel weiterentwickeln und uns z. B. in das Projekt ‚Smart City‘ einbringen. Die Digitalisierung bietet viele Möglichkeiten, unseren Gästen in Bad Berleburg auch weiterhin einen guten Service zu bieten.“