Wittgenstein. Bilanzsumme, Kredite und Einlagen sind stabil. Aber das Wertpapier-Geschäft wächst auf Rekordhoch. Die Analyse.
Axel Theuer, Andreas Droese und Ekkehard Feuring präsentieren gute Zahlen. Die bestimmende Zahl für das laufende Jahr der Sparkasse Wittgenstein ist die 175. Mit 175 Jahren ist das größte Kreditinstitut im Altkreis Wittgenstein auch das älteste. Zum Vergleich, die Volksbank Wittgenstein ist 155 Jahre alt.
Unabhängig vom Alter und den vielen Jubiläumsveranstaltungen steht im Frühjahr aber auch die Bilanz zur Diskussion. Und da fällt auf, dass die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken sind. Schaut man aber auch noch ein Jahr weiter zurück, zeigt sich, dass das Niveau der Geschäftszahlen sehr stabil ist. „2023 war ein Jahr mit vielen Unwägbarkeiten“, gesteht der Vorsitzende des Vorstands, Axel Theuer. „Insbesondere aufgrund der hohen Bewegungen des Marktzinsniveaus mussten wir stets flexibel agieren. In der Rückschau können wir sagen: Das ist uns gut gelungen!“
Die Bilanzsumme der Sparkasse lag im vergangenen Jahr mit 995 Millionen Euro knapp unterhalb der Marke von einer Milliarde, die im Jahr 2022 noch geknackt worden war. Immerhin: Dieser Kennwert, der vor allem außerhalb der Banken und Sparkassen gerne für Vergleiche herangezogen wird, lag 2021 bei 978 Millionen Euro.
Die Bilanzpressekonferenz nutzte der Vorstand auch zu einem spannenden Blick zurück in der 175-jährigen Unternehmensgeschichte. Nach der Währungsreform in 1948 reduzierte sich die Bilanzsumme der damaligen Kreissparkasse auf knapp 3,2 Millionen DM. In heutiger Kaufkraft entspräche dies aber ungefähr 9,5 Millionen Euro. „Seitdem sind wir kontinuierlich – und vor allem gemeinsam mit den Wittgensteiner Unternehmen – gewachsen“, berichtet Vorstandsmitglied Andreas Droese. „Als Partner des heimischen Mittelstands haben wir zu sicheren Arbeitsplätzen und zum Wohlstand der Region beigetragen.“
Leichter Rückgang bei Kreditvolumen
Als Partner der Wirtschaft geht es häufig um Finanzierungen: Den Kreditbestand zum Ende des vergangenen Jahres weist die Sparkasse mit 720 Millionen Euro aus. Das Niveau hier ist im Vergleich zum Vorjahr um zehn Millionen gesunken. Allerdings müssen Kredite und Einlagen auch immer in einem gesunden Verhältnis stehen: „Seit unserer Gründung liegt es in unserer Natur, möglichst vielen Menschen wirtschaftliche und soziale Teilhabe zu ermöglichen“, so Axel Theuer. „Daher vergeben wir Kredite immer verantwortungsbewusst, um mögliche Überschuldungen unserer Kunden zu vermeiden. Unser Auftrag ist dynamisches, der Region angemessenes Kreditwachstum.“
Mit Spareinlagen von 793 Millionen Euro (-39 Millionen) habe man das hohe Vorjahresniveau nahezu halten können. „Das freut uns sehr, denn zusätzlich zu den Spareinlagen haben viele unserer Kunden die Chance genutzt, um in festverzinslichen Wertpapieren zu investieren“, berichtet Andreas Droese. „In einem wirtschaftlich sehr herausfordernden Jahr 2023 haben unsere Privatkunden eine Ersparnisbildung von insgesamt knapp 44 Millionen Euro erreichen können.“ Unter anderem die angesprochenen hochverzinslichen Wertpapiere sorgten dafür, dass das Volumen der Wertpapieranlagen mit 312 Millionen Euro einen neuen Höchststand in der Geschichte der Sparkasse bedeute. Zum Vergleich: in 2021 waren es 40 Millionen Euro weniger. Seit Jahren, so Droese, erläutere man den Kunden in den Beratungsgesprächen, dass ein positiver Realzins nicht allein mit klassischen Einlageprodukten erreichbar sei. Daher sei das erstmalige Überschreiten der Marke von 300 Millionen Euro eine tolle Nachricht.
Elektronisches Banking wird wichtiger
Bei Gründung der Sparkasse noch undenkbar, heute dagegen ist es ganz normal, die Finanzen über die Sparkassen-App zu verwalten. „In 2023 verzeichneten wir fast 4 Millionen Aufrufe in unserer S-App“, freut sich Axel Theuer. „Die App wird ständig weiterentwickelt und setzt so immer wieder neue Standards, mit denen unsere Kunden noch mehr Flexibilität im Umgang mit ihren Finanzen gewinnen.“ Abschließend wagt der Vorstandsvorsitzende dann auch noch den Blick nach vorn: „Wir sehen uns seit 175 Jahren als gesellschaftlichen Vertrauens- und Stabilitätsanker der Region“, gibt er sich selbstbewusst. „Und diese Rolle werden wir auch in Zukunft einnehmen können.“