Erndtebrück. „Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen.“ Ulrike Dornhöfer schließt ihren Laden nach zehn Jahren aus mehreren Gründen.

In aller Ruhe nach der passenden Nacht- oder Unterwäsche suchen und dabei ein kleines Pläuschchen halten, das war im Wäscheladen von Ulrike Dornhöfer lange Zeit möglich. Zehn Jahre lang hat die Inhaberin ihre Kunden in ihrem Laden beraten. Jahre, in denen die 60-Jährige aus Steinbach viele schöne Momente erlebt hat. Umso schwerer ist ihr die Entscheidung gefallen, ihren Laden demnächst zu schließen. Der Räumungsverkauf in der Marburger Straße 2a hat bereits begonnen.

Ein Jahr in etwa hatte die Geschäftsinhaberin über eine mögliche Schließung nachgedacht, lag manche Nacht deswegen wach. Ende Oktober dieses Jahres war die Entscheidung dann gefallen. „Es geht so einfach nicht mehr“, sagt Ulrike Dornhöfer, die gleich mehrere Gründe für die anstehende Schließung nennt. „Corona war eine Katastrophe“, erinnert sie sich. Viele Kundinnen und Kunden haben während der Pandemie das Internet für sich entdeckt, „und sind auch heute dabei geblieben“, sagt Dornhöfer. „Das Internet macht den Einzelhandel kaputt.“

Gestiegene Preise haben Folgen auf das Kaufverhalten der Kunden

Hinzu kommen die gestiegenen Preise in nahezu allen Bereichen des täglichen Lebens. „Ich selbst muss höhere Gas- und Stromrechnungen hier für den Laden zahlen. Und das geht Privatpersonen zu Hause ja nicht anders.“ Strom, Gas, Benzin - die Preise sind in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. „Dann wird oftmals zuerst bei der Nachtwäsche gespart. Im Sommer gehen viele dann eben im T-Shirt ins Bett, bevor sie sich einen neuen Schlafanzug kaufen.“ Teilweise habe es Tage gegeben, an denen nur noch zwei Kunden in das Geschäft im Erndtebrücker Kernort kamen. „So kann man ein Geschäft auf Dauer nicht führen“, sagt Ulrike Dornhöfer. „Hinzu kommt auch noch, dass ich selbst aufgrund einer Krankheit zweieinhalb Jahre nicht im Laden stehen konnte.“ Ihre Mitarbeiterin Christina Schmallenbach und ihre Tochter Stefanie Kuschmann haben während dieser Zeit die Stellung gehalten.

Am 2. November startete der Räumungsverkauf in dem Wäscheladen.
Am 2. November startete der Räumungsverkauf in dem Wäscheladen. © WP | Ramona Richter

Mittlerweile steht Ulrike Dornhöfer wieder selbst in ihrem Laden. Den Laden, mit dem sie sich vor zehn Jahren einen großen Traum erfüllt hatte. „Damals lief das Geschäft auch wirklich gut. Klar gab es auch mal ruhigere Tage, aber es lief“, erinnert sie sich noch an die Anfangszeit. Viele ihrer Kunden kannte sie bereits. „Das liegt daran, dass ich bei Schillings gelernt habe und später dann bei Dreisbach-Moden und im Schuh-Belz gearbeitet habe, wo ich bereits viele Erndtebrücker kennenlernte.“ Umso schwerer ist ihr die Entscheidung, den Laden zu schließen, am Ende gefallen. „Vor allem für die älteren Menschen tut es mir leid“, sagt sie. Das bestätigt auch ein älterer Herr, der am Dienstagmorgen in den Laden kommt, um sich ein neues Unterhemd zu kaufen. „Es ist wirklich schade, dass ihr schließen müsst“, sagt er. „Immer mehr schließt. Grad für ältere Menschen wird es dadurch nicht einfacher.“

Das Internet macht den Einzelhandel kaputt.
Ulrike Dornhöfer, Inhaberin von „Der Wäscheladen“

Bis wann der Ausverkauf läuft, steht noch nicht fest. „Wir haben das Glück, dass uns die Immobilie gehört. Daher können wir spontan schauen, ob der Räumungsverkauf im Dezember endet oder im Januar“, so Dornhöfer, die vor allem den Kontakt zu den Kunden vermissen wird. „Mir hat es immer großen Spaß gemacht, die Kunden hier im Laden zu beraten.“ Nun hofft sie, dass sie einen Nachmieter für die Geschäftsräume findet. „Es wäre doch schön, wenn hier auch künftig Leben im Geschäft wäre.“ Sie selbst werde sich erst einmal eine Auszeit gönnen. „Meine Enkel freuen sich schon auf die Oma-Zeit“, sagt sie. Danach aber könnte sie sich schon vorstellen, wieder ein paar Stunden zu arbeiten, wenn sich etwas Passendes ergibt. „Die ganze Zeit zu Hause sitzen - das kann ich auch nicht“, sagt sie.