Biedenkopf/Wittgenstein. „Wir werden kämpfen!“ Der Kreisverband will das Krankenhaus, in dem auch Wittgensteiner arbeiten, retten. Tausende Bürger unterstützen den Kampf.
Es ist ein Schock nicht nur in Biedenkopf, sondern auch im benachbarten Wittgenstein, wo einige Beschäftigte des DRK-Krankenhauses leben. Der DRK-Kreisverband ist zahlungsunfähig und hat die Insolvenz eingeleitet – online schließen sich derweil tausende Menschen zum Schutz des Krankenhauses zusammen. Dabei entwickelt sich der Kampf um das Krankenhaus zu einem symbolischen Akt im Kampf gegen das bundesweite Krankenhaussterben.
Innerhalb von zwei Tagen hatte die Petition auf Change.org, gestartet von Alexander Sohn (Mitglied des Betriebsrates des DRK-Kreisverbandes Biedenkopf), bereits fast das zunächst ausgelobte Ziel von 10.000 Signaturen erreicht, am Sonntag waren die bereits vorhanden und das nächste Ziel – 15.000 Signaturen – wurde anvisiert.
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„Am Montag, den 18. September, musste der DRK-Kreisverband Biedenkopf e.V. Insolvenz beantragen, weil die explodierenden Kosten bei fehlendem Ausgleich dies erforderten. Ich wünsche weiter eine wohnortnahe Notfallversorgung! Das Krankenhaus ist systemrelevant und darf nicht einfach kaltgestellt werden. Ich möchte nicht über 40 Minuten in eine Notaufnahme fahren müssen“, schreibt Sohn in dem Aufruf für unterstützende Unterschriften. Der Appell geht dabei auch ganz klar an den Gesundheitsminister: „Ich fordere den Bundesminister Lauterbach hiermit auf, endlich den dringend benötigten Inflationsausgleich zu zahlen und eine auskömmliche Krankenhausfinanzierung sicher zu stellen.“
380 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel
Neben dem Krankenhaus sind außerdem zwei Senioreneinrichtungen, ein ambulanter Pflegedienst und viele weitere Angebote rund um die Patienten- und Seniorenbetreuung von der Insolvenz betroffen. „Zudem stehen 380 Arbeitsplätze auf dem Spiel“, heißt es in der Petition. Viele derjenigen, die die Petition zum Schutz des Krankenhauses unterschrieben haben, haben die Möglichkeit, die eigene Unterschrift zu kommentieren, genutzt: „Es ist ein Unding, dass gerade ländlich gelegene Krankenhäuser keine Unterstützung vom Gesundheitsministerium erhalten. Die gesamte Gesundheitspolitik wird gegen die Wand gefahren. Budgetierungen, Kneblungen im Honorarverteilungsmaßstab und Fachkräftemangel lassen viele Praxen sterben. Wenn auch noch ländliche Krankenhäuser schließen, dann gewinnt nur einer: die Rentenkasse, da durch Unterversorgung ältere Menschen quasi ausgerottet werden“, schreibt eine Unterstützerin.
„Ich habe das selbst als Krankenschwester vor kurzem erleben müssen, wie unsere geliebte Geburtshilfe geschlossen wurde“, schreibt eine andere und begründet ihre Unterschrift so: „Weil ich mich solidarisch fühle für meine lieben Kolleginnen und Kollegen, deren berufliche Zukunft jetzt ungewiss ist.“
Dass sie den Kampf um das Krankenhaus nicht aufgeben, machte zuletzt auch Jonas Nöding vom DRK-Kreisverband Biedenkopf beim Protesttag gegen das Krankenhaussterben deutlich: „Wir wollen dieses Haus weiterführen. Wir erleben gerade, was passiert, wenn man die enormen Steigerungen nicht finanziert bekommt. Es ist nicht schön, vor den Mitarbeitern zu stehen und zu sagen ,Wir mussten Insolvenz anmelden’. Wir werden kämpfen. Lasst uns gemeinsam fordern: Stoppt das Krankenhaussterben!“