Bad Laasphe/Düsseldorf. In Bad Laasphe ist die Versorgung mit Medikamenten laut einer Studie durch Apotheken die beste in NRW. Die Studie ist aber dennoch ein Warnruf.

Die Versorgung durch Apotheken wird in NRW schwächer – es gibt immer mehr Kommunen, gerade in ländlichen Regionen, in denen es nur noch eine Apotheke gibt. Großer Ausreißer ist aber laut einer Studie des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) für die beiden Apothekerkammern in NRW die Wittgensteiner Stadt Bad Laasphe: Hier gibt es demnach die landesweit beste Versorgungsquote.

Jede zehnte Kommune in Nordrhein-Westfalen verfügte im vergangenen Jahr nur noch über eine einzige Apotheke. Im Zehnjahresvergleich ist die Zahl der Ein-Apotheken-Kommunen um 52 Prozent angestiegen. Das geht aus einer Anfang Juli vorgestellten Studie hervor. Demnach gab es in NRW im vergangenen Jahr 41 Kommunen mit nur einer Apotheke - 2012 waren es 27. Immerhin habe es keine Kommune ganz ohne Apotheke gegeben, berichteten die Forscher in Düsseldorf.

Noch sei das Apothekennetz in NRW tragfähig, bilanzierte die Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, Gabriele Regina Overwiening. „Es zeigen sich aber zunehmend einzelne schwächer versorgte Gebiete gerade in ländlichen beziehungsweise strukturschwachen Regionen.“

Löcher im Apothekennetz

Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der Apotheken in NRW um rund 1000 oder 21 Prozent zurückgegangen – besonders stark seit 2012. In 52 Prozent aller Fälle waren seit 2012 Großstädte davon betroffen, nur in jedem zehnten Fall Kleinstädte. In ländlichen Gebieten seien Apothekenschließungen weniger auf den Wettbewerb zurückzuführen als vielmehr auf Nachfolgeprobleme und mangelnde Kaufkraft oder Nachfrage, stellte das IFH fest.

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Die meisten Apotheken verloren zwischen 2012 und 2022 Essen (-37), Köln (-34), Recklinghausen (-29), Dortmund und der Rhein-Erft-Kreis (jeweils -27). Im Verhältnis zu ihrem Gesamtbestand war hingegen der Verlust in Hagen am höchsten: Die Stadt büßte jede dritte Apotheke ein (-16).

Im Schnitt versorgt jede der 3819 Apotheken in NRW 4694 Einwohner. Die Versorgungsquote von 21 Apotheken auf 100.000 Einwohner liegt im Bundesschnitt (22). Die beste Quote hat demnach Bad Laasphe im Wittgensteiner Land (45,0), die schlechteste Borchen im Kreis Paderborn (7,4). Jetzt müssten die öffentlichen Apotheken gestärkt werden, bevor Regionen unterversorgt seien, mahnte Overwiening.

Trotz der sinkenden Zahl an Apotheken sei die Zahl der dort Tätigen im Zehnjahresvergleich deutlich von knapp 31.000 (2012) auf gut 39.000 (2022) gestiegen, stellt die Studie fest. Dennoch sähen mehrere Studien für die kommenden Jahre ein Fachkräfte-Defizit. Nicht nur in den öffentlichen Apotheken, sondern auch in anderen Bereichen wachse der Bedarf an Pharmazeuten und damit der Wettbewerb deutlich.

Apotheken als Grundversorger

Die Bevölkerung erwarte von den Apotheken vielfältige Dienstleistungen, bilanziert die Studie aus einer nach Angaben der Forscher repräsentativen Befragung. Von höchster Relevanz seien demnach neben Rezepten, Rezepturen, Akutversorgung, Beratung, Nacht- und Notdiensten inzwischen auch Liefer- und Botendienste.

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„Insbesondere dort, wo Ärztemangel herrscht, wächst die Bedeutung von Apotheken für die gesundheitliche Grundversorgung“, stellte das IFH fest. Dazu zählten etwa auch Impfangebote oder Gesundheitstests.

91 Prozent der Befragten äußerten den Wunsch, „die Apotheke weiterhin als schnell und leicht zu erreichenden Ansprechpartner und Wegweiser im Gesundheitswesen“ zu erhalten. Ebenso viele unterstrichen die Bedeutung eines dichten Apothekennetzes. Die Forscher empfehlen unter anderem, das Image der Apotheken als regionale Grundversorger in den nächsten Jahren gezielt zu stärken. Zu klären sei, ob sie gegen Vergütung weitere Funktionen übernehmen könnten.