Bad Berleburg. Vom Kriegerdenkmal zum Friedenssymbol: Berührende Zitate aus der Region könnten dort künftig auf Glasstelen zu lesen sein.

Es sind Zeilen von schlimmen Erlebnissen. Von Krieg und der Hoffnung auf Frieden. Zeilen von Menschen, die schon bald auf den Glasstelen zu sehen sein könnten, die im Zuge der Weiterentwicklung des Denkmals am Goetheplatz zu einem Friedensdenkmal aufgestellt werden sollen. Nach jetzigem Stand soll die Maßnahme bis Herbst dieses Jahres abgeschlossen sein, wie Regina Linde, Fachbereichsleiterin Bürgerdienste bei der Stadt Bad Berleburg, auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilte.

Der Glasbauer ist mit der Weiterentwicklung bereits „aufgrund der bisherigen Beschlussfassungen beauftragt“. In der aktuellen Beschlussfassung, die im Ausschuss für Soziales, Bildung, Sport und Kultur bei nur einer Enthaltung mehrstimmig beschlossen wurde, gehe es darum, dass Ausschuss und Fachausschuss die exakten Inhalte der einzugravierenden Texte kennen. Und die zeigen noch einmal deutlich, wie schlimm die Kriege für die Menschen waren und sind. „Es war schrecklich, in Sarajevo an den Gräbern zu stehen und zu sehen, dass die jungen Männer meiner Generation quasi ausgerottet wurden. Krieg ist für mich immer etwas Großes. Frieden kann auch etwas ganz Kleines sein. Frieden braucht eine Vision“, so C.J., 35 Jahre alt.

Mögliche Zitate

„In meinem Alter habe ich zum Glück noch keinen Krieg oder Konflikt erleben müssen. Die Kriegserfahrungen, die man macht, kommen aus dem Fernsehen, der Zeitung, oder aus den modernen Medien wie dem Internet. Die Menschen der 1860er und 1870er Jahre, derer auf dem ursprünglichen Denkmal gedacht wird, haben letztendlich auch so gedacht, wie wir jetzt. Sie hatten ihre Ängste und Sorgen, hatten Eltern, die sie zu Hause lassen mussten, vielleicht eine Freundin, die sich dann viele Gedanken um diesen Menschen gemacht haben. Plötzlich wurden sie aus dem Leben gerissen, mussten in den Krieg gehen, sich an die Front stellen, obwohl sie das im Grunde ihres Herzens gar nicht wollten“, so C.S., 55 Jahre alt.

Zeilen, die aus den vielen Interviews stammen, die insgesamt fünf junge Erwachsene des evangelischen Kirchenkreises im Zeitraum vom Frühjahr 2022 bis zum Frühjahr 2023 geführt haben. „Ein Teil der Interviewpartner, die alle Altersklassen umfassen, wurde von den Interviewenden selbst ausgewählt. Weitere Gesprächspartner konnten durch einen Presseaufruf aus Bad Berleburg und Umgebung gewonnen werden“, heißt es in der Beschlussvorlage.

Anschließend wurden bei einer gemeinsamen Arbeitssitzung mit Pfarrerin Christine Liedtke die Textstellen für das Friedensdenkmal ausgewählt. Zudem soll es eine hohe Glasplatte geben, die das Wort Frieden in 17 unterschiedlichen Sprachen wiedergibt. „Sprachen, die durch die Bad Berleburger und die Gäste hier präsent sind und wo es einen engen Bezug zu gibt“, fügte Rikarde Riedesel während der Ausschusssitzung auf eine dort gestellte Nachfrage hinzu. Eingraviert werden die Zitate und die Wörter in Sicherheitsglas, welches fest verankert werde – und das genügend Abstand zum bestehenden Denkmal hat. Bewusst habe man hierbei auf Glas gesetzt, um das Denkmal nicht zu verdecken. „Es soll nach wie vor ein Lernort sein“, so Riedesel auf die Frage, ob die Leichtigkeit nicht an der Thematik vorbei gehe. „Die Leichtigkeit bezieht sich hierbei auf die Gestaltung – nicht auf den Inhalt.“

Das Denkmal

Die Weiterentwicklung des Denkmals auf dem Goetheplatz, an deren Umsetzung die Ev. Kirchengemeinde Bad Berleburg und die Stadt Bad Berleburg gemeinsam mit jungen Erwachsenen des Kirchenkreises Wittgenstein gearbeitet haben, lege nahe, das Denkmal in einen neuen Interpretationszusammenhang zu stellen. „Die Zitate spiegeln die Bedeutung von Krieg und Frieden in unserer heutigen Gesellschaft wider und setzen damit ein Zeichen für unsere Zukunft. Die Sicht auf das historische Kriegerdenkmal durch die Glasplatten hindurch erlaubt nun mit den Interviewzitaten einen Perspektivwechsel auf die Geschichte und den Umgang mit ihr. Der Ukraine-Krieg hat traurigerweise dieses Projekt in einen aktuellen Kontext gestellt“, heißt es in der Beschlussvorlage.

Bereits am 10. November 1901 wurde das historische Denkmal eingeweiht. „Die Gestaltung übernahm der Berliner Bildhauer Arnold Künne.“ Auf zwei Tafeln werden dort die Gefallenen und die an ihren Verwundungen gestorbenen Soldaten aufgelistet. „Eine dritte Tafel erinnert an Kaiser Wilhelm I. Das Kriegerdenkmal ist ein Zeugnis seiner Zeit“, heißt es.

Weitere Informationen via QR-Code denkbar

Die SPD hatte im Ausschuss zudem den formellen Antrag gestellt, dass per QR-Code ergänzende Informationen zur Thematik „Deutsches Kaiserreich“, „Kaiser Wilhelm“ und die grundlegende Kritik daran aufgearbeitet werden und diese dann von der Stadt zur Verfügung gestellt werden.

Eine Idee, die im Rahmen des historischen Stadtrundgangs künftig möglich sein könnte. „Derzeit wird ein historischer Stadtrundgang mit entsprechenden Informationsstelen und Informationsschildern erarbeitet, der auch den Goetheplatz beinhaltet. In diesem Zuge könnten weitere Informationen geliefert werden, zumal dort ohnehin mit QR-Codes gearbeitet wird“, teilt Regina Linde auf Nachfrage der Redaktion mit. „Die Infoschilder für den historischen Stadtrundgang werden kurze Einführungstexte liefern und über den QR-Code kann man dann mehr zum jeweiligen Platz erfahren. Es geht hier um die Implementierung eines historischen Stadtrundgangs, den alle Menschen in unserer Stadt der Dörfer und alle Gäste dann selbst erkunden können.“