Bad Berleburg/Erndtebrück. Urlaub in der Natur: Das sieht der Betreiber einer Bauernhofspension in Bad Berleburg durch die geplanten Windkraftanlagen als gefährdet an.
„Da ist dann wohl die Zeitenwende“, sagt Jörg Homrighausen bitter. Der 49-Jährige sieht das erfolgreiche Geschäftsmodell seiner Familie durch die Windkraftanlagen bedroht, die auf dem Berg Homburg südlich von Girkhausen errichtet werden sollen. Und Homrighausen ist nicht der einzige, dem die Veränderung des Landschaftsbildes Kopfzerbrechen bereitet. Das zeigen weitere Reaktionen auf unsere Berichterstattung zu den Plänen auf unserer Facebookseite.
„Hof Dambach… ein gutes Stück Natur“, so bewirbt die Familie Homrighausen ihre Bauernhofpension, die ein paar Kilometer Abseits zwischen Girkhausen und Wunderthausen im Wald liegt. Aus dem im Jahre 1711 gegründeten Kanongut, das der bekannte Baumeister Mannus Riedesel errichtet hat, ist in den vergangenen Jahrzehnten ein sehr gut laufender Ferienbetrieb geworden. Land- und Forstwirtschaft sind in den Hintergrund gerückt. „Die Idylle, die wir unseren Gästen hier anbieten, die wird durch die Windkraft empfindlich gestört“, sagt Jörg Homrighausen. Die Menschen kommen wegen der Ruhe in den Dambach: „Hier hören wir nur die Geräusche der Natur, Vögel und Tiere. Und wenn der Traktor übers Feld fährt, ist das eine Attraktion für die Gäste“.
Riesige Industrieanlagen
Jetzt plant Westfalenwind vier Anlagen auf der Homburg. „Die sind ziemlich nah. Gut 700 Meter“, berichtet Homrighausen und fürchtet dass die Anlagen nicht nur deutlich zu sehen sein werden, sondern eben auch Geräusche machen. Homrighausen hat nicht nur die Veröffentlichungen in der Westfalenpost gelesen, sondern sich auch bei den vier Anlagen der Wittgenstein New Energy am Prenzenberger Kopf bei Bad Berleburg umgesehen. „Die sind noch aus einem Kilometer Entfernung zu hören“, sagt er und verweist darauf, dass die dort installierten Vestas-Anlagen mit 126 Meter Nabenhöhe und einem Rotordurchmesser von 112 Metern sogar noch kleiner seien, als die nun geplanten Anlagen von Westfalenwind.
Die werden in den Planungsunterlagen mit einer Nabenhöhe von 165 Metern und einer Gesamthöhe von 250 Metern über Grund angegeben. „Das sind riesige Industrieanlagen. Für uns ist das der Supergau“, sagt Homrighausen. Er will aber so schnell nicht aufgeben, sammelt Informationen und will das Gespräch mit den Planern und dem Grundeigentümer Gustav Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg suchen.
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Das Antragspaket mit 17 Anlagen in Erndtebrück und Bad Berleburg ist der zweite „Schwung“ Genehmigungsunterlagen. Der erste umfasst bereits 38 weitere Standorte in den beiden Kommunen. Hinzu kommen aber auch noch nicht ganz so weit fortgeschrittene Pläne von weiteren Investoren.
Das heizt die Stimmung der Kritiker im Netz an. So schreibt Andreas Haßler aus Siegen auf Facebook: „Das Wittgensteiner Land und der Wald werden sich für viele Jahrzehnte verändern. Auf den Zuwegen und den Fundament-Betonflächen wächst nichts mehr! Unglaublich, wenn man alle laufenden Genehmigungsverfahren addiert, kommt man ja auf mehr als 60 Windmühlen.“
„Irrsinnige“ Klimapolitik
Marco Frank aus Diedenshausen schreibt dazu: „Ein Witz, wie unsere Politik uns ihre irrsinnige Klimapolitik aufzwingt. Wir werden mit mehr und mehr erbauten Windrädern und Photovoltaikanlagen kein Kilowatt mehr Strom speichern. Wir können die Physik nicht ändern. Ohne Kohlestrom und Atomkraftwerke, ob in Deutschland oder in Europa werden wir unsere Stromnetze nicht aufrechterhalten können. Das einzige was passiert, die Gelder fließen in die falschen Taschen.“
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Und der User „Mi Ha“ schreibt: „Ich finde es sehr gut, dass es bei der Umsetzung der Energiewende voran geht. Schade finde ich, dass wir hier vor Ort keine ordentliche Bürgerbeteiligung hinbekommen und die komplette Wertschöpfung vor Ort bleibt. Zumindest in Wittgenstein wurden die Sahnestücke vertraglich bereits an auswärtige Investoren zugesichert. Es gleicht fast einem Ausverkauf unserer Ressource Land. Diesen Aspekt finde ich sehr schade. Das darf uns bei der Photovoltaik nicht passieren. Das Thema kurzfristige und saisonale Speicher und Netzausbau kommt mir auch etwas zu kurz. Wie ich hörte, fehlen hier massiv Kapazitäten. Ohne entsprechende Einspeisemöglichkeiten macht es natürlich keinen Sinn, Anlagen aufzubauen. Das muss natürlich im Vorfeld gesichert sein.“