Erndtebrück. Der Route-57-Abschnitt bei Kreuztal steht bereits vor der Umsetzung. Aber auch zum Planungsstand bei Erndtebrück gibt es Neuigkeiten.

„Ich möchte nicht mit Ihnen tauschen. Als Logistiker wäre ich viel zu ungeduldig für dieses Verfahrensdickicht rund um die Planung der Ortsumgehungen!“ Michael Kröhl, Vorsitzender des IHK-Verkehrsausschusses, gab in der jüngsten Sitzung des Gremiums das wieder, was wohl den meisten Ausschussmitgliedern durch den Kopf ging. Anlass war die Präsentation zum Planungsstand der Ortsumgehungskette B 508/B 62 von Kreuztal nach Erndtebrück (Route 57) durch Ingo Menzel (Straßen-NRW-Abteilungsleiter Planung) und Kevin Lass (Straßen-NRW-Projektleiter).

Detailliert gingen die beiden Experten auf die vorgesehenen Ortsumgehungen und den bestandsorientierten Ausbau der B 62 im Abschnitt Lützel – Erndtebrück mit geplanter Anlage eines Radweges und Beseitigung des konfliktträchtigen Bahnübergangs Altenteich ein.

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Während sich die Ortsumgehungen Ferndorf, Hilchenbach und Erndtebrück noch im Stadium der Vorplanung befinden, steht die Südumgehung Kreuztal vor der Umsetzung. Hier hatte das Oberverwaltungsgericht infolge einer Klage nach Offenlegung des Planfeststellungsbeschlusses Abwägungsmängel bei festgesetzten, naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen festgestellt; es musste nachgebessert werden. „Die Unterlagen für das notwendige Planergänzungsverfahren werden derzeit aufbereitet. Klagen sind dann nur noch durch unmittelbar Betroffene möglich“, gab Kevin Lass Grund zur Hoffnung auf einen absehbaren Baubeginn. Für die übrigen Ortsumgehungen seien in den letzten Jahren umfangreiche Untersuchungen angestellt und eine „frühe Öffentlichkeitsbeteiligung“ gestartet worden.

Ausbau bis Erndtebrück geplant

Während die Ausbaumaßnahmen im Abschnitt Kronprinzeneiche bis Lützel mit aufwendigen Hangsicherungen vor drei Jahren abgeschlossen wurden, wird nun noch der Ausbau der B 62 bis Erndtebrück weiterverfolgt. „Hier ist die Entwurfsplanung abgeschlossen“, erklärte Lass. Nun stünden die Einleitung des Flurbereinigungs- und die Vorbereitung des Planfeststellungsverfahrens an.

Den umfassend sanierten Abschnitt der B 62 von der Kronprinzeneiche bis Lützel zeichnen aufwendige Hangsicherungen aus.
Den umfassend sanierten Abschnitt der B 62 von der Kronprinzeneiche bis Lützel zeichnen aufwendige Hangsicherungen aus. © Strassen NRW

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Der Projektleiter veranschaulichte die verschiedenen Planungsschritte von der Grundlagenermittlung über die Vorplanung bis zum Planfeststellungsverfahren und erläuterte die durchzuführenden Untersuchungen, Erhebungen und Studien. Klaus Brinkmann (Brinkmann Transporte) fand hierzu klare Worte: „Das Ergebnis dieser Planungsbürokratie ist, dass wir seit Jahrzehnten auf eine angemessene Verkehrsanbindung der Region Wittgenstein warten müssen!“ Man könne dem Planungsteam nur wünschen, dass die viele Arbeit am Ende auch den verdienten Erfolg erfahre, fasste Michael Kröhl zusammen.

Langwierig gestaltet sich auch die Erneuerung der Autobahnbrücken der A 45. Das wurde beim Überblick von Marco Gräb, Leiter der Außenstelle Netphen der Autobahn GmbH, über die im Bezirk der IHK Siegen gelegenen Bauwerke mehr als deutlich.

Anspruchsvoller Zeitplan

Acht von 60 zu erneuernden Großbrücken der A 45 sind bislang fertiggestellt, eine davon in NRW. Der Zeitplan ist anspruchsvoll: Bis etwa Mitte des nächsten Jahrzehnts sollen die Brücken wieder ohne Einschränkungen befahrbar sein. Weit vorangeschritten sind die Arbeiten im Abschnitt Landesgrenze bis Siegen-Süd: „Wir hoffen, noch 2024 das zweite Brückenbauwerk der Talbrücke Rinsdorf fertigstellen zu können. Auch an der Talbrücke Eisern konnte Tempo gemacht werden. Dort wird in Kürze der zweite, noch stehende, alte Brückenteil gesprengt“, legte Marco Gräb dar. Für den Ersatzneubau dieser Brücke konnte auf ein Planfeststellungsverfahren, das in der Regel zur Verlängerung der Planungszeiten führt, verzichtet werden. Anders werde dies bei der Siegtalbrücke aussehen, die sich nicht nur optisch deutlich vom bestehenden Brückenbauwerk unterscheiden werde, sondern auch in ihrer Gesamtkonstruktion. „Wir werden weniger Pfeiler benötigen, die dann zum Teil 200 Meter voneinander entfernt und an anderen Standorten stehen werden. Hier wird es sicher ein Planfeststellungsverfahren geben“, berichtete Gräb.

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Auf entsprechende Nachfrage von Teresa Mason-Hermann (Krah Elektronische Bauelemente GmbH) ging der Fachmann der Autobahn GmbH ausführlich auf die rechtlichen Grundlagen hierfür ein. Weiteres Thema der Sitzung waren die Pläne für die Produktion von grünem Wasserstoff in Siegen, die Peter Schulte (Messer Industriegase GmbH) den Ausschussmitgliedern vorstellte.