Wittgenstein. Seit Anfang Januar können deutlich mehr Wohnungsinhaber die Zuwendung beantragen. Wir haben Tipps, wie man zügig zum „Wohngeld plus“ kommt.

Eine steigende Zahl von Wohngeld-Anträgen sorgt derzeit für Stress in den Wittgensteiner Rathäusern. In Bad Laasphe soll deshalb jetzt sogar eine neue Stelle geschaffen werden, um die Bearbeitung zu bewältigen. Antragstellende sollten derzeit einiges beachten, um möglichst zügig zu ihrem Wohngeld zu kommen.

Bad Berleburg

„Im Jahr 2022 sind im Schnitt fünf Neuanträge pro Monat gestellt worden“, berichtet Sarah Gerson, im Bad Berleburger Rathaus Leiterin der Abteilung Standesamt, Bürgeranregungen und Soziales. Für Januar 2023 dagegen seien bereits 26 Neuanträge eingegangen. Hinzu kämen „Weiterleistungsanträge von Personen, die bereits in der Vergangenheit Wohngeld erhalten haben oder die im laufenden Wohngeld-Bezug stehen“.

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Bislang habe sich die Arbeit bewältigen lassen, so Gerson – „allerdings nur, da die drei im Wohngeld geschulten Mitarbeiterinnen mehr Stunden im Bereich Wohngeld geleistet haben, als eigentlich vorgesehen ist“. Neue Mitarbeitende seien „nicht mit der Bearbeitung betraut“ worden, zumal sich eine kurzfristige Einarbeitung aufgrund der umfassenden Thematik schwierig gestalte. Gerson: „Ob auf lange Sicht weitere Mitarbeitende im Bereich Wohngeld tätig werden, hängt von der langfristigen Entwicklung der Fallzahlen ab.“

Sarah Gerson, im Bad Berleburger Rathaus Leiterin der Abteilung Standesamt, Bürgeranregungen und Soziales: „Ob auf lange Sicht weitere Mitarbeitende im Bereich Wohngeld tätig werden, hängt von der langfristigen Entwicklung der Fallzahlen ab.“
Sarah Gerson, im Bad Berleburger Rathaus Leiterin der Abteilung Standesamt, Bürgeranregungen und Soziales: „Ob auf lange Sicht weitere Mitarbeitende im Bereich Wohngeld tätig werden, hängt von der langfristigen Entwicklung der Fallzahlen ab.“ © Stadt Bad Berleburg

Wir sinnvoll ist es, vorab sogenannte Kurzbescheide auszustellen? Die Ausstellung der vorläufigen Bewilligungsbescheide sei sehr sinnvoll, so Gerson, „da nur so das Wohngeld an die Empfangenden ausgezahlt werden kann. Da sich die Antragstellenden in finanzieller Notlage befinden, ist es unzumutbar, die Bearbeitung aufgrund technischer Begebenheiten monatelang aufzuschieben“.

Gerson hofft jetzt auf den baldigen Einsatz einer Software, die das Land NRW eigentlich schon zu Jahresbeginn zur automatisierten Verarbeitung der Anträge zur Verfügung stellen wollte. Dann könne jeder vorläufig bewilligte Fall „in eine endgültige Bewilligung umgewandelt werden“. Der Umfang der Mehrarbeit, die dabei entstehe, könne allerdings noch nicht eingeschätzt werden, so die Abteilungsleiterin.

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Unterdessen habe sich die Bearbeitungszeit für einen Antrag bei der Wohngeldstelle Bad Berleburg „kaum erhöht“, so Gerson weiter. „Sofern die Antragsunterlagen vollständig sind, erfolgt innerhalb weniger Tage die Bearbeitung.“ Sicher: Das Wohngeld werden vom Land NRW „an festen Terminen jeweils zu Anfang und Mitte eines Monats“ ausgezahlt, sodass es hier zu Wartezeiten kommen könne, sagt Gerson. Das sei jedoch „nicht von den einzelnen Wohngeldstellen zu beeinflussen“, betont sie.

Gersons Tipp: „Antragstellende sollten sich vorher informieren, welche Unterlagen benötigt werden, und diese vollständig einreichen. Dadurch kann der Antrag zügig bearbeitet werden, ohne dass von der Wohngeldstelle noch fehlende Unterlagen angefordert werden müssen. Die Anträge sind sorgfältig und vollständig auszufüllen, um Rückfragen zu vermeiden. Die Angabe einer Telefonnummer ist hilfreich, da auf diesem Wege eventuelle Fragen der Wohngeldstelle schnell geklärt werden können.“

Bad Laasphe

Im Bad Laaspher Rathaus bearbeitet die Abteilung Familien, Soziales und Sport die eingehenden Wohngeld-Anträge. Für Januar lägen derzeit 80 Anträge vor, berichtet Abteilungsleiter Jann Burholt – damit sei eine „Verdoppelung beziehungsweise Verdreifachung der Anträge“ gegenüber den Monaten zuvor „aus Sicht der Stadt Bad Laasphe durchaus gegeben“. Das beziehe sich auch auf die Bearbeitungszeit.

Jann Burholt, im Rathaus Bad Laasphe Fachbereichsleiter Bürgerdienste und Abteilungsleiter Familie, Soziales und Sport: „Auf den entsprechenden Informationsseiten des Landes NRW kann bereits im Voraus geprüft werden, welche Unterlagen zum Antrag benötigt werden.“
Jann Burholt, im Rathaus Bad Laasphe Fachbereichsleiter Bürgerdienste und Abteilungsleiter Familie, Soziales und Sport: „Auf den entsprechenden Informationsseiten des Landes NRW kann bereits im Voraus geprüft werden, welche Unterlagen zum Antrag benötigt werden.“ © Eberhard Demtröder

Aufgrund der steigenden Arbeitsbelastung durch die Änderung des Wohngeldgesetzes und der weiteren Aufgabenbereiche im Zuständigkeitsbereich des städtischen Sozialamtes solle „eine weitere Stelle im Bereich Soziales geschaffen werden“, so Burholt – und zwar „schnellstmöglich“, um nach einer gewissen Einarbeitungszeit die vorhandenen Antragsrückstände anzugehen.

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Auch in Bad Laasphe werden laut Burholt „bereits vorläufige Bescheide herausgegeben“, die nach einem Update der eingesetzten Bearbeitungssoftware „überprüft werden müssen“. Das aufwendige Vorgehen „führt allerdings zu dem Ziel, in der aktuellen dynamischen Lage eine Auszahlung an die potenziellen Leistungsempfänger zu ermöglichen“.

Abteilungsleiter Burholt betont, dass aktuelle Wohngeld-Anträge nicht bevorzugt bearbeitet würden – schon aus Gründen der „Gleichberechtigung aller Antragssteller“. Sein Hinweis: „Auf den entsprechenden Informationsseiten des Landes NRW kann bereits im Voraus geprüft werden, welche Unterlagen zum Antrag benötigt werden.“

Erndtebrück

Bei der Gemeinde Erndtebrück werden die Anträge im Fachbereich III – Sozialamt bearbeitet. „Bis zur Wohngeld-Reform hatten wir im Schnitt zwei bis vier Anträge im Monat zu verzeichnen“, heißt es dort. „Im Januar sind bisher 15 neue Anträge eingegangen.“

Lässt sich das personell noch bewältigen? Nicht so ohne weiteres, heißt es aus dem Rathaus: „Eine Bündelung von Aufgaben im zuständigen Fachbereich ist durchaus herausfordernd – gerade wenn es sich um eine kleinere Gemeindeverwaltung wie die in Erndtebrück handelt.“

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Dort geht man davon aus, dass wegen der noch nicht zur Verfügung gestellten Software vorliegende Anträge „voraussichtlich erst Ende März oder Anfang April“ abschließend bearbeitet werden können. „Je nach individueller Schwierigkeit und Umfang dauert eine abschließende Bearbeitung des Falles von der Antragstellung bis zur Auszahlung etwa ein bis drei Stunden.“

Die Gemeinde Erndtebrück hat alle notwendigen Informationen zur Wohngeld-Reform auf ihre Homepage erndtebrueck.de gestellt – unter „Wohngeld / Erndtebrück“.

Stichwort: Wohngeld

Wohngeld kann jeder Bundesbürger beantragen, der über genügend Einkommen für die eigenen Lebenshaltungskosten verfügt (sog. Mindesteinkommen) – aber nicht ausreichend Einkommen erwirtschaftet, um auch seine Wohnkosten zu decken.

Ab 2023 bekommen rund zwei Millionen Haushalte mit kleinen Einkommen Anspruch auf Wohngeld – bislang waren es 600.000. Das neue „Wohngeld Plus“ wird deutlich höher sein: Im Schnitt wird das Wohngeld verdoppelt. Mit einer dauerhaften Heizkostenkomponente sorgt die Bundesregierung zudem dafür, dass die Menschen die steigenden Heizkosten bezahlen können.