Wittgenstein. Hat ein Schüler den Text selbst geschrieben – oder hat die KI geholfen? Der Chatbot selbst gibt Tipps, wie man genau das überprüfen kann.
Sie ist schnell, freundlich, aber nicht fehlerfrei – die KI-Software ChatGPT, die derzeit viel diskutiert wird. Fakt ist: KI verändert das Lernen – in vielen Bereichen. Aber: Kann KI sinnvoll in den Unterricht miteingebunden werden? „Ja“, antwortet ChatGPT auf unsere Frage innerhalb weniger Sekunden. Als Beispiele nennt die Software unter anderem eine automatisierte Bewertung, Sprachunterstützung oder einen virtuellen Tutor. „Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass eine KI kein Ersatz für den menschlichen Lehrer sein kann und dass eine sinnvolle Integration in den Unterricht immer unter der Aufsicht und Leitung von erfahrenen Pädagogen erfolgen sollte“, fügt die KI an. Doch: Welche Bedeutung hat das Thema an den Schulen hier bei uns in Wittgenstein? Wie beugen Lehrkräfte vor, dass die Schüler Texte nicht von KI schreiben lassen? Und: Wie könnte man ChatGPT sinnvoll in den Unterricht mit einbinden?
Realschule Schloss Wittgenstein
Eine Lehrkraft an der Realschule Schloss Wittgenstein selbst wollte in der vergangenen Woche den Bot testen, „kam aber nicht in das System hinein, vermutlich weil es überlastet war“, teilt Schulleiterin Melanie Dietrich mit. „Vor allem die Fachlehrerinnen und Fachlehrer Deutsch werden sicherlich demnächst verstärkt mit dem System und der KI konfrontiert werden.“ Nach wie vor aber werden Hausaufgaben, Klassenarbeiten und sonstige Arbeitsaufträge eh nur handschriftlich angefertigt. Heißt: Wenn, müssten die Bot-Nutzer alles per Hand abschreiben. Doch: Sollte das der Fall sein, sei eh schon nach kurzem Lesen oder Zuhören klar, dass es eben nicht der Sprachstil des jeweiligen Schülers ist.
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Dennoch ist ChatGPT ein wichtiges Thema: „Natürlich ist es ein wichtiges Anliegen der Schule, das Thema KI im Unterricht anzusprechen. Die Schülerinnen und Schüler müssen auf das Thema KI sensibilisiert werden. Die KI zu nutzen und nichts darüber zu wissen, wäre fatal“, erklärt Dietrich. „Die Schülerinnen und Schüler müssen lernen, die KI zu hinterfragen. Sie müssen lernen, wie die KI überhaupt entstanden ist und wie sie arbeitet.“ Es sei wichtig, dass die Schüler erfahren, „dass sie kritisch mit den Möglichkeiten der KI umzugehen haben“.
Städtisches Gymnasium
Wie kann KI sinnvoll im Unterricht genutzt werden – darum ging es unter anderem auch bei der Tagung, die Steffen Roth, stellvertretender Schulleiter des Städtischen Gymnasiums und Schulleiterin Corie Hahn erst kürzlich besucht haben. „Mit der KI ist es wie mit vielen anderen Neuheiten auch – es gibt Vor- und Nachteile“, so Roth. „Wir wissen, dass es KI-Softwares wie ChatGPT gibt und können uns davor nicht verschließen. Am Ende kommt es darauf an, zu schauen, was wir unter anderem in den Prüfungen von den Schülern erwarten.“ Im Fach Mathematik sei es gang und gäbe, dass bei bestimmten Aufgaben ein Taschenrechner als Hilfsmittel mit eingesetzt wird. „Wenn wir technische Hilfsmittel haben, warum sollten wir sie nicht sinnvoll miteinbinden?“ So könnte der Chatbot beispielsweise eine Rede schreiben, die die Schülerinnen und Schüler später analysieren.
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Aber: „Es geht natürlich dabei auch um Verantwortung und Transparenz. Wenn ein Schüler unerlaubt seine Aufgaben von einer KI schreiben lässt, ist das Thema natürlich verfehlt und es stell einen Täuschungsversuch dar. Das ist aber auch heute schon mit verschiedenen Apps möglich.“
Doch auch hier gilt: „Wenn ein Schüler nach drei Minuten fertig ist mit einer Aufgabe, für die eigentlich bis zu 30 Minuten angesetzt werden, wird man natürlich hellhörig. Ebenso wissen wir, wie weit unsere Schüler sind und welchen Schreibstil sie haben.“
Grundsätzlich aber biete die Künstliche Intelligenz viele Anwendungsbereiche, die auch außerhalb der Schule nützlich sein könnten. „Es kann durchaus auch hilfreich sein zu wissen, wie man bestimmte Tools später im Leben anwenden kann.“ Wie genau die KIs in den Alltag integriert werden können, werde die Zukunft zeigen.
Johannes-Althusius-Gymnasium
KI – nicht nur eine Herausforderung im schulischen Kontext – findet auch Clemens Binder, Leiter des Johannes-Althusius-Gymnasiums in Bad Berleburg. „Die Herausforderung ist eine gesamtgesellschaftliche und nicht auf Schulen und Hochschulen beschränkt.“ Denn: „Die gesellschaftliche Aufgabe zur Gestaltung des Umgangs mit KIs ist noch viel größer als der Umgang nur mit Chatbots. Das ist eine echte und bedeutende Zukunftsaufgabe für die Gesellschaft.“
Bloße Verbote sollte es nicht geben. „Neugier, Transparenz, Reflexion und Diskurs sind wohl bewährte wissenschaftliche Grundsätze, die bei der Bewältigung dieser Aufgabe helfen werden. Daraus ergibt sich auch, dass es unverhältnismäßig wäre, von Schulen zu erwarten, derzeit bereits fertige Lösungsansätze zu haben“, so Binder.
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Was den konkreten Umgang in Facharbeiten angeht, „wäre ein transparenter Umgang die Erwähnung als Quelle geboten. Wegen der Komplexität müsste weiter dargelegt werden, mit welchen Vorgaben der Text erstellt wurde und inwiefern ein kritischer Umgang mit dem fiktionalen Text im Rahmen der Facharbeit erfolgte. Es gibt hier noch keine verbindlichen Absprachen.“ Vorbeugend sollen am JAG die Themen ohnehin – wenn möglich – „mit möglichst lokalem Bezug erstellt werden, damit die eigene Recherche unumgänglich bleibt.“
Chat-Bot gibt Tipps
Und noch eine Frage an ChatGPT: Woher weiß ich, dass ein Schüler nicht unerlaubt eine Arbeit von der KI schreiben lässt? „Es gibt verschiedene Maßnahmen, die ergriffen werden können, um sicherzustellen, dass Schüler nicht unerlaubt Arbeiten von einer KI schreiben lassen“, ist sich der Chat-Bot sicher und gibt hierzu gleichzeitig auch einige Tipps: „Verwenden Sie eine Plagiatsoftware, um eingereichte Arbeiten zu überprüfen. Vermitteln Sie Schülern, wie man eine wissenschaftliche Arbeit verfasst und legen Sie den Fokus auf die Entwicklung eigener Ideen und Argumente. Geben Sie individuelle Arbeitsanweisungen und stellen Sie sicher, dass jede Arbeit einzigartig ist. Und: Überprüfen Sie die Arbeiten persönlich und achten Sie auf Anzeichen für maschinell generierte Texte.“
Und dieser Artikel? Der wurde natürlich auch nicht von einer KI geschrieben – sondern von der Autorin selbst.