Wittgenstein. An abgelegenen Plätzen in der Natur campen – diese Idee, die nach Wittgenstein kommen soll, war ins Stocken geraten. Jetzt nimmt sie Fahrt auf.

Es ist eine Idee, die den Tourismus ankurbeln und vor allem auch eine junge Zielgruppe auf der Suche nach Abenteuern ansprechen könnte: Trekkingplätze, also extra für das Camping in der Natur ausgewiesene Orte auf Holzplateaus. Bereits 2020 hatte die FDP-Fraktion des Kreises einen entsprechenden Antrag gestellt, für den sich auch der Kreistag ausgesprochen hatte. Auch in Wittgenstein sollen solche Trekkingplätze entstehen – die Kommunen hätten ihr Interesse bekundet und schon Plätze mitgeteilt, die sich dafür eignen würden.

Ursprünglich war es der Plan, bis Ende 2022 alle 15 Trekkingplätze in Siegen-Wittgenstein zu errichten. Bisher ist davon jedoch nichts zu sehen gewesen. „Mitte des Jahres 2021 wurden von der Gemeindeverwaltung potenziell geeignete Standorte zur Errichtung von sogenannten Trekkingplätzen an den Kreis Siegen-Wittgenstein genannt. Hierbei handelt es sich unter anderem um Standorte, welche sich mittlerweile zu Kalamitätsflächen entwickelt haben. Aufgrund der starken Landschaftlichen Veränderungen in den vergangenen Jahren sind die Standorte zur Zeit in der Prüfung“, teilt dazu die Gemeindeverwaltung Erndtebrück mit.

Auf einer Holz-Plattform kann an abgelegenen Plätzen gecampt werden.
Auf einer Holz-Plattform kann an abgelegenen Plätzen gecampt werden. © Joel Klaas | Joel Klaas

Die Borkenkäfer-Kalamität führt auch der Touristikverband Siegerland-Wittgenstein als Grund an, warum bisher noch keine finalen Plätze zur Umsetzung gefunden werden konnten. Die Verwaltung versprach jetzt, Fahrt aufzunehmen und sechs Plätze dieses Jahr umzusetzen. Allerdings sind die Standorte eben noch nicht final bestimmt.

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Dem Ideengeber Guido Müller, Fraktionsvorsitzender der Liberalen, geht das nicht schnell genug: „Das geht so langsam. Es ist schon schade, wie eine gute Idee einfach liegengelassen wird. Der Auftritt des Touristikverband im Ausschuss war allerdings insgesamt enttäuschend. Und wenn man den Borkenkäfer als Erklärung anführt, dann hätte man doch von den ersten 40 Vorschlägen schon mal die Standorte final prüfen können, die in einem reinen Laubwald liegen.“ Zur nächsten Sitzung des Ausschusses im März hat der Liberale den Touristikverband dann auch aufgefordert, belastbare Planungen vorzustellen und auch eine Lösung für das Buchungsprozedere zu präsentieren.

Erneute Überprüfung geplant

Über die Wintermonate, so teilt es die FDP-Fraktion nun nach der Sitzung des Tourismus-Ausschusses des Kreises mit, solle eine erneute Überprüfung stattfinden, die „im besten Fall auf Basis von Begehungen vor Ort und unter Einbezug der zuständigen Fachbehörden erfolgen wird. Haushaltsmittel für das Projekt sind im – noch zu beschließenden – Haushalt berücksichtigt. Die Kosten für diese Naturlagerplätze sind verhältnismäßig günstig. Zwischen 4000 und 5000 Euro kosten die Waldplattformen nach Auskunft der Eifler Touristiker. Eine Bio-Toilette liegt bei zirka 2500 Euro. Im Naturpark Nord-Eifel liegt die Auslastung während der Saison bei starken 98 Prozent. Die Trekkingplätze sind ein besonderes Erlebnis.“

Entdeckt hatte die Guido Müller beim Wandern im Naturpark Nord-Eifel (Hohes Venn), wo die Eifel-Plattformen bereits seit Jahren zu beliebten Tourismusmagneten geworden sind. Müller hatte die Idee schließlich nach Siegen-Wittgenstein mitgenommen.

„Trekkingplätze liegen versteckt im Wald. Es sind große Holzpodeste, auf denen zwei bis drei Zelte mittels stabiler Ösen verankert werden können. Ergänzt werden die durch eine Sitz- und Essgelegenheit sowie einer Bio-Toilette. Immer mehr Wanderer suchen solche Plätze in Deutschland für das ,Natur-Trekking’ – Wandern mit Rucksack und Zelten mitten in der Natur, auf eigene Faust. Die Naturlagerplätze liegen versteckt im Wald. Die genauen Geo-Daten erhalten nur Trekking-Freunde, die den Platz beim Naturpark anfragen und reservieren. Entlang des Rothaarsteiges gibt es auf Siegerländer und Wittgensteiner Boden leider noch keine Lösung für dieses ,naturnahe Abenteuer“, so die FDP-Fraktion. „Im Sauerland wird die Idee schneller umgesetzt. Sechs Modellplätze gibt es dort mittlerweile, die über die Webseite des Naturparks Sauerland-Rothaargebirge (www.naturpark-sauerland-rothaargebirge.de/Trekking/Trekkingplaetze) gebucht werden können und dort im Titel sogar mit einem Bild der Ginsburg beworben werden.“