Bad Berleburg. Weil er Spuren hinterlässt, kann der Mann schnell gefasst werden. Die Motivlage ist ebenso unklar wie der Gesundheitszustand, des Mannes.

Unfallflucht, Sachbeschädigung, Fahren ohne Fahrerlaubnis, Hausfriedensbruch und Beleidigung: Die Liste der Straftaten, die ein 35-jähriger Mann innerhalb von vier Tagen auf seinem Konto angehäuft hat, ist lang. Die Umstände der Taten ungewöhnlich. Zum zweiten und für einige Zeit auch letzten Mal ist der Wittgensteiner am Donnerstag, 29. Dezember, auffällig und Auslöser für polizeiliche Ermittlungen geworden.

Nach Angaben der Kreispolizeibehörde wurde der Mann aufgrund von psychischen Auffälligkeiten zunächst in einer Fachabteilung eines Krankenhauses untergebracht.

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Nachdem der Mann am 2. Weihnachtsfeiertag bereits wegen Unfallflucht, einer Trunkenheitsfahrt, Verkehrsgefährdung und außerdem beim Fahren ohne Fahrerlaubnis in Bad Laasphe aufgefallen war, hatte er im Anschluss auf der Bad Laaspher Wache auch noch Polizeibeamtinnen sexuell beleidigt.

Die Figur des Weihnachtsmanns hat der 35-Jährige in die Heckscheibe des schwarzen Ford Kuga geworfen.
Die Figur des Weihnachtsmanns hat der 35-Jährige in die Heckscheibe des schwarzen Ford Kuga geworfen. © Privat | Privat

Am Donnerstag dann wurde die Polizei in Bad Berleburg bereits zum zweiten Mal zum Ford-Autohaus Acker in der Herrenwiese gerufen: In der Nacht von Montag, 26. Dezember, auf Dienstag, 27. Dezember, sowie in der Nacht von Mittwoch, 28. Dezember, auf Donnerstag, 29. Dezember, war dort eine Spur der Verwüstung hinterlassen worden. Das waren auch für Polizei-Verhältnisse ungewöhnlichen Einsätze.

Voraussetzung für Einweisung

Die Polizei kann Menschen unter bestimmten Voraussetzungen in die Psychatrie einweisen – beispielsweise, wenn aufgrund des psychischen Zustands der Patient als Gefährdung für Angehörige und andere Menschen gesehen werden kann. Auch wenn die öffentliche Ordnung und Sicherheit in Gefahr ist, ist eine Einweisung in die Psychiatrie gerechtfertigt.

Eine Einweisung gegen den Willen des Patienten ist nur möglich, dann aber zwingend erforderlich, wenn eine akute und erhebliche Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegt und keine andere Möglichkeit mehr besteht, den Erkrankten oder seine Umgebung zu schützen.

Zwischen Montagabend und Dienstagmorgen drang der zu diesem Zeitpunkt noch unbekannte Täter gewaltsam in das Autohaus ein. Im Inneren öffnete er mehrere unverschlossene Autos und stellte Einrichtungsgegenstände um. Ersten Erkenntnissen nach wurde augenscheinlich nichts entwendet.

In der darauffolgenden Nacht fuhr der Mann mit seinem Auto in die Flügeltüren des Autohandels. Dadurch beschädigte er einen auf der Verkaufsfläche abgestellten Wagen. Außerdem warf er eine Dekorationsfigur in eine Heckscheibe und beschädigte ein weiteres Fahrzeug. Ersten Schätzungen nach entstand ein Gesamtsachschaden in fünfstelliger Euro-Höhe.

Mitarbeiter berichten von der Tat

Michael Bergener vom Autohaus Acker zeigt, was man auf dem Überwachungsvideo sehen kann: Man sehe deutlich, wie der Mann mit seinem Auto auf den Platz des Autohauses gefahren ist. Nachdem er rückwärts vor die Tür gefahren war, habe er sein Auto noch einmal begradigt und ist dann rückwärts in die Glastür gefahren. Anschließend ist der Mann ausgestiegen und hat einige Teile nach draußen geworfen.

Die Heckscheibe des Ford Kuga ist zerstört.
Die Heckscheibe des Ford Kuga ist zerstört. © Privat | Privat

„Ich hatte eigentlich Urlaub und war nicht vor Ort“, sagt Michael Bergener. Er ist Betriebsleiter des Autohauses. Nach dem erstem Vorfall informierte ihn ein Kollege über den Einbruch. Beim zweiten Fall wurde er von der Polizei gegen 6.30 Uhr angerufen und informiert. „Da macht man sich dann natürlich schon Sorgen“, so Bergener. Doch schon nach wenigen Minuten sei klar gewesen, wer der Täter war. „Er hatte mir einen Zettel hinterlassen und mehrere Emails geschrieben“, so Bergener. Warum der Mann so gehandelt hat, könne er sich nicht vorstellen. „Er war schon bei uns in der Werkstatt und ging eigentlich immer zufrieden wieder.“

Eindeutige Spurenlage

Dennoch sitzt der Schrecken tief bei der Belegschaft des Autohauses, weil es der erste Einbruch ins Gebäude für das Team des Autozentrums Acker in der Herrenwiese war.

Durch die nun eindeutige Spurenlage rückte der bereits am 2. Weihnachtag auffällig gewordene 35-Jährige in den Fokus der Ermittlungen. „Das Fahrzeug des Tatverdächtigen wies korrespondierende Schäden auf. Außerdem hinterließ der 35-Jährige persönliche Gegenstände in dem Autohaus“, berichtet eine Pressesprecherin der Kreispolizeibehörde.

Zahlreiche Tatvorwürfe werden jetzt ermittelt

Im weiteren Verlauf sorgte die Polizei zunächst dafür, dass das Auto des Tatverdächtigen nicht mehr fahrbereit war. Die gleichzeitig laufende Fahndung nach dem Täter war ebenfalls erfolgreich – und er konnte noch am Donnerstagabend nach mehrfachen Versuchen an seiner Wohnanschrift angetroffen werden. Ihn erwarten nun mehrere Strafanzeigen. Die Kriminalpolizei ermittelt in diesen beiden Fällen am Bad Berleburger Autohaus wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruchs. Und nach dem Vorfall mit der Unfallflucht in Bad Laasphe am 2. Weihnachtstag ermittelt das Verkehrskommissariat nun erneut wegen Verdacht auf Fahrens ohne Fahrerlaubnis.