Bad Laasphe. FDP-Veteran Klaus Preis setzt für die nächste Wahl auf Bewerber anderer Parteien. Die Wahl von Dirk Terlinden hatte die FDP 2020 mitgetragen.
Der Rückershäuser Klaus Preis (74) gehört seit nunmehr 50 Jahren der FDP an – und ist dafür beim jüngsten Parteitag des FDP-Stadtverbandes Bad Laasphe im Gasthof „Lindenhof“ auch besonders geehrt worden. Im Gespräch mit unserer Redaktion erzählt er, wie er zu den Liberalen kam – wie es für die Partei politisch läuft und wie er deren Zukunft in Bad Laasphe sieht.
Vor 50 Jahren ist Walter Scheel beim Bundesparteitag der FDP in Freiburg zum Vorsitzenden des Bundesvorstandes gewählt worden – und die Delegierten verabschiedeten das F.D.P.-Programm zur Gleichberechtigung der Frau. Warum sind Sie 1972 mit 24 Jahren ausgerechnet in die FDP eingetreten?
Klaus Preis: Was heißt „ausgerechnet FDP“? Die FDP wurde in meinem Geburtsjahr 1948 gegründet und der 1. Vorsitzende der Partei war Theodor Heuss. Mich hat die Weltanschauung des Liberalismus mit seinen vier Grundprinzipien
1. Recht auf Selbstbestimmung auf Basis von Vernunft und Einsicht
2. Beschränkung der politischen Macht
3. Freiheit gegenüber dem Staat
4. Selbstregulierung der Wirtschaft auf Basis des persönlichen Eigentums überzeugt.
Besonders der Gedanke, als junger Mensch viele Freiheiten zu haben und das tun zu können, was mir gefällt ohne staatliche oder soziale Zwänge, hat mich bewogen, in die FDP einzutreten.
Mit Wolfgang Weber, Freund und Nachbar in unserem Heimatort Rückershausen, gab es einen Gleichgesinnten, der ebenfalls im Jahr 1972 in die FDP eingetreten ist. Wir wurden beide gemeinsam mit Heinz-Adolf Roth aus Bad Laasphe am 4. November für 50 Jahre Mitgliedschaft der Freien Demokraten geehrt.
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Und wie hat sich Ihre persönliche „Partei-Karriere“ dann entwickelt?
Die ersten Jahre meiner Parteizugehörigkeit verliefen im damaligen Ortsverband Feudingen eher zurückhaltend, da mich mein Beruf mit Baustellen im gesamten Bundesgebiet voll in Anspruch nahm.
Im Jahr 1975 kam es zur Zusammenlegung der Ortsverbände in der Stadt Laasphe zum Stadtverband Laasphe und wir jüngeren Parteimitglieder wurden in die Parteiarbeit integriert.
1978 ergab sich für mich eine richtungsweisende Änderung im Berufsleben, ich konnte bei der Firma Berge-Bau als namhaften Bauunternehmen in Erndtebrück eine Führungsaufgabe übernehmen – und die Fahrt zum Arbeitsplatz von dem in der Zwischenzeit entstandenen Wohnhaus dauerte jetzt nur noch zehn Minuten. Mit Einverständnis meines Arbeitgebers bin ich 1978 bin ich dann zum ersten Mal als sachkundiger Bürger für die FDP im Bauausschuss tätig geworden.
Wie ging es dann mit Ihren Gleichgesinnten weiter?
Wolfgang Weber, Heinz-Adolf Roth und ich waren meistens diejenigen, die bei den Liberalen als Lückenfüller in den Wahlbezirken bei den Kommunalwahlen fungierten. 1999 habe ich dann zum ersten Mal in meinem Heimatort, im jetzigen Wahlbezirk 16 mit den Ortsteilen Rückershausen/Weide/Volkholz/Großenbach kandidiert – und konnte überraschenderweise die Wahl gewinnen. Seit dieser Zeit bin ich im Rat in diversen Ausschüssen und Gremien tätig.
Und das ist jetzt gewissermaßen „Ihr“ Wahlbezirk?
In dem Wahlbezirk habe ich mich jetzt fünfmal zur Wahl gestellt und hatte das Glück, immer direkt in den Rat der Stadt Bad Laasphe gewählt zu werden. Ich versuche mich für meinen Wahlbezirk und zum Wohl aller Bürger unserer Stadt nach bestem Wissen und Gewissen einzusetzen. In der Zeit als Vorsitzender der Dorfgemeinschaft Rückershausen/Weide haben wir als Dorfgemeinschaft das Dorfgemeinschaftshaus in Rückershausen mit der tatkräftigen Unterstützung vieler Bürger saniert.
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Sie führen derzeit mehrere Vorsitze...
Seit 1. November 2004 bin ich Fraktionsvorsitzender der FDP-Fraktion. Da Trinkwasser als wichtigstes Lebensmittel für mich eine besondere Bedeutung hat, bin ich seit 2008 Verbandsvorsteher des Wasserbeschaffungsverbandes Rückershausen, seit 2020 Vorsitzender des Betriebsausschusses der Stadt Bad Laasphe und seit 2018 Vertreter der Stadt Bad Laasphe im Wasserverband Siegen-Wittgenstein.
Macht die Politik nicht auch Frust?
Frust habe ich in der Politik bis jetzt noch nicht gehabt, das muss ich ehrlich sagen. Besonders seit ich als Rentner die Zeit habe, mich intensiver mit den Themen und Problemen unserer Stadt zu beschäftigen, macht mir die Aufgabe besonders viel Spaß.
Wie zufrieden können Sie denn mit den aktuell sieben FDP-Sitzen sein, auch im Vergleich mit der FDP in Erndtebrück (3 Sitze) und Bad Berleburg (ein Sitz)? Ist das womöglich noch ausbaubar? Oder droht irgendwann der Absturz?
Steckbrief: Klaus Preis
Klaus Preis (74) wird in Siegen geboren und wächst in Rückershausen auf. Er ist seit 51 Jahren verheiratet, hat eine Tochter und zwei Enkel. Nach seiner Schulzeit studiert er an der Fachhochschule in Siegen Bauingenieurwesen.
Wichtige Lebensstationen: Heirat, Geburt der Tochter und der Enkel, aber auch „der letzte Umzug in unser neues Haus in die Nähe der Familie unserer Tochter, wo wir unsere Enkel aufwachsen sehen“, sagt Preis. „Glücklich bin ich darüber, dass ich mehr als 40 Jahre heimatnah in meinem Beruf arbeiten konnte.“
Sport gibt Klaus Preis als Hobby an, früher aktiver Skifahrer und Tennisspieler und jetzt als Zuschauer und Beobachter zum Beispiel „sonntags auf dem Sportplatz beim SV Feudingen“ oder am Fernsehen sowie als Mitglied in diversen Vereinen.
Über unsere sieben Sitze sind wir natürlich glücklich. Vielleicht liegt es auch daran, dass es bei uns keinen Parteizwang gibt. Jeder kann abstimmen, wie er es für richtig hält. Alle von der FDP benannten Ortsvorsteher machen eine tolle Arbeit und setzen sich als Bindeglied zur Verwaltung für ihre Ortsteile ein.
Ein Absturz kann uns als Partei wie der Bundes-FDP natürlich auch passieren. Aber wir drehen unser Fähnchen nicht mit dem Wind, sondern wir sind an der Sache interessiert und am Wohl der Bürger unserer Stadt.
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Schon bei den Kommunalwahlen 2004 hatte die FDP in Bad Laasphe fünf Sitze angepeilt, bekommt immerhin vier – nach drei in 1999 und zwei in 1994. Wie erklärt sich der dennoch stetige Aufstieg der Bad Laaspher Liberalen mit Stimmanteilen von elf Prozent?
Das hängt auch damit zusammen, dass wir neue Personen gefunden haben, die von unserer Arbeit überzeugt waren und sich als Kandidaten zur Verfügung gestellt haben. Als positives Beispiel möchte ich hier Michael Ermert erwähnen, der in seinem Heimatort ein tolles Wahlergebnis erzielen konnte und sich als Ratsmitglied, Ausschussvorsitzender und als Ortsvorsteher in Banfe sehr stark engagiert. Alle Wahlkreiskandidaten haben sich für unser Motto „Kompetenz im Rathaus“ eingesetzt und den gemeinsamen Erfolg ermöglicht.
WP-Wahlberichterstattung im September 2004: „Klaus Preis, dem es gelang, seinen Wahlkreis direkt zu erobern, zeigte sich besonders erfreut, dass auch die jungen FDP-Kandidaten gute Ergebnisse erzielten, die für künftiges Engagement motivieren. Im Rat wolle man weiterhin sachorientiert arbeiten und weder grundsätzlich mit der CDU stimmen noch Fraktionszwang ausüben.“ Stichwort Fraktionszwang: Wie weit gehen die Freiheiten innerhalb Ihrer Fraktion, dürfen Einzelmeinungen zum Tragen kommen?
Wir versuchen uns in den Fraktionssitzungen schon gegenseitig zu überzeugen. Wenn die Richtungen bei einem Thema aber zu unterschiedlich sind und das nicht gelingt, dann kann im Ausschuss oder im Rat jeder von uns nach seinen Vorstellungen abstimmen. Jeder in der Fraktion muss ja auch seinem Wähler gegenüber rechtfertigen, wie er sich politisch verhält – Beispiel Windkraft, Buswende Feudingen oder Altstadt, wo es in der FDP unterschiedliche Meinungen gibt.
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Die FDP hat bei der Wahl im September 2020 Dirk Terlinden als Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters in Bad Laasphe erfolgreich mitgetragen. Würden die Liberalen das heute wieder so machen?
Also, wir hatten damals den ersten Kontakt zu ihm. Und nach wie vor stehen wir zu der Wahl und hinter dem Bürgermeister. Wir gehen davon aus, dass Terlinden auch ein zweites Mal antritt. 2025 haben die Bürgerinnen und Bürger dann bei der Direktwahl die Chance, die Leistung des Bürgermeisters in den letzten fünf Jahren zu beurteilen. Wir als FDP werden auf alle Fälle keinen Gegenkandidaten stellen.
Wann gehen Sie eigentlich in den verdienten politischen Ruhestand?
Ich beschäftige mich außer mit der Politik noch beruflich mit allen Belangen des Bauens und stehe Bauwilligen mit Rat und Tat zur Seite. Der politische Ruhestand ist absehbar und hängt natürlich auch von meiner Gesundheit ab.