Bad Laasphe. Anna Sondermann rettete mit ihren Stammzellen ein Menschenleben. Worte, die die Schüler zum Nachdenken anregen - und auch zum Helfen.
Alle zwölf Minuten kommt es in Deutschland zur Diagnose Blutkrebs. Die Hiobsbotschaft ist aber längst kein sicheres Todesurteil mehr, insbesondere über Stammzellentransplantationen steigen die Heilungschancen für Betroffene deutlich. In der Aula des Städtischen Gymnasiums Bad Laasphe kam es im Zuge dessen am Mittwoch zu einer Informationsveranstaltung über die Behandlung von Blutkrebs und die Rolle von Stammzellspenden. Die DKMS, die dem Blutkrebs den Kampf ansagt, bot interessierten Schülern die Möglichkeit, sich kurzerhand für die Abgabe von eigenen Stammzellen zu registrieren. Inzwischen findet die Veranstaltung in einem zweijährigen Rhythmus am Städtischen Gymnasium statt.
Die DKMS-Beauftragten Henri Leinfelder und Anna Sondermann standen den Schülern der Oberstufenklassen auch dieses Mal mit Rat und Tat zur Seite und klärten über Risiken und Voraussetzungen für eine Spende auf.
Aufklärung wichtigstes Gut
Werkstudent Leinfelder hält vor allem die Aufklärung der Jugendlichen für besonders wichtig. „So richtig intensiv haben sich damit bisher die wenigsten Menschen auseinandergesetzt.“ Daher ist es ihm und seiner Kollegin Sondermann ein persönliches Anliegen, den Schülern das Thema näher ans Herz zu legen.
Aufklärung die wichtig ist, denn es gilt bei der Anmeldung einiges zu beachten: So können nur Personen im Alter zwischen 17 und 55 an einer Registrierung teilnehmen. Dazu darf der eigene Body-Mass-Index nicht über einen Wert von 40 liegen und wer gesundheitliche Probleme wie Auto-Immun-Erkrankungen hat, sollte ebenfalls nicht spenden gehen. Aus diesen Gründen fällt laut Leinfelder immer schon ein Teil der Spender weg. Dennoch erhofft er sich gerade bei Schülern eine große Resonanz und Nachfrage. „Wir erhoffen uns immer mindestens ein Drittel der Teilnehmer dazu zu bringen, sich zu registrieren“, so der DKMS-Experte.
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Schwierige Behandlung
Dabei kann jede Stammzellspende entscheidend sein. Denn mit einer Blutkrebs-Diagnose sei nicht zu spaßen. Bei der Erkrankung kommt es zu einer unkontrollierten Vermehrung bösartiger Blutzellen. „Stammzellentransplantationen sind dabei oft die einzige Möglichkeit, Leben zu retten“, erläutert er weiter.
Über eine Chemotherapie werden bei einer solchen Behandlung zunächst alle vorhandenen Blutzellen im Körper abgetötet. Daraufhin kommt es zur Einführung neuer Stammzellen, wodurch sich in der Regel ein neues blutbildendes System entwickelt. Oftmals scheitert die Behandlungsmöglichkeit jedoch an einer mangelnden Übereinstimmung der Stammzellen zwischen Empfänger und Spender. Für eine erfolgreiche Transplantation seien die Gewebemerkmale entscheidend. Nur wenn die 12-HLA-Merkmale zwischen Spender und Empfänger übereinstimmen, gebe es sehr gute Heilungschancen.
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Je mehr Spender desto besser
Oftmals würde bei einer solchen Spende innerhalb der Familie geschaut, da Teile der HLA-Merkmale vererbt werden. Die Chance einen passenden Spender in der Welt zu finden, sei aber ungleich höher, so Leinfelder. Wer sich mit Wahrscheinlichkeitsrechnung auskenne, wüsste, dass es Millionen von HLA-Merkmalsausprägungen gebe. Die passende Übereinstimmung zu entdecken, sei „wie die Nadel im Heuhaufen“ zu finden.
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Lebensretterin dank Spende
Doch auch die „Nadel“ wird immer wieder gefunden, wie die Geschichte von Anna Sondermann zeigt. Die ehrenamtliche DKMS-Mitarbeiterin aus Olpe entschied sich für eine Knochenmarkentnahme. Dabei ging die Operation ohne Komplikationen vonstatten und nach wenigen Wochen hatte sich das Knochenmark zurückgebildet. Sondermanns Aufwand reichte aus, um ein anderes Leben zu retten. „Durch meine Spende lebt ein junges Kind noch“, erzählt sie freudestrahlend.
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Große Resonanz bei Schülern
Ihre Stammzellen waren mit denen eines kranken Jungen aus Chile kompatibel. Ein Fall der zeigt, dass jede Spende zählt. Auch die Schüler und Schülerinnen des Städtischen Gymnasiums Bad Laasphe zeigten reges Interesse für die Thematik. Zahlreiche Registrierungen fanden ihren Weg zu den DKMS-Mitarbeitern. Darunter auch die Anmeldungen von Caroline Kuhly und Esra Toprak.
Kuhly freute sich über die vielen zusätzlichen Informationen zu dem Thema. „Ich habe zwar davon gehört, aber war nicht wirklich aufgeklärt.“ Angst vor Risiken hat die Schülerin dabei keine. „Eigentlich würde ich mich über die Entnahme freuen, wenn ich damit jemanden helfen kann.“