Wittgenstein. Städte und Gemeinden wurden von der Umwelthilfe aufgefordert, auf Weihnachtslichter zu verzichten. In Wittgenstein gibt es bereits einen Plan.
Der Aufruf der Deutschen Umwelthilfe, wegen der Energiekrise und auch des Kriegs in der Ukraine auf die diesjährige Weihnachtsbeleuchtung zu verzichten, ist bei den Wittgensteinern auf deutlichen Widerstand gestoßen (wir berichteten). Neben den Privathaushalten hat die Umwelthilfe mit ihrer Forderung auch die Kommunen adressiert. Die wollen das Licht auch nicht ganz ausmachen.
„Die Weihnachtsbeleuchtung in Erndtebrück wird vom Verein Handel, Handwerk und Touristik arrangiert. Eine Entscheidung zur Aufhängung der Beleuchtung liegt noch nicht vor. Sollte eine Entscheidung für das Aufhängen der Beleuchtung fallen, so geben wir als Kommune die Empfehlung die Beleuchtung verkürzt – frühestens ab Totensonntag und bis Jahresende – zu schalten und dabei lediglich LED-Beleuchtung zu verwenden“, heißt es auf Nachfrage aus dem Erndtebrücker Rathaus.
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Ähnlich verfährt die Stadt Bad Berleburg in diesem Jahr: „In Bad Berleburg ist der Verein Markt und Tourismus für die Weihnachtsbeleuchtung in der Kernstadt verantwortlich. Wir geben als Kommune die Empfehlung, die Beleuchtung verkürzt – frühestens ab Totensonntag und bis Jahresende – zu schalten und dabei lediglich LED-Beleuchtung zu verwenden.“
Energiesparende Technik
Auch die Stadt Bad Laasphe und die TKS, die für die Weihnachtsbeleuchtung rund um die Straßenlaternen in der Lahnstadt verantwortlich zeichnet, haben sich zu diesem Thema beraten: „Man ist übereingekommen, dass die Weihnachtsbeleuchtung auch in diesem Jahr hängen sollte, wird doch bereits seit vielen Jahren energiesparende LED-Technik dafür verwendet. Zudem möchte die TKS – wenn Corona es zulässt – gerne wieder einen Weihnachtsmarkt veranstalten.
Und gerade für dieses Event spielt die Illumination eine wesentliche Rolle. Allerdings hat man sich darauf verständigt, den Zeitraum zu verkürzen und die Beleuchtung früher als sonst wieder zu demontieren“, heißt es aus dem Rathaus. Im Gegensatz zu 2021/2022, wo der Verbleib der Beleuchtung aufgrund von Corona noch bis Mitte Februar verlängert wurde, sei es diesmal geplant, die Beleuchtung zu Beginn des neuen Jahres 2023 abzubauen. „Die Giebelbeleuchtung in der Altstadt wird von der BAG organisiert. Nach unserem Kenntnisstand möchte auch die BAG die Giebelbeleuchtung in diesem Jahr wieder anbringen, ggf. aber ebenfalls die Zeiten verkürzen.“
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) derweil hat sich laut der Nachrichtenagentur dpa gegen eine pauschale Abschaltung von Lichtern in der Weihnachtszeit ausgesprochen und für eine differenzierte Betrachtung möglicher Energiesparpotenziale plädiert.
Kritik vom Städtebund
„Die Abwägungsentscheidung zwischen der notwendigen Energieeinsparung auf der einen Seite und der Erhaltung der Innenstadtbeleuchtung oder der Durchführung von Weihnachtsmärkten auf der anderen Seite können die Städte und Gemeinden nur vor Ort treffen“, teilte DStGB-Sprecher Alexander Handschuh der Deutschen Presse-Agentur mit. Laut dem Städte- und Gemeindebund gehe es demnach sowohl um die Frage, wie hoch das zu erzielende Einsparpotenzial ist, als auch um die wirtschaftlichen Folgen des Verzichts etwa für den Einzelhandel. Der Vorschlag der Deutschen Umwelthilfe verkenne nach Ansicht des DStGB die jeweils unterschiedlichen Rahmenbedingungen und sei daher „in der Pauschalität nicht zielführend“.
Unterstützung aus Erzbistum Köln
Die beiden großen christlichen Kirchen in NRW hingegen verwiesen in einer epd-Umfrage auf Energiesparkonzepte und umfassende Empfehlungen an die Kirchengemeinden für die Adventszeit und darüber hinaus. Dabei werde das meiste Einsparpotenzial vielmehr beim Heizen gesehen. Das Erzbistum Köln unterstütze dennoch den Vorschlag der Deutschen Umwelthilfe und empfiehlt, in diesem Jahr auf „überdimensionierte Weihnachtsbeleuchtung“ zu verzichten.
„Da das Weihnachtsfest jedoch auch ein Fest der Hoffnung ist, können trotzdem zum Beispiel im Energieverbrauch sehr sparsame Lichterketten an gut sichtbaren Stellen angebracht werden“, erklärte der Umweltbeauftragte des Erzbistums dem Evangelischen Pressedienst. Der Sprecher der Evangelischen Kirche im Rheinland, Jens Peter Iven, nannte es demnach klug, „auch mit Blick auf die Weihnachtsbeleuchtung zum Beispiel im heimischen Vorgarten, in Schaufenstern, auf Straßen und Plätzen“ über einen verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen nachzudenken. „Zur Klugheit gehört aber sicher auch, nicht aus dem Blick zu verlieren, dass auch die festliche Beleuchtung vielen Menschen gerade in der dunklen Vorweihnachtszeit Herz und Seele wärmt“, betonte Iven. „Es kommt also aufs Maß an.“
Die Forderung der Umwelthilfe
Zum Hintergrund: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte vor kurzem angesichts der Energiekrise in diesem Jahr den Verzicht auf Weihnachtsbeleuchtung in Städten und Privathaushalten gefordert. „In diesem Winter sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass sowohl auf die Weihnachtsbeleuchtung in Städten, wie auch die der Häuser und Wohnungen verzichtet wird“, sagte Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (wir berichteten).
„Angesichts des Kriegs in der Ukraine, der Energieknappheit aber auch aus Gründen des Klimaschutzes sollten wir einmal innehalten“, begründete er die Forderung. Resch wies auf den Stromverbrauch hin und schlug einen beleuchteten Baum pro Stadt und Gemeinde vor. „Hier bewusst zu verzichten, zu sparen und solidarisch zu sein, das könnte diese Weihnachtszeit sogar zu einer ganz besonderen machen.“
Eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes unter 38 Städten im ganzen Bundesgebiet machte jedoch deutlich, dass Energiespar-Auflagen, etwa mit Blick auf das Beleuchtungskonzept, nicht Teil der Planungen für den Winter seien. Stattdessen sei die Verdunklung aus Sicherheitsgründen keine Option, da sie zu einem Anstieg von „Kriminalität, Vermüllung und Vandalismus“ führe.