Wittgenstein. Die Umwelthilfe fordert, dass auf Weihnachtsbeleuchtung verzichtet wird. Wittgensteiner haben eine klare Meinung. Es regt sich sogar Widerstand.

Kerzenschein statt blinkende Lichterkette – der Aufruf der Deutschen Umwelthilfe, dieses Jahr als Privathaushalte sowohl auch im städtischen Bereich auf die Weihnachtsbeleuchtung im Sinne des Energiesparens zu verzichten, kommt in Wittgenstein alles andere als gut an – und es regt sich sogar Widerstand.

Selten war eine Umfrage dieser Redaktion so repräsentativ und gleichzeitig so eindeutig: Hunderte Kommentare sammelten sich unter unserem Facebook-Post zum Aufruf der Deutschen Umwelthilfe. Die Antworten sind einstimmig und deutlich: Den Wittgensteinern geht dieser Aufruf der Umwelthilfe zu weit, die Weihnachtsbeleuchtung soll bleiben.

Zwei Jahre Verzicht hinterlassen Spuren

Zwei Jahre Verzicht aufgrund der Pandemie sind den meisten Wittgensteinern mehr als genug – gerade in der dunklen Jahreszeit wollen sie nun nicht mehr zurückstecken und auf das verzichten, was einige auch als Symbol der Hoffnung bezeichnen: Die vielen Lichter in der Weihnachtszeit.

„Gerade in dieser traurigen Zeit, in der keiner weiß, wohin diese Reise geht und man nur so von negativen Nachrichten überschüttet wird, braucht man etwas für Herz und Seele – und das ist nun mal die Weihnachtsbeleuchtung. Auf keinen Fall werde ich da Abstriche machen. Ganz im Gegenteil sogar: Ich werde das Haus und den Garten noch heller leuchten lassen“, erklärt zum Beispiel Kerstin Kirstein.

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Auch Corinna Dickel macht auf die Wirkung der Lichter aufmerksam: „Ich werde nicht auf die Weihnachtsbeleuchtung verzichten, ich muss so schon überall mit allem sparen. Ich dachte das Weihnachtslicht soll das Licht des Friedens und der Hoffnung sein, also wieso soll es dann in der Weihnachtszeit nicht leuchten?“

„Angesichts des Krieges innehalten“

Als Reaktion auf den Aufruf der Umwelthilfe schreiben viele, dass sie in diesem Jahr noch mehr Beleuchtung anbringen wollen – die Umwelthilfe selbst kommt dabei gar nicht gut weg. „Haha, Deutsche Umwelthilfe. Ein Verein mit 475 Mitgliedern, also etwa nur 0.0006 Prozent aller Bundesbürger, fordert etwas. Leider wird dieser Verein teilweise auch durch unsere Gelder finanziert. Deutsche Umwelthilfe abschaffen!“, fordert ein Facebook-Nutzer von vielen.

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Die Deutsche Umwelthilfe hingegen fordert, dass in diesem Jahr sowohl Privathaushalte als auch Städte auf die Weihnachtsbeleuchtung verzichten. „Das sollte in diesem Winter eine Selbstverständlichkeit“ sein, sagte Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Angesichts des Krieges in der Ukraine, der Energieknappheit, aber auch aus Gründen des Klimaschutzes sollten wir einmal innehalten. Allein die privaten Beleuchtungsorgien verursachen pro Jahr einen Stromverbrauch von über 600 Millionen Kilowattstunden Strom – so viel wie eine mittlere Großstadt mit 400.000 Einwohnern im Jahr verbraucht“, so Resch. „Hier bewusst zu verzichten, zu sparen und solidarisch zu sein, das könnte diese Weihnachtszeit sogar zu einer ganz besonderen machen.“

Sich nicht alles verbieten lassen

Doch der Verzicht wird den Menschen mittlerweile zu viel: „Wir verzichten mittlerweile auf so vieles. Jeden Tag kommen die Regierung und irgendwelche Verbände auf immer neue Eulenspiegelstreiche. Man hat doch nicht ein Leben lang gearbeitet, um sich jetzt im Ruhestand alles verbieten zu lassen. Bei uns wird es auch in diesem Jahr die übliche Weihnachtsbeleuchtung geben, sie war sowieso schon die letzten Jahre auf LED bzw. Batterie umgestellt“, schreibt uns Hans Georg Stötzel.

Der Verzicht der letzten zwei Jahre habe bereits genug angerichtet, macht zudem Heike Münker deutlich: „Durch die Corona-Lockdowns und Kontaktbeschränkungen wurde in den letzten Jahren viel Traurigkeit zwischen Großeltern und Enkelkindern erzeugt. Dafür haben wir alle Verständnis gehabt. Wir sind auch fast alle bereit, an Heizung und Strom zu sparen. Aber ich werde meinen Enkeln nicht das Strahlen ihrer Augen durch fehlende Weihnachtsbeleuchtung verwehren. Wohlgemerkt: Ich rede hier über normale LED-Beleuchtung, kein komplett beleuchtetes Haus. Und der Baum muss auch leuchten.“

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    Die Kinder sind auffallend häufig der Grund dafür, nicht auf die Beleuchtung zu verzichten: „Auf gar keinen Fall. Damit man auch noch auf die leuchtenden Kinderaugen verzichten muss? Die Kinder hatten es schwer genug die letzten Jahre! Definitiv nein!“, schreibt eine Facebook-Nutzerin.

    Eine Befragung des Meinungsforschungsinstituts INSA berichtet derweil, dass 40 Prozent der Deutschen eine reduzierte Advents- und Weihnachtsbeleuchtung planen. Zwei Drittel der Befragten wollen auf Lichterketten für Garten und Balkon verzichten, ein Drittel auf die Lichter am Weihnachtsbaum.