Wittgenstein. Weil bei ihm Materialien zur Fälschung von Impfpässen gefunden wurden, ist ein Erndtebrücker angeklagt. Aufgeflogen ist er durch einen Zufall.

Aus den Nachrichten sind die gefälschten Impfpässe mittlerweile so gut wie verschwunden, der digitale Impfnachweis hat die gelben Heftchen zu einem Auslaufmodell des Nachweises der Corona-Impfung werden lassen. Während es in Wittgenstein nur wenige bekannte Fälle gab, wiegt die Beweislast gegen einen Fälscher aus Erndtebrück nun schwer genug, um Anklage gegen ihn zu erheben.

Der zum Zeitpunkt der Wohnungsdurchsuchung – im November 2021 – 42-jährige Erndtebrücker ist der einzige Wittgensteiner, den in dieser Sache ein Verfahren erwartet. Im September muss er sich vor dem Amtsgericht Bad Berleburg verantworten, nachdem die Ermittlungen abgeschlossen werden konnten.

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Dass der Erndtebrücker überhaupt erwischt wurde, lag in einem absoluten Zufall begründet – alles begann mit einer liegengelassenen Jacke. Die hatte der Erndtebrücker im benachbarten Hessen nach einer Feier vergessen – sehr zu seinem Nachteil. Denn in den Taschen dieser Jacke wurden verdächtige gelbe Heftchen gefunden und Bad Berleburger Polizeibeamte wurden zum Fundort gerufen.

Die Ermittler stellten einen gefälschten Impfausausweis und zwei Blanko-Impfpässe mit ebenfalls gefälschten Covid-19-Impfnachweisen sicher. „Auf dem Impfausweis stand der Name des Verdächtigen. Die Blanko-Pässe waren komplett leere Ausweise, in denen noch keine Aufkleber zu finden waren“, erklärte Polizeisprecher Niklas Zankowski. Dies lenkte den Verdacht eindeutig auf den Erndtebrücker, sodass die Staatsanwaltschaft einen Durchsuchungsbefehl für die Wohnung ausstellte.

Materialien zur Fälschung gefunden

Und dort fanden die Ermittler weiteres belastendes Beweismaterial: Zwölf Blanko-Impfpässe und Materialien – darunter Aufkleber und ein selbst gemachter Stempel – zur Herstellung von gefälschten Impfnachweisen gefunden. „Zusätzlich wurde dort ein weiterer gefälschter Impfpass gefunden, der den Namen des Verdächtigen trug“, so Zankowski. Den habe der Verdächtige möglicherweise erstellt, nachdem er seinen alten, den er mit der Jacke hatte liegenlassen, nicht mehr verwenden konnte.

Im Verfahren in September könnte dem Erndtebrücker eine Geld- oder auch eine Freiheitsstrafe drohen, denn: Wer einen Impfpass fälscht, begeht Urkundenfälschung. In Bezug auf die gefälschten Impfpässe gelten folgende strafrechtliche Vergehenstatbestände: Urkundenfälschung, Fälschung von Gesundheitszeugnissen und Fälschung beweiserheblicher Daten. Und nicht nur Fälscher leben gefährlich: Das Landeskriminalamt weist darauf hin, dass nicht nur das Herstellen und Vertreiben, sondern auch die Nutzung solcher gefälschten Impfpässe strafbar ist.

Hamburgerin wegen Fälschung verurteilt

Zum Beispiel: In München wurde zuletzt eine Hamburgerin zu einer Geldstrafe von 3000 Euro oder 60 Tagen Haft verurteilt. Sie war laut dpa bei der Einreise am Münchner Flughafen aufgeflogen, nachdem sie das Bundesland ihres angeblichen Impfzentrums verwechselt hatte. In ihrem Impfausweis befanden sich demnach zwei Sticker mit Stempeln für eine Corona-Schutzimpfung.

Das angeblich von der Frau besuchte Impfzentrum lag in Schleswig-Holstein. Allerdings gab die 44-Jährige auf Nachfrage einen anderen Ort des Impfzentrums an, der nicht in Schleswig-Holstein lag. Als die Polizisten die Frau auf den Widerspruch aufmerksam machten, habe sie erklärt, die Städte verwechselt zu haben. Eine Überprüfung der Sticker und ein Anruf beim vermeintlichen Impfzentrum ließen die 44-Jährige dann jedoch schnell auffliegen.