Bad Berleburg. Die Umsetzungen der neuen Verordnung stellen die Berleburger Teststellen vor Herausforderungen. Darauf müssen sich Bürger ab sofort einstellen

Was gilt nun für wen und wer hat weiterhin Anspruch auf einen kostenlosen Bürgertest? Den Durchblick bei den neuen Bestimmung zu behalten, ist gar nicht so leicht. Der bürokratische Aufwand zur Umsetzung der geltenden Regelungen für die Betreiber der Teststellen in Bad Berleburg ist hoch - Bürgerinnen und Bürger müssen den Grund für ihren Test ab sofort schriftlich bestätigen.

Lesen Sie auch:Corona-Test in Wittgenstein: Kosten steigen deutlich an

Um einen kostenlosen oder einen Drei-Euro-Test zu erhalten, müssen die Kunden belegen, dass sie den Test wirklich aus einem der für diese Preiskategorie geltenden Gründe benötigen. Dafür müssen die Bürger an den Teststellen nun eine Selbstauskunft unterschrieben. „Wir haben einen Vordruck vom Gesundheitsministerium erhalten, auf dem man den Grund für den Test angeben und bestätigten muss“, erzählt Thomas Decker, Inhaber des Testzentrums „Am Nordkoten“. Nur bei den Tests für 12 Euro brauche es keinen Nachweis, da die Kosten komplett vom Kunden übernommen werden müssen.

Bad Berleburg: Die Herausforderungen

„Der bürokratische Aufwand ist für uns wirklich der Horror“, erklärt Decker. Für jeden Test muss nun ein Grund angegeben und digital vermerkt werden. Ein Problem sei, dass die Kassenabrechnung mit den eingegebenen Daten im Computer übereinstimmen muss. „Denn wenn die Kassenärztlichen Vereinigung eine Revision durchführen würde, müssen wir die Gründe alle dokumentiert haben“, so der Betreiber weiter. Die analoge Kasse müsse immer wieder mit den Daten aus der Software abgeglichen werden und das bedeute einen erheblichen Mehraufwand für die Teststellen, berichtet Decker. Eine zusätzliche logistische Herausforderung für den Betreiber und sein Team ist die Aufbewahrung jeder Abrechnung.

Lesen Sie auch: Siegen-Wittgenstein: Die Corona-Sommerwelle ist da

Das Schwierigste sei aber momentan die immer noch anhaltenden Unklarheiten über die neuen Regelungen. „Das größte Problem besteht aktuell darin, dass die meisten Medien zunächst veröffentlicht haben, dass die Corona-Tests in den Testzentren von nun an drei Euro kosten würden“, sagt Decker. Das trifft aber nur eine begrenzte Personengruppe zu und gilt nicht für alle Bürger (wir berichteten). „Die Leute, die zu uns kommen, glauben die Tests kosten nur drei Euro und sind dann völlig überrascht, wenn sie 12 Euro zahlen sollen.“

Bad Berleburg: Der Überblick

Um das noch mal aufzuklären: „Man kann pauschal sagen: Alle, die aus beruflichen Gründen oder zur eigenen Sicherheit einen Test machen, müssen dafür 12 Euro in Bad Berleburg bezahlen. Wenn man allerdings privat einen älteren Menschen oder Risikopatienten treffen will, ist dieser Test in die Drei-Euro-Kategorie einzugliedern. Und wenn ich jemanden in einem Pflegeheim oder Krankenhaus besuchen möchte, ist das Testen sogar weiterhin kostenlos“, erläutert Decker.

Lesen Sie auch: Corona-Testzentren: Warum Betreiber auf die 3 Euro verzichtet

Aber nicht nur aufseiten der Kunden gäbe es noch Klärungsbedarf. Eine weitere Herausforderung bestehe darin, dass alle Mitarbeiter die vom Gesetzesgeber angegebenen Test-Gründe gleich interpretieren, denn die gesetzlichen Vorlage des Bunds sei sehr vage und schwammig formuliert. „Wir versuchen die Paragrafen irgendwie selbst zu interpretieren, zu entschlüsseln und zu verstehen, um die neuen Richtlinien richtig an die Kunden weiterzugeben, weil wie schon so oft keiner aus der Regierung eine klare Aussage dazu trifft“, kommentiert Decker. Die Teststellenbetreiber müssten mal wieder selbst den richtigen Weg finden, mit den Bestimmungen umzugehen.

Bad Berleburg: Weitere Unklarheiten

Ob zukünftig auch der Schnelltest kostenpflichtig wird, den man für einen PCR-Test benötigt, sei beispielsweise auch noch nicht geklärt, so Decker. Darüber hinaus wisse der Betreiber noch nicht, wie das Testzentrum in Zukunft mit symptomatischen Kunden umgehen soll: „Eigentlich sollen wir Menschen mit Symptomen zum Testen zum Arzt schicken. Viele Ärzte wollen aber keine möglicherweise positiven Patienten in ihrem Wartezimmer haben“, erklärt Decker die Kontroverse. „Die Hausärzte schicken viele ihrer Patienten zu uns, denn die meisten von ihnen hätten selber gar nicht die Kapazitäten und Zeit, die ganzen Testungen alleine zu stemmen.“ In Berleburg würde man sehr gut Hand in Hand arbeiten.

Lesen Sie auch: Wittgensteiner Schützenfeste: Vorsicht beim Feiern geboten

Der Allgemeinmediziner aus Bad Berleburg, Dr. Holger Finkernagel begrüßt es, dass die Menschen sich lokal an den verscheiden Teststellen testen lassen können. „Es geht ja nicht darum, wo getestet wird, sondern es geht darum, es den Menschen leicht zu machen, sich testen zu lassen.“ In dem IZM (Impfzentrum Mitte), das zu seiner Praxis gehört, werde aber auch relativ viel getestet. Er selbst würde daher symptomatische Patienten nicht an anderen Teststellen verweisen. „Die Versorgung der Patienten ist nicht abhängig davon, ob jemand ansteckend ist. Vielmehr gehört es zur grundsätzlichen Tätigkeit eines Hausarztes, sich in die Vorsorge vor Infektionen mit dem COVID-19-Virus einzubinden“, so der Mediziner.

Was ihm allerdings überhaupt nicht gefällt, ist der Umstand, dass er die Tests für ca. 1,80 Euro einkaufe und dem Patienten dann 12 bis 16 Euro dafür abnehmen soll. „Der Gewinn nach Abzug der Kosten ist einfach zu hoch. Vier bis fünf Euro hätten es auch getan.“ Finkernagel ist der Überzeugung, dass man die Testungen weiterhin kostenlos anbieten hätten sollen. „Die Folgekosten für COVID-Erkrankungen übersteigen die Testkosten um ein Dreifaches.“ Der Mediziner findet, dass die Testzentren einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Infektionsgeschehens leisten. „Ich bin aber nach wie vor der Auffassung, dass diese Aufgaben in die Hand der Hausärzte gehören“, sagt Finkernagel.

Lesen Sie auch:Wittgenstein: Corona-Tests könnten bald kostenpflichtig werden

Hof Apotheke testet weiterhin

Die Hof Apotheke in Bad Berleburg bietet weiterhin Schnelltests an, auch wenn die Test-Fenster vorübergehend nicht freigeschaltet waren. „Das lag daran, dass wir einfach nicht wussten, was da auf uns zukommt. Wir haben den Testbetrieb nur für den Übergang, um das mit der Kostenübernahme abzuwarten, kurz ausgesetzt.“, erklärt Inhaberin Elke Koch. Inzwischen seien die Test-Fenster zur Buchung auf der Homepage wieder freigegeben.

Auch in der Apotheke müssen die Kunden von nun an vor jedem Test ein Formular unterschrieben, auf dem der Grund für die Testung angegeben ist. Durch die Unterzeichnung seien die Teststellenbetreiber abgesichert. „Ich als Teststelleninhaber muss weder kontrollieren, ob sie überhaupt eine Oma haben und ob sie diese nach dem Test auch wirklich besuchen“, erklärt Koch.

Lesen Sie auch:Große Coronabilanz: So unterschiedlich sind Kreise betroffen

Die Inhaberin ist sich nicht sicher, wie lange diese neue Bestimmungen aufrecht gehalten werden können. „Denn wirklich Sinn macht das Ganze für uns nicht und wirklich durchblicken tut da auch kein Mensch mehr.“ Die Bestimmungen immer wieder zu erklären, sei ein zusätzlicher Aufwand für das Apothekenteam. „Wir werden diese Diskussion vorerst wohl mit jedem führen müssen, der einen Test bei uns haben möchte.“

Die Bürger müssen sich aber darauf einstellen, dass die Test-Fenster nun wesentlich kleiner werden. Denn die Apothekerin rechnet damit, dass durch die nun gebührenpflichtigen Tests die Nachfrage weiter zurückgeht, da der Bedarf rapide sinke.