Dödesberg. Die Polizei kontrolliert zwar das Tempolimit auf der Strecke, sieht dort aber keinen Häufungspunkt. Warum, das erläutert Behördensprecher Pusch.

Und es hat wieder geknallt – mit Blick auf die Ortsmarke „Dödesberg“ verwundert das viele Wittgensteiner nicht. Gerade diese Ecke gilt zumindest subjektiv als gefährlich. Eine lange unübersichtliche Kurve in der – so meinen viele – auch immer wieder zu schnell gefahren wird. Daran ändert auch das Tempolimit auf 70 km/h nichts.

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Nach dem jüngsten Auffahrunfall am Mittwochabend meldet sich Mario Bätzel auf der Facebook-Seite unserer Zeitung mit seinen Sorgen zu Wort: „Ich wohne in dem Haus, wo dieser Unfall passiert ist. Zum Glück ist in diesem Fall keiner schwer verletzt oder sogar getötet worden. Ich habe jedes Mal ein mulmiges Gefühl, wenn ich auf die B 480 fahren will. Mindestens 90 Prozent aller Verkehrsteilnehmer ignorieren die Geschwindigkeitsbegrenzung. Wir haben Kinder. Ich hoffe, dass der Kreis jetzt endlich mal konsequent bei uns die Geschwindigkeit kontrolliert“, schreibt der Familienvater.

Anwohner hat „mulmiges Gefühl“

Allerdings steht sein „mulmiges Gefühl“ offenbar im Widerspruch zu dem, was die Polizei und auch der Kreis Siegen-Wittgenstein am Dödesberg feststellen. „Bei uns ist der Dödesberg nicht als Unfallschwerpunkt bekannt“, berichtet der Sprecher der Kreispolizeibehörde, Stefan Pusch.

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Die Polizei nimmt die Sorgen des Anwohners aber ernst. „Nach einer Beschwerde letztes Jahr gab es dort mehrere Radarmessungen. Diese ergaben nur wenig Verstöße, keine einzige Ordnungswidrigkeit, nur Verwarnungsgeld-Tatbestände und von der Anzahl her eine sehr niedrige Verstoßquote“, so Pusch.

„Verstoßquote deutlich unter dem Durchschnitt“

Mehrfach hat die Polizei auf der B 480 Radarmessungen vorgenommen – Ergebnis: „Nur wenig Verstöße, keine einzige Ordnungswidrigkeit“, so Polizei-Sprecher Stefan Pusch.
Mehrfach hat die Polizei auf der B 480 Radarmessungen vorgenommen – Ergebnis: „Nur wenig Verstöße, keine einzige Ordnungswidrigkeit“, so Polizei-Sprecher Stefan Pusch. © Rene Traut

Bei einer ersten Messung waren Beamte dreieinhalb Stunden vor Ort. Bei einem zweiten Kontrolltermin vier Stunden. Insgesamt sind dabei nur elf Verwarngelder ausgesprochen worden. „Die Verstoßquote ist im Vergleich zu anderen Beschwerdestellen oder Problemstrecken deutlich unter dem Durchschnitt, so dass dort keine regelmäßigen, sondern nur sporadische Messungen stattfinden“, erläutert Pusch. Die Einschätzung, dass dort permanent gerast werde, könnten die­ Messungen nicht bestätigen.

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Dass auf der vielbefahrenen Hauptverkehrsader der Region zwischen Bad Berleburg und dem Albrechtsplatz immer wieder auch Unfälle passieren, zeigt ein Blick ins Zeitungsarchiv.

Mehrere schwere Unfälle zu verzeichnen

Erst im April war ein betrunkener Autofahrer vom Dödesberg kommend kurz vor dem Wanderparkplatz Albrechtsplatz nach rechts von der Straße abgekommen. Und im Februar geriet ein 23-jähriger Mann mit seinem BMW zwischen dem Dödesberg und Schüllar ins Schleudern. Der Winterberger prallte mehrfach gegen die Leitplanke – und sein Auto brannte völlig aus. Der Mann war betrunken. Im März 2021 die tödliche Kollision einer Fußgängerin mit einem Lastzug am Dödesberg – und im Oktober 2020 verunglückten zwei junge Frauen mit ihren Golf, als die Fahrerin von Winterberg kommend die Kontrolle über ihren Wagen verlor.

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Eine Unfallschwerpunkt sieht die Polizei aber auch auf dieser Strecke nicht. Hintergrund ist ein klar definiertes Verfahren, mit dem solche „Unfallhäufungsstellen“ ermittelt werden. Die „Stellen“ sind ein Bereich von 50 bis 150 Metern und Häufungslinien haben eine Länge von 200 bis 500 Metern auf Straßen mit Gegenverkehr. Für die B 480 gelten die Angaben zur Linie. Eine Stelle ist immer gekennzeichnet durch Knotenpunkte, also Einmündungen oder Kreuzungen von Straßen, nicht jedoch mit Feldwegen oder Grundstückszufahrten.

Für eine Unfallhäufungsstelle reicht es nicht

Bewertet werden vier Kategorien von Unfällen – vom tödlichen Unfall über schwer verletzte Personen und leicht Verletzte bis hin zu reinen Sachschadensunfällen. Untersucht werden ferner Unfall-Hergänge und -Ursachen: Hier geht es um die Fahrbewegungen, Schnittpunkte, also zum Beispiel Abbiege-Unfälle, Einbiegen oder Kreuzen, Fahrunfall (ohne Fremdbeteiligung), Unfall im Längsverkehr und mehr.

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Für eine Unfallhäufungsstelle müssen es bei gleichem Unfallhergang mindestens drei Unfälle der Kategorie 1 bis 4 innerhalb eines Jahres sein – oder aber drei Unfälle mit tödlichem Ausgang oder schweren Verletzungen innerhalb von drei Jahren. Alles das trifft laut Definition auf den Bereich Dödesberg oder auch die B 480 zwischen Albrechtsplatz und Bad Berleburg jedoch nicht zu.