Weidenhausen. Vom Stall zum Schlachthaus sind es nur noch wenige Meter. Welche Wirkung der kurze Weg auf das Fleisch hat, berichtet die Landwirtsfamilie.
„Steffes Hof“ in Weidenhausen möchte seinem Vieh keinen Stress mehr machen, wenn es für die Tiere eines Tages zur Schlachtbank geht. Also hat die Familie Afflerbach ein modernes Schlachthaus gleich neben ihren großen Stall gebaut. Nie wieder soll es für Rinder und Schweine aus dem eigenen Stall etwa 50 Kilometer mit dem Tiertransporter hinüber zum Schlachtbetrieb in Hessen gehen.
So wachsen die Tiere auf
Denn: „Der lange Transport ist für unsere Tiere einfach Stress“, weiß Alexandra Afflerbach. Aber inzwischen heißt es zum Beispiel für die Schweine: Stall auf, zehn Meter durchs Freie laufen direkt ins benachbarte Schlachthaus. „Die Tiere werden bei uns auf dem Hof geboren, wachsen stressfrei auf“, ergänzt ihr Mann Jörg Afflerbach. Bei den Rindern gilt Mutterkuh-Haltung, die Kälber dürfen also an den Zitzen ihres Muttertieres saugen. Und das alles „merkt man auch beim Fleisch“, ist Alexandra Afflerbach überzeugt. „Wir arbeiten übrigens nach Bio-Richtlinien.“
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Diese Tiere stehen im Stall
Seit 2018 halten die Afflerbachs ihre Schlachttiere in einem großen Stallgebäude an der Moosestraße in Weidenhausen, etwas abseits vom Dorf gelegen. Zurzeit stehen 70 Rinder und 80 Schweine in Afflerbachs Stall, Jungtiere für die Nachzucht inklusive. Hinzu kommen eine Handvoll Schafe. Gebaut wurde der Stall nach Angaben der Familie „für Mutterkühe, Bullen, Schweine, Pferde, Schafe und Hühner nach den neuesten Richtlinien für Tierwohl“. Die Hühner allerdings werden nicht zu Fleisch verarbeitet, sondern dienen als Produzenten für den hofeigenen Eier-Verkauf, erklärt Hof-Inhaber Jörg Afflerbach. Und die Pferde sind ein Hobby von Afflerbachs Tochter Leonie (19). Ihr Milchvieh haben die Afflerbachs bereits 2016 abgeschafft, sind bei den Rindern komplett auf Fleckvieh-Haltung umgestiegen.
So läuft’s im neuen Schlachthaus
Seit Januar steht gleich neben dem Stall das neue Schlachthaus. „Landschlachterei Steffes Hof – EG Schlacht- und Zerlegebetrieb“ heißt es auf dem Schild am Gebäude. Und dieser Schlachtbetrieb soll in der Landwirtschaft des Hofes neben den kurzen Wegen für die Tiere weitere Vorteile bringen. Etwa den, „dass wir jetzt auch für andere Bauern bei uns Tiere schlachten können“, so Alexandra Afflerbach.
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Fleisch aus artgerechter Haltung
„Steffes Hof“ verkauft „Schweinefleisch und Rindfleisch aus artgerechter Tierhaltung und extensiver Landwirtschaft“. Bestellungen sind möglich unter 02751/5516 oder per E-Mail an steffes-hof@web.de.
Wer auf „Steffes Hof“ schlachten lassen möchte, meldet sich direkt bei Jörg Afflerbach, 0162/2346 697.
Nach Anmeldung ist es auch möglich, sich den Schlachtbetrieb anzuschauen, gerne auch in kleinen Gruppen.
Mehr Infos im Internet: www.steffes-hof.de
Ist das neue Schlachthaus also die logische Ergänzung zum großen Stall? „Die Idee entstand, weil wir Großvieh – also Rinder und Schweine – hier gar nicht schlachten konnten“, so Afflerbach. Und der Umweg über Hessen sei einfach problematisch geworden, um größere Mengen Fleisch zu verarbeiten. Schließlich biete der „Steffes Hof“ ja seine Fleisch- und Wurst-Waren auch Supermärkten in Wittgenstein, aber auch im Siegerland an. Mittlerweile habe „Steffes Hof“ den Metzger Bernd Wickenhöfer fest angestellt. „Wir schlachten einmal in der Woche Rinder und Schweine“, so Jörg Afflerbach – so wie es von den Abnehmern benötigt werde.
Das Familien-Unternehmen
Die Afflerbachs, deren „Steffes Hof“ in der Weidenhäuser Ortsmitte seit nunmehr 50 Jahren vor allem als gutes Restaurant und Pension bekannt ist, betreiben ihren deutlich älteren Bauernhof, ihre Landwirtschaft im Nebenerwerb. Hilfe bekommen sie bei alldem von Verwandten und Bekannten. Und Tochter Kristin Afflerbach (24), derzeit Hotelkauffrau in Schmallenberg, soll später vielleicht einmal übernehmen, das Familien-Unternehmen in Schwung halten. Natürlich stehen Fleisch, Wurst und Schinken aus eigener Schlachtung auch im eigenen Restaurant und beim Frühstück für die Pensionsgäste auf der Speisekarte.
Die Regio-Märkte
Sehr interessiert sind die Afflerbachs an den „Regio-Märkten“. Diese möchte die Stadt Bad Berleburg gerne in Dörfern etablieren, die daran interessiert sind – als Alternative zum klassischen Wochenmarkt in der Kernstadt, der bis zum Sommer 2017 auf dem Marktplatz vor dem Bürgerhaus lief.
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Beim „Pilot-Markt“ Mitte März „haben wir gerne mitgemacht“, sagt Alexandra Afflerbach. Es sei einfach schön gewesen, nach so langer Zeit wieder dieses Markt-Feeling zu haben, mit der Kundschaft ins Gespräch zu kommen. „Und da bleiben wir auch dran“, so Afflerbach, sollte aus dem Pilot-Markt tatsächlich mehr werden. Auf jeden Fall präsent ist „Steffes Hof“ beim offiziellen Start Bad Berleburgs als Premium-Wanderort am Sonntag, 22. Mai, auf dem Marktplatz – und zwar mit ihrer Wurst „Strammer Bursche mit Schmackes“ als typisches Produkt aus der Region.
Der Verkauf an Endverbraucher
Kleiner Tipp an die Wittgensteiner: Im „Regiofass“ von „Steffes Hof“, das in Weidenhausen direkt an der B 480 steht, bekommt man selbst sonntags noch Fleisch – zum Beispiel Grillgut für eine spontane Party daheim. Aber auch sonst sei die Produktvielfalt des Hofes beliebt, berichtet Alexandra Afflerbach: „Da melden sich zum Beispiel oft Kunden und bestellen zehn, 20 Kilo Gulasch oder Gehacktes.“
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Was den Verkauf an Endverbraucher ab „Steffes Hof“ betrifft, möchte Jörg Afflerbach in einer nächsten Etappe „mehr in die Vermarktung gehen“. Sein Ziel: „dass sich die Leute das Fleisch kühltruhenfertig abholen können“.