Bad Berleburg. Der Kardiologe Dr. Karim Bou-Nassif bestätigt eine neue Statistik zu den häufigsten Aufenthaltsgründen und gibt ferner Tipps zur Früherkennung.

Herzinsuffizienz ist die Ursache für die meisten vollstationären Krankenhaus-Aufenthalte im Kreis Siegen-Wittgenstein. Das besagt einen Statistik aus dem Jahr 2020. Demnach wurden 1519 Menschen in Siegen-Wittgenstein wegen einer Insuffizienz auf diese Weise behandelt. Interessanterweise ist das Geschlechter-Verhältnis dabei ausgeglichen: 766 Männer und 753 Frauen waren laut dem Statistischen Landesamts NRW betroffen. Auf Platz zwei lagen Vorhofflimmern und Vorhofflattern (1215 Fälle), gefolgt von Angina Pectoris (1194 Fälle). „Damit war die Herzschwäche die häufigste Ursache für einen stationären Krankenhaus-Aufenthalt im Kreis Siegen-Wittgenstein“, analysiert Michael Lobscheid von der Krankenkasse IKK.

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Zahl der Patienten mit Herzschwäche steigt

Da das Bad Berleburger Krankenhaus Expertise bei Herz- und Gefäßerkrankungen hat, haben wir in der Vamed-Akutklinik beim Leiter der Kardiologie und Chefarzt der Inneren Medizin, Dr. Karim Bou-Nassif, nachgefragt: Kann er die statistische Häufung bestätigen?

Dr. Karim Bou-Nassif: Wir können den Trend, den die IKK in ihrer Statistik beschreibt, für die Vamed-Klinik Bad Berleburg bestätigen: Demnach ist die Anzahl der Menschen, die unter einer Herzschwäche leiden und die wir deshalb stationär behandelt haben, in den letzten zehn Jahren kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2020 haben wir von den 1520 im Kreis betroffenen Personen in unserer Klinik etwa 15 Prozent aufgrund einer Herzinsuffizienz stationär behandelt. Bei Betroffenen mit den Hauptdiagnosen Vorhofflimmern und Angina Pectoris bewegte sich der Anteil der bei uns stationär aufgenommenen Patienten auf einem ähnlichen Niveau. Zusätzlich bemerken wir, dass Frauen häufiger eine Herzinsuffizienz oder ein Vorhofflimmern entwickeln als Männer. Diese erkranken dagegen häufiger an einer Angina Pectoris.

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Symptome: Atemnot, Herzrasen, Schwindel

Eine weiterer Punkt ist die Vorsorge. Wir wollten wissen: Können unsere Leserinnen und Leser auf bestimmte Anzeichen achten, in denen ein Frühstadium erkennbar wäre?

Hier müssen wir die akute und die chronische Herzschwäche unterscheiden: Während sich eine chronische Herzschwäche über Jahre langsam entwickeln kann und anfangs nur unspezifische Beschwerden verursacht, entsteht eine akute Herzschwäche oft vermeintlich spontan und ist sehr deutlich spürbar – als schwere Atemnot, Herzrasen oder Schwindel. Betroffene haben oft eine diffuse Todesangst und müssen dann umgehend ärztlich behandelt werden; am besten alarmieren Angehörige oder Betroffene den Rettungsdienst. Eine chronische Herzschwäche geht im Anfangsstadium oft mit Symptomen einher, die sich nicht zwangsläufig mit einer Herzerkrankung in Verbindung bringen lassen. So können Erschöpfung, Gewichtsabnahme oder Wasser in den Beinen einen Hinweis auf das Krankheitsbild geben. Leider handeln viele Betroffene erst, wenn zusätzlich der Blutdruck entgleist und sie unter anhaltendem Schwindel oder Herzklopfen leiden – oft ist die Krankheit dann bereits fortgeschritten.“

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Vorbeugend hilft ein gesunder Lebenswandel

Gibt es bekannte Risikofaktoren?

Zu den Risikofaktoren zählen eine familiäre Veranlagung, ein hohes Körpergewicht, ein zu hoher Cholesterinspiegel sowie ein Diabetes Typ II – und wie Herr Lobscheid richtig angibt, auch ein höheres Lebensalter. Vorbeugend hilft ein gesunder Lebenswandel ohne Rauchen, mit wenig bis keinem Alkohol, viel Bewegung, einer leichten, mediterranen Kost sowie normalem Körpergewicht. Und auch den regelmäßigen Gang zum Haus- oder Facharzt sollten Betroffene nicht vernachlässigen, damit etwaige Symptome früh bemerkt und behandelt werden können. Denn das ist heutzutage sehr gut möglich.

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