Stünzel. Die Absage des Traditionsfestes sorgt bei vielen Menschen für Entsetzen – nicht nur in Wittgenstein. Das sind die Gründe.

Die Enttäuschung ist groß: Das traditionelle Stünzelfest ist abgesagt – zum dritten Mal in Folge. Das teilte der Landwirtschaftliche Kreisverein Wittgenstein auf seiner Homepage mit. Rasant hatte sich diese Nachricht am Wochenende in den sozialen Netzwerken verbreitet. Dabei fiel die Entscheidung dem Verein nicht leicht. „Das Stünzelfest bedeutet den Menschen in Wittgenstein und uns als Verein sehr viel. Es war keine leichte Entscheidung für uns“, sagt Karsten Hof, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisvereins Wittgenstein auf Nachfrage der Redaktion. Mit ihm haben wir über die Gründe gesprochen.

Sicherheitskonzept veraltet

Im Jahr 1833 wurde das Tierschaufest auf dem Stünzel – dem heutigen Stünzelfest – zum ersten Mal abgehalten. Seitdem hat es bis auf wenige Ausnahmen jährlich stattgefunden. Coronabedingt musste es in den vergangenen zwei Jahren schon ausfallen. Nun – am 12. Juni – sollte es endlich wieder soweit sei: Tausende Menschen versammeln sich auf dem Festplatz auf dem Stünzel, um gemeinsam zu feiern. Tierzüchter weit über die Grenzen Wittgensteins zeigen stolz ihre Tiere. Daraus wird aber auch in diesem Jahr nichts und Schuld daran ist nicht die Corona-Pandemie.

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Am 14. Januar hatte der Vorstand die Stadt bezüglich des Fests kontaktiert – zunächst wegen Corona. Zurück kam ein Leitfaden für Veranstaltungen – 118 Seiten lang. „Die Stadt Bad Berleburg hat die neuen gesetzlichen Regelungen Mitte Januar 2022 an den Landwirtschaftlichen Kreisverein weitergegeben – und zwar exakt neun Tage nachdem die Stadt die Informationen dazu durch den Städte- und Gemeindebund erhalten hat“, teilt die Stadt auf Nachfrage der Lokalzeitung mit. „Zudem haben wir uns zu den mit einer Veranstaltung in 2022 verknüpften Unsicherheiten ausgetauscht, unter anderem mit Blick auf die durch die Corona-Pandemie möglicherweise bedingten Auflagen, die grundsätzlich kurzfristige Organisationszeit und die Verfügbarkeit der Händler in diesem Jahr.“

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Bei einem gemeinsamen Termin im März dann sei klar geworden, dass das Sicherheitskonzept aus dem Jahr 2011 für die Durchführung der Veranstaltung nicht mehr ausreicht. „Wir haben noch versucht, unser Konzept zu überarbeiten. Aber wir haben es zeitlich leider nicht geschafft“, so Hof. „Es reicht nicht, wenn wir das Konzept im Juni erst haben. Wir müssen ja auch planen und wissen, was am Ende auf uns zu kommt – auch finanziell.“ Letztlich, so Hof, habe sich der Vorstand mit Blick auf den notwendigen organisatorischen Vorlauf für das Fest daher nun dazu entschieden, das Fest abzusagen und sich auf 2023 zu konzentrieren.

Hoffen auf 2023

Spätestens im Juni dieses Jahres will der Vorstand das fertige Sicherheitskonzept bei der Stadt einreichen, damit diese es prüfen kann. „Wir wollen nicht mehr warten. Natürlich sind wir alle enttäuscht darüber, dass unser geliebtes Fest in diesem Jahr nicht stattfinden kann, aber wir sind voller Hoffnung, dass wir im Juni 2023 uns alle auf dem Stünzel wiedersehen und gemeinsam feiern werden“, so Karsten Hof. Er verstehe die Enttäuschung der Gäste – gerade da andere Veranstaltungen stattfinden. „Klar ist aber auch, dass wir uns nicht mit Kultur Pur vergleichen können. Da steckt der Kreis direkt hinter; wir sind nur ein eingetragener Verein.“