Wittgenstein. In Wittgenstein hat es die kälteste Nacht gegeben, die im April jemals in NRW gemessenem wurde - Wetterexperte Julian Pape erklärt Extremwetter
Der April macht mal wieder, was er will. Nachdem es im März schon angenehm warm war, kam es im April zu einem Kälterekord. Die Temperaturen fallen in Wittgenstein auf bis zu minus 21 Grad. In der Nacht von Samstag auf Sonntag hat die Wetterstation Bad Berleburg-Hemschlar von „Meteomedia“ mit Minus 12,7 Grad eine neue Rekordkälte aufgestellt. „Noch nie wurden so kalte Temperaturen im April in ganz NRW gemessen“, sagt Julian Pape, Wetterexperte aus Dotzlar.
Die Talstation in Hemschlar sei die einzige dieser Art in Wittgenstein, die von einem offiziellen Wetterdienst betrieben wird – der Rekordwert von minus 12,7 werde daher in die Wetterstatistiken eingehen. Tatsächlich seien die Temperaturen in Wittgenstein aber noch tiefer gewesen.
Die Rekordwerte
Das regionale Wetterportal von Julian Pape hat 18 kleinere Wetterstationen an verschiedenen Orten in Wittgenstein. Damit könne er die Tiefsttemperaturen genauer feststellen. „Wir haben in der Nacht auf den 3. April an drei weiteren Stellen noch tiefere Temperaturen gemessen als in Hemschlar.“ Unter anderem sei es in Birkelbach und Hesselbach mit minus 13,3 Grad etwas kälter gewesen, aber Benfe sei in der Rekordnacht die kälteste Ortschaft gewesen: „Dort haben wir bis zu minus 16,3 Grad gemessen.“
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Die Temperaturwerte werden in zwei Metern Höhe gemessen. Einige Stationen führen aber auch Messungen direkt über dem Erdboden durch. Da es am Boden kälter sei, könne man so beispielsweise den Bodenfrost besser bestimmen. „Direkt über der Schneedecke waren es in der Nacht minus 21,1 Grad in Benfe“, betont Julian Pape. „Dieser Wert ist so interessant, weil in ganz Deutschland bis jetzt nur an der Zugspitze im April vom Deutschen Wetterdienst schon mal tiefere Temperaturen als minus 16 Grad gemessen wurden.“
Wittgenstein: Die Ursachen für Rekordkälte
Warum ist es denn nach dem schon fast sommerlichen März jetzt noch mal so kalt geworden? Normalerweise sei der April eben ein wechselhafter und doch eher kälterer Monat. „Das, was wir im März erlebt haben, war vier Wochen fast durchgängig eine konstante Hochdruck-Wetterlage“, sagt der Wetterexperte. Mit großem Abstand sei der letzte März der sonnenscheinreichste und trockenste März gewesen, den es je gab.
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Dann änderte sich die Wetterlage genau zum Übergang in den April: Manche hielten es vielleicht für einen Aprilscherz – aber passend zum 1. April gab es Neuschnee. Die Kälte, die am Wochenende dafür zuständig war, habe ein Tiefdruckgebiet nach Wittgenstein gebracht, welches sich für 36 Stunden über Deutschland aufhielt. Daher ließen die Schneefälle den ganzen Tag nicht nach. „Besonders war, dass wir bereits an die Wärme und den Sonnenschein aus dem März gewohnt waren. Deshalb haben es viele nicht glauben können, dass es dann schneit“, erklärt Julian Pape. Für den Wetterexperten ist Schnee im April aber eigentlich nichts Außergewöhnliches.
Wittgenstein: Klimawandel nicht Schuld an Tiefstwerten
Wenn es zeitgleich zum Schnee zu einer sternenklaren Nacht ohne Wind über der Schneedecke kommt, kann sich die Luft besonders stark abkühlen. Und genau das sei Samstagnacht eingetreten: „Das Tief ist weitergezogen und ein kurzzeitiges Hoch konnte sich ausbreiten, das die Wolken aufgelöst hat.“ Das habe dazu geführt, dass es so kalt wie noch nie zuvor im April war. Eine weitere Besonderheit: „Die Rekordnacht Anfang April war die kälteste der Saison, was schon sehr selten ist“, berichtet Julian Pape. „Im Dezember, Januar oder Februar gab es keine kältere Nacht.“
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Laut dem Wetterexperten habe das nicht primär etwas mit dem Klimawandel zu tun. Denn die Temperatur im April seien im Vergleich zu früheren Jahren am meisten angestiegen. „Wir merken die Klimaerwärmung im April am deutlichsten.“ Deswegen sei es für Metrologen auch etwas Besonderes, dass es in diesem Jahr im April noch mal so kalt geworden ist. „Solche Wetterlagen, wie wir sie jetzt gerade haben, sind eher die Ausnahme und werden noch seltener.“
Wittgenstein: Wetter im April
Das Wetter für Ostern sei aktuell noch nicht absehbar. Die nächsten Tage soll es nach Julian Pape aber erstmal viel Regen geben. „Das ist für die Natur sehr wichtig, weil es im März eben viel zu trocken war.“ Zum Ende der Woche in Richtung Freitag und Samstag kann es örtlich auf den Bergen noch einmal etwas Schnee geben, im Tal aber eher nicht. Nächste Woche werde es wahrscheinlich wieder frühlingshafter mit mehr Sonne. Weitere Informationen zum Wetter der nächsten Wochen in Wittgenstein finden Sie unter: www.wetter-wittgenstein.de.
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