Wittgenstein. Studien sagen, dass der Fußweg zum Kindergarten für die Entwicklung der Kleinen wichtig ist. Wir zeigen, wo das in Wittgenstein noch möglich ist.
Nicht nur die Beweglichkeit wird Kindern im Kita- und Grundschulalter bei Spaziergängen geschult und gefördert, wenn sie zu Fuß zur Kita laufen können. Gerade bei älteren Kita-Kindern wird zudem auch die Selbstständigkeit und der Sinn für ihre Umgebung geschult, wenn sie allein zu Kita laufen können. Nur: Dafür braucht es kurze Fußwege zur Einrichtung – und die gibt es in Wittgenstein nur selten. Aus einigen Ortschaften müssen die Kinder mit dem Auto in die Kita gebracht werden.
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Es fehlt den Kindern damit nicht nur an der frühen Erfahrung der Selbstständigkeit und die Bewegung, wenn sie mit dem Elterntaxi in die Kita gebracht werden: Elterntaxi bergen an sich auch eine Gefahr. „Genau zu den Zeiten, wenn Kinder auf dem Schulweg oder wieder zurück nach Hause sind, verunglücken die meisten 6- bis 15-Jährigen. Eltern, die ihre Kinder mit dem eigenen Auto zur Schule oder in die Kita fahren, verstärken die Unfallgefahr noch: Durch das unübersichtliche Verkehrsaufkommen sind sowohl die aussteigenden Kinder als auch die zu Fuß oder mit dem Rad kommenden Kinder gefährdet“, erklärt dazu zum Beispiel der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club).
Fußweg keine Selbstverständlichkeit
„Zu Fuß zur Schule oder zum Kindergarten zu gehen, ist in Deutschland keine Selbstverständlichkeit. Dabei ist ein aktiver Schulweg gerade für die Kleinsten besonders wichtig. Denn durch das Zufußgehen nehmen die Kinder ihre Umgebung aktiver wahr. Sie lernen, sich besser zu orientieren und sich im Verkehr sicher zu verhalten“, bezieht dazu auch der VCD (Verkehrsclub Deutschland) klar Stellung.
Das statistische Landesamt IT.NRW hat eine neue, interaktive Karte veröffentlicht, auf der die Länge eines möglichen Fußwegs bis zur Kita nachvollziehbar gemacht wird. Auch die Entfernung in Autominuten wird dort visualisiert. Mit detailliertem Blick auf die Wittgensteiner Ortschaften wird klar: In einigen Kernorten ist es durchaus möglich, die Kinder, sobald sie alt genug sind, allein in die Kita gehen zu lassen – denn stellenweise liegt die Dauer des Fußweges laut Rechnung von IT.NRW unter drei Minuten. Andere Ortschaften hingegen sind auf das Auto angewiesen.
19 Prozent schaffen es in 5 Minuten
Im gesamten Kreis Siegen-Wittgenstein ist es von 7,4 Prozent aller besiedelten Flächen aus möglich, zu Fuß in unter drei Minuten eine Kita zu erreichen. 19 Prozent können es demnach in 5 Minuten schaffen.
In Bad Berleburg ist dies in den Ortskernen von Girkhausen, Diedenshausen/Seibelsbach, Elsoff, Schwarzenau, Arfeld, Dotzlar, Wingeshausen, Aue und Wemlighausen möglich sowie an vier Stellen in der Kernstadt (Im Umkreis von: Am Sengelsberg, Berliner Straße, Unterm Hain/Bismarckstraße, Am Burgfeld/Alte Warte). Von den Rändern der Ortskerne aus sind die Kitas oftmals auch noch in bis zu zehn Minuten zu erreichen.
In Erndtebrück gehört dazu der Ortskern von Birkelbach und Benfe sowie der Kernort Erndtebrücks mit den Stellen Wabrichstraße/Höhenweg und Siegener Straße/Danziger Straße).
Zu den Bad Laaspher Ortschaften mit Möglichkeit zum Fußweg in die Kita zählen Feudingen, Oberndorf, Banfe, Fischelbach und Niederlaasphe. Hier gelten die 5 Minuten Fußweg ebenfalls für die Ortskerne, an den Rändern sind teilweise noch bis zu 10 Minuten möglich. In Bad Laasphe selbst gibt es zwei Stellen, von denen aus der Fußweg durch kurze Strecken möglich ist: Im Bereich der Bahnhofstraße/Am Feldberg sowie im Bereich der Schloßstraße.
Sozialkompetenz wird ausgebildet
Der Fußweg zur Einrichtung, ob nun Kita oder Schule, ist laut ADFC entwicklungspsychologisch „ungemein wichtig: Er ist oft die erste regelmäßig allein zurückgelegte Strecke, bei der Fachkompetenz im Verkehr und Sozialkompetenz ausgebildet werden, denn der Weg wird oft gemeinsam mit anderen Kindern zurückgelegt.“ Auch, dass Kinder sich zurechtfinden und mit anderen Verkehrsteilnehmern kommunizieren, seien Kompetenzen, die sich nicht auf der Rückbank des Elterntaxis erwerben lassen, so der ADFC.
In diesen Orten ist der weg zur Kita zu weit
Zu weit für einen kurzen Fußweg sind folgende Wittgensteiner Ortschaften: Wunderthausen, Beddelhausen, Richstein, Sassenhausen, Weidenhausen, Rinthe, Hemschlar, Puderbach, Saßmannshausen, Bermershausen, Amtshausen, Hesselbach, Volkholz, Schameder, Birkefehl, Balde, Leimstruth, Zinse und Röspe. Aber auch für die Bewohner solcher Orte gibt es Tipps von Experten für Eltern, die ihren Kindern die Möglichkeit zum selbstständigen Fußweg geben wollen: „Sollte die [Einrichtung] für einen kompletten Fußmarsch zu weit weg liegen, können Kinder auf Parkplätzen in der werden und das letzte Stück Weg zu Fuß zurücklegen, nach dem liebenswerten Motto ,Kiss & Go’“, rät das Deutsche Kinderhilfswerk.
Über 40 Prozent sind mit dem Auto in zwei Minuten an der Kita
Die Wege für Pkw sind im Übrigen laut der interaktiven Karte von IT.NRW relativ kurz. Im gesamten Kreis ist demnach für die Bewohner von 41,6 Prozent aller Siedlungsflächen der Weg zur Kita per Auto in mindestens zwei Minuten möglich, alle Bewohner sollten jedoch innerhalb von 10 Minuten eine Kita mit dem Pkw erreicht haben. Die weitesten Wege in Wittgenstein müssten Bewohner aus Christianseck, Stünzel, Richstein (ab An der Rodche), Balde, Leimstruth, Großenbach und Glashütte mit dem Auto zurück legen – auch in diesen Fällen rechnet das statistische Landesamt jedoch mit maximal 10 Minuten.