Bad Berleburg. Zum Schutz der Kinder entscheiden sich viele Eltern beim Schulwechsel oft anders als empfohlen. Und Berleburgs Schulleiter nennen Gründe dafür.
Zum Schuljahr 2022/23 wechseln in Bad Berleburg deutlich weniger Grundschulkinder aufs Johannes-Althusius-Gymnasium als noch ein Schuljahr zuvor – nämlich 49 gegenüber 65. Das veranlasste Sandra Peiser (SPD) im Ausschuss für Soziales, Bildung, Sport und Kultur zu fragen: Was können wir tun, um mehr Schüler aufs Gymnasium zu bekommen? Offenbar scheuten sich viele Eltern vor diesem Wechsel für ihre Kinder – obwohl die Grundschulen ihnen genau diesen empfohlen hätten.
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Seien Kinder in Bad Berleburg womöglich „dümmer“ als im NRW-Durchschnitt? So spitzte Peiser ihre Kritik in der Sitzung weiter zu. Tatsache ist laut Schulstatistik, die Andreas Kus als Leiter der städtischen Abteilung Schulen im Ausschuss vorstellte, zum Beispiel: Dieses Jahr sind nur 83 Prozent (Vorjahr: 92 Prozent) der Schülerinnen und Schüler mit Gymnasial-Empfehlung auch an einem Gymnasium angemeldet worden. 17 Prozent der Eltern wählten dagegen eine Realschule. Ähnlich die Entwicklung bei den Empfehlungen „Realschule/eingeschränkt Gymnasium“: Auch hier ergebe sich eine weitere Verschiebung zugunsten der Realschulen, macht Kus deutlich.
Auf das einzelne Kind schauen – aber auch auf die Eltern
Er vermutet, dass nicht zuletzt in der Corona-Pandemie das Vertrauen der Eltern in ihre Kinder gesunken sei. Das Ziel hier könne nur eine gemeinsame Strategie bei der Beratung der Eltern seitens der Schulen sein, findet er. Die Stadt als Schulträger sei offen für Vorschläge.
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Ursula Belz (CDU) bat dazu die im Ausschuss anwesenden Schulleiter um ihre Einschätzungen zu den Anmeldezahlen. Wir müssen jeweils auf das einzelne Kind schauen, so Monika Weber, Leiterin der Edertalgrundschule – so wie es kurz zuvor in der Diskussion auch Detlev Schnell (Grüne) schon betont habe. Der hatte überdies deutlich gemacht, dass es nicht selten auch auf die Biografie der Eltern ankomme. Und im Zweifelsfall empfehle die Grundschule lieber die „niedrigere“ Schulform, so Weber weiter, „damit das Kind auch Spaß am Lernen hat, am Erfolg“.
Mehr Sicherheit in der Realschule?
Eltern argumentierten aber öfter auch damit, dass das Kind daheim geschützt werden müsse, hat Manfred Müller festgestellt, der Leiter der Städtischen Realschule – und da fühlten sie sich mit der Realschule offenbar einfach sicherer. Andere Väter und Mütter bevorzugten für ihre Söhne oder Töchter den Besuch des Berufskollegs und eine klassische Ausbildung. Dafür habe das Johannes-Althusius-Gymnasium (JAG) eine enorme Erfolgsquote, wenn es zum Abitur gehe, lobt Müller. JAG-Schulleiter Clemens Binder zeigte sich von der Entwicklung bei den Schülerzahlen enttäuscht. Denn mit einem Abitur in der Tasche hätten es die Schüler später im Berufsleben in jedem Fall einfacher.
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