Wittgenstein. Wegen des Ukraine-Kriegs steigen die Lebensmittel-Preise auch im Altkreis Wittgenstein rasant an. Das sind die Folgen für die Kundschaft.

Mal eben eine Portion Currywurst mit Pommes auf die Hand zur Mittagspause – das könnte beim Schnellimbiss demnächst deutlich teurer werden. Denn: Die Preise für Frittierfett und Pflanzenöl, aber auch für andere Lebensmittel steigen weiter – das spüren die Imbiss-Betreiber derzeit beim Einkauf ihrer Waren. „Da werden wir auf jedes Gericht ein bis zwei Euro draufschlagen müssen“, fürchtet Kubulay Sagnak vom „All In“-Imbiss am Bad Berleburger Bahnhof.

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60 bis 70 Prozent weniger Umsatz während der Corona-Zeit und jetzt auch noch steigende Preise bei Lebensmitteln und Sprit – das könne man als Gastronom „nicht mehr lange aushalten“, so Sagnak. Immerhin 15 bis 16 Stunden am Tag schuften er und seine Frau im Geschäft für die Familie. „Und wir haben Kinder.“

Pommes-Preis steigt auf drei Euro

Blick auf die Preistafel: Beim „All In“-Imbiss kostet die einfache Portion Pommes derzeit noch zwei Euro. Das wird sich demnächst aber ändern – wie viele andere Preise auch.
Blick auf die Preistafel: Beim „All In“-Imbiss kostet die einfache Portion Pommes derzeit noch zwei Euro. Das wird sich demnächst aber ändern – wie viele andere Preise auch. © Eberhard Demtröder

So wird die klassische Portion Pommes beim „All In“ ab dem kommenden Monat wohl drei statt bisher zwei Euro kosten. Und die Pizza Margherita sechs oder 6,50 Euro statt fünf. Ebenfalls teurer werden soll der Lieferservice – mit drei bis vier Euro außerhalb der Kernstadt. Sieben Euro plus Mehrwertsteuer statt bislang vier koste ihn derzeit das Döner-Fleisch im Einkauf, berichtet Sagnak. Und die Bratwurst 1,20 Euro statt 55 Cent.

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Vor vier Jahren sei die Speisekarte seines Imbisses entstanden, erzählt er im Gespräch mit unserer Redaktion. „Aber irgendwann müssen wir die Preise ändern, sonst kommen wir nicht weiter“, bedauert er. Zum April solle das nun passieren. Und Sagnak überlegt sich die Änderungen gut, denn auch eine neue Speisekarte verursache Kosten. Auch Mitbewerber anderswo in der Kernstadt planten Preis-Erhöhungen.

Käufer: Überlegen, ob man nicht doch selbst kocht

Maximilian Schreiber (20), Auszubildender: Er kann gut verstehen, „dass die Preise anziehen“ – schließlich gehe es für die Imbiss-Betreiber ja auch ums Überleben. Da überlege man sich als Kunde vielleicht auch, „ob man nicht überhaupt selbst kocht“.
Maximilian Schreiber (20), Auszubildender: Er kann gut verstehen, „dass die Preise anziehen“ – schließlich gehe es für die Imbiss-Betreiber ja auch ums Überleben. Da überlege man sich als Kunde vielleicht auch, „ob man nicht überhaupt selbst kocht“. © Eberhard Demtröder

Aus Sicht der Käufer sei es natürlich „unangenehm“, dass sie mehr bezahlen müssten, sagt Maximilian Schreiber, Azubi bei der Sparkasse Wittgenstein. Auch der 20-Jährige steuert oft einen Imbiss fürs Mittagessen an. Aber Schreiber kann gut verstehen, „dass die Preise anziehen“ – schließlich gehe es für die Imbiss-Betreiber ja auch ums Überleben. Da überlege man sich als Kunde vielleicht auch, „ob man nicht überhaupt selbst kocht“.

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Auch bei der Fast-Food-Kette „McDonald’s“ ein paar Meter weiter an Bahnhofstraße spüren die Verantwortlichen, dass Lebensmittel als Basis für Burger, Pommes und Salate teurer werden. Allerdings habe es bisher noch keine Veränderungen bei den Endpreisen gegeben, so Carsten Renz von der Restaurant-Leitung. Doch die werde wohl bald kommen, schätzt er.

Improvisieren mit anderen Öl-Sorten

Erst zwei Jahre lang Corona und jetzt noch der Ukraine-Krieg: Auch Zekae Özer vom „City Grill“ an der Marburger Straße in Erndtebrück schimpft über die steigenden Preise – etwa beim Pflanzenöl. Ein Liter habe bisher 1,15 Euro gekostet und liege jetzt 2,10 Euro. Und Öl braucht Özer reichlich in der Fritteuse, die zehn Liter fasst. Weil das Pflanzenöl aber immer schwieriger zu beschaffen sei, müsse man jetzt mit Oliven- und Rapsöl improvisieren. „Ganz schlimm“, klagt Özer. „Wenn es so weiterläuft, verkaufen wir bald keine Sachen mehr aus der Fritteuse.“ Überhaupt sei es inzwischen schwierig, etwa an Reis oder Nudeln aus dem Supermarkt zu kommen.

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Immerhin: An den Preisen hat sich laut Özer beim „City Grill“ bislang nichts geändert: 1,80 Euro für Pommes ohne alles, große Portion 2,90 Euro.

Noch genug Reserve für drei Wochen

Ruhe vor dem Sturm bei Marina Abramova vom Imbiss „Aue Döner“ an der Auer Hauptstraße. „Frittenfett haben wir noch genug für drei Wochen“, berichtet sie. Aber im Supermarkt habe sie schon gesehen, dass die Preise da gestiegen seien. Und so fürchtet Abramova, dass sie für ihre nächste Bestellung beim Großhandel auch mehr wird zahlen müssen. Alternativen zum Fett sieht die Imbiss-Betreiberin nicht.

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Deshalb „müssen wir die Portion Pommes eventuell 50 Cent teurer machen“, bedauert Abramova. Im Moment kostet die normale Portion bei „Aue Döner“ noch zwei Euro, die große 2,50 Euro. Gehen die Preise hoch oder nicht? Da hätten einige Kunden schon nachgefragt, so die Betreiberin. Sicher: Eine Preis-Erhöhung sei zwar nicht schön, aber am Ende müsse sich das Geschäft ja auch rechnen.

Fett, Pflanzenöl, Schmalz oder geklärte Butter

Übrigens: Zum Frittieren wird geeignetes Fett mit einem hohen Rauchpunkt, Pflanzenöl, Schmalz oder geklärte Butter bis knapp an den Rauchpunkt in einem Topf oder einer speziellen Fritteuse erhitzt und das Gargut hineingegeben.

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Ist das Fett nicht heiß genug oder kühlt durch die Zugabe zu großer Mengen von Gargut zu stark ab, saugen sich die Stücke mit Fett voll, bevor sich eine Kruste bilden kann.