Erndtebrück. Bei einer Katastrophe – wie der Flut 2021 – muss die Hilfe schnell und gut koordiniert werden. Dabei gibt es beim DRK jedoch ein großes Problem.
Wenn der Katastrophenfall ausgerufen ist – wie zuletzt im vergangenen Sommer bei der Flutkatastrophe – dann muss alles ganz schnell gehen. Eine Sache, das erklärte jetzt Erndtebrücks DRK-Vorsitzender Christian Buch, bremst in der überregionalen Katastrophenhilfe jedoch die Arbeit.
„Wir waren am Nürburgring an einer Sammelstelle untergebracht – über diese Stelle sprach man dort von einem schwarzen Loch. Die Kommunikation zu den Einsatzstellen lief teilweise so schlecht, dass Fahrzeuge tagelang nur standen und sich keinen Meter bewegt haben. Irgendwann wusste überhaupt keiner mehr, dass die Fahrzeuge überhaupt dort sind“, berichtet Buch von dem Einsatz, bei dem aus Erndtebrück drei Rotkreuzler im Katastrophengebiet vor Ort waren.
Ein Kommunikationsproblem
Das Problem: Die Kommunikation zwischen den DRK-Verbänden aus den verschiedenen Bundesländern funktionierte nicht ganz reibungslos: „Das Problem in der gesamten Zusammenarbeit hat sich bei der Flutkatastrophe deutlich dargestellt. Jedes Bundesland hat seine eigene DRK-Struktur. Dann kommt man mit einer bundesweiten Hilfsorganisation wie dem technischen Hilfswerk zusammen, die bundeseinheitliche Strukturen haben. Das hat sich so dermaßen gebissen, dass Probleme entstanden sind, die auch zu Wartezeiten geführt haben“, so Buch.
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In NRW gilt ein Einsatzeinheiten-Konzept im Katastrophenfall, erklärt Buch. Im Kreis Siegen-Wittgenstein gibt es vier dieser Einheiten. „Eine Einsatzeinheit besteht aus einem Führungstrupp, einer Sanitätsgruppe, einer Betreuungsgruppe und einem Techniktrupp. In Erndtebrück bilden wir eine Sanitätsgruppe, einen Teil der Betreuungsgruppe und den Techniktrupp“, so Buch weiter. In sogenannten Großschadenslagen – wie im Sommer 2021 bei der Flutkatastrophe – werden diese Einsatzeinheiten für gewöhnlich in die vor Ort bestehende Führungsinfrastruktur integriert.
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„Großschadenslagen werden meistens durch die Feuerwehr geführt, wir integrieren uns mit unserer Struktur und adaptieren dann die Führungsstruktur“, erklärt Buch. „Wenn wir rausfahren zum Katastrophenschutz wie in Erftstadt ist es so, dass wir einen Stab haben, der grundsätzlich von der Feuerwehr gestellt wird. Zu diesem Stab gehören Fachberater aus den verschiedenen Bereichen“, ergänzt Erndtebrücks Feuerwehr-Chef Karl-Friedrich Müller.
Unbekannte Strukturen
„Das Problem ist, dass zum Beispiel unser Nachbarland unsere Strukturen gar nicht kennt und anders arbeitet“, so Buch. Dadurch kam es zu Kommunikationsproblemen. Dazu kommt, dass andere Bundesländer nicht wie NRW mit dem Digitalfunk vertraut sind: „Es soll ja theoretisch bundesweit laufen – aber wir sind da ganz schnell an unsere Grenzen gestoßen und haben relativ schnell festgestellt, dass das Ganze so definitiv nicht funktioniert“.
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NRW war sehr fortschrittlich in Sachen Digitalfunk, weiß auch Müller. „Hier bei uns funktioniert das. Wenn wir in andere Bereiche reingehen, haben wir festgestellt, dass sie dort noch nicht ganz so weit sind.“ In Katastrophenlagen kann es aber auch – wie in Erftstadt geschehen – zu einem Wegfall der Stromzuführung kommen. „Dann funktionieren auch stellenweise unsere Masten nicht mehr. Wir haben für 72 Stunden einen Puffer, danach geht dann auch unserer digitaler Funk nicht mehr“, erklärt Müller. All das müsse vom Stab organisiert werden, und so könne es eben auch zu einem solchen schwarzen Loch kommen. „Dann reißen zwischen Einheiten Verbindungen ab.“
Großer Apparat ist schwer zu organisierten
Ein solch riesiger Apparat von etwa 2000 Menschen sei schwer zu organisieren und „ans Arbeiten“ zu bekommen. „Dann gibt es auch mal Verzug von Meldungen“, so Müller. Ist die Gruppe kleiner, funktioniert die Zusammenarbeit jedoch: „In Erftstadt haben wir mit ein paar Hundert Leuten mit Hilfe des Roten Kreuzes bei der Rettung die Menschen aus den Altenheimen und Krankenhäusern verlegt – das funktioniert hundertprozentig“, macht Müller deutlich.
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Generell wird das DRK im Katastrophenfall beziehungsweise Katastrophenschutz eingesetzt, wenn es zu Verletzten kommt oder bei Unwetterlagen. Aber auch zur Unterstützung von Behörden wird das DRK gerufen, und das immer häufiger. „Wir haben zuletzt den Kreis in der Corona-Pandemie unterstützen müssen und sind durch diese ganzen Seuchenherde durchgefahren. Ende vorletzten Jahres haben wir Massentestungen in Firmen, in Kindergärten oder Schulen durchgeführt, weil das Gesundheitsamt vom Kreis nicht mehr hinterherkam“, so Buch. Drei Monate am Stück war das Erndtebrücker DRK in dieser Zeit unterwegs.