Erndtebrück. Die Probleme der Erndtebrücker Feuerwehr gehen viel tiefer als nur die Löschwasserbeschaffung. Feuerwehrchef Müller redet sich empört in Rage.
„Manchmal frage ich mich: Womit haben wir das verdient?“ Erndtebrücks Feuerwehrchef Karl-Friedrich Müller gab jetzt im kurzfristig einberufenen Ausschuss für Feuer-, Katastrophen- und Bevölkerungsschutz ein emotionales sowie selbstbewusstes Statement zur Lage der Freiwilligen Feuerwehr in der Edergemeinde ab.
Die Diskussion um Löschwasser und Tanklöschfahrzeug (TLF) offenbarte ein noch viel tieferlegendes Problem: An vielen Stellen fehlt die Wertschätzung und Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr. „Da krieg ich Tränen in den Augen“, so Müller.
Schlecht ausgerüstet
Erndtebrücks Freiwillige Feuerwehr ist die am schlechtesten ausgestattete im gesamten Kreis – das machte Müller jetzt deutlich. Das gehe so weit, dass es beispielsweise keine Winterjacken gebe und die Feuerwehrleute in Sommerjacken zu Einsätzen fahren müssen.
Viele Anschaffungen, die der Sicherheit der Gemeinde dienen, müssen die Kameraden selbst finanzieren – Dinge, die dringend gebraucht werden, wurden zuletzt oftmals abgelehnt oder gestrichen. So zuletzt geschehen im Haushalt für 2022, als Kämmerer Thomas Müsse die Mittel für die Löschwasserbeschaffung – 250.000 Euro – aus dem Haushalt streichen wollte, Bürgermeister Gronau aber für die Beibehaltung plädierte.
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Die Abstimmung spaltete schließlich den Rat und die Entscheidung ging mit den Stimmen der SPD-Fraktion und des Bürgermeisters nur knapp für die Beibehaltung der Mittel aus. Die Fraktionen der UWG, CDU und FDP waren es, die die Mittel für die Löschwasserbeschaffung erst im Jahr 2023 in den Haushalt einstellen wollten (wir berichteten). Dass der Feuerwehrausschuss zuletzt um ein paar Wochen nach hinten verschoben wurde, passte den Fraktionen FDP, CDU und UWG vor dem Hintergrund der Dringlichkeit dann aber nicht ins Bild und sie forderten eine kurzfristige Ansetzung des Ausschusses, um die drängenden Themen Löschwasser und TLF zu besprechen.
Nur: Für diese Diskussion gibt es aktuell keine fachlich fundierte Basis, da es ohne die Analyse der Löschwassersituation – die in den kommenden Wochen erwartet wird – keine Grundlage für Entscheidungen vorliegt. Eine Tatsache, die allen Fraktionen im Rat bekannt ist.
Unverständnis über Antrag
Dennoch forderten die drei Fraktionen mit einem Antrag die Einberufung des Ausschusses und die Vorstellung eines möglichen Lastenhefts – was eigentlich der Kommunalagentur obliegt – durch Müller. „Für mich erschließt sich nicht, wo jetzt diese Dringlichkeit zur Einberufung dieses Ausschusses herkommt. Gerade in Bezug auf das Löschwasser haben die drei antragstellenden Fraktionen in der Haushaltsberatung noch komplett anders argumentiert. Da sagte man, man bräuchte das ganze Jahr als Vorlauf und es wäre noch Zeit im nächsten Jahr“, so Tim Saßmannshausen (SPD).
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Auch bei Müller herrschte nur Unverständnis: „Vor drei Wochen wurde noch dagegen gestimmt und jetzt ist es auf einmal so eilig und es soll innerhalb von drei Wochen ein Konzept vorgelegt werden. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Ich kann doch nicht in die Glaskugel schauen, was in dem Konzept der Kommunalagentur, das erst in ein paar Wochen fertig ist, drin stehen wird.“
Es hätte bedacht werden sollen, dass die Feuerwehr einen gewissen Vorlauf in der Vorbereitung brauche, machte Saßmannshausen deutlich: „Auch in der Feuerwehrführung sind ausschließlich Ehrenamtliche tätig. Es sind umfangreiche Erwartungen gestellt worden, was hier alles berichtet werden soll.“ Er hingegen wolle sich zum jetzigen Zeitpunkt, vor der Analyse der Kommunalagentur, gar nicht anmaßen zu sagen, was die Feuerwehr benötige, um ihre Arbeit zu machen.
„Ich würde das als eine Vorladung bezeichnen“
„Das war weniger ein Antrag auf eine kurzfristige Sitzung – ich würde es eher eine Vorladung nennen“, machte Müller dazu deutlich. Guido Schneider (FDP) verwehrte sich dieses Vorwurfs mit erhobenen Händen – und erhobener Stimme: Man solle sich als Gemeinde schon vor der Analyse durch die Kommunalagentur einig sein, was man brauche und haben wolle und was technisch möglich sei, um dann mit den frisch vorliegenden Zahlen in die Diskussion gehen zu können.
Das Fahrzeug steht aber seit 2017 bereits im Brandschutzbedarfsplan, konterte Müller. Seitdem wurde es immer abgelehnt. Es müsse erst im Haushalt genehmigt sein, bevor man mit der Kommunalagentur überhaupt ins Gespräch kommen könne.
Fehlendes Vertrauen
Was tatsächlich benötigt werde, stehe im Brandschutzbedarfsplan, machte auch Uwe Weinhold (CDU) deutlich: „Mir scheint, hier hat nicht jeder den Brandschutzbedarfsplan gelesen. Da steht alles drin.“ Jetzt werde versucht, das Pferd von hinten aufzuzäumen, in der Diskussion scheine es ihm weniger um die Sache und mehr um Personen zu gehen.
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Weinhold dankte dem Gemeinderat, dass er den Haushalt mit den Mitteln zur Löschwasserversorgung verabschiedet hatte und forderte das Vertrauen der Fraktionen in das Fachwissen der Feuerwehr ein. Wenn es einen Bedarf, angemeldet von der Feuerwehr, gebe, sollte der auch erfüllt werden. An genau diesem Vertrauen mangele es aber oftmals, so Müller: „Wir brauchen das Equipment nicht für uns selbst. Wir brauchen es für die Sicherheit der Bürger.“
Die ständigen Ablehnungen der Mittel, die Zweifel und der Umgang mit der Feuerwehr seien nicht nur ein Schlag ins Gesicht, sondern sorge auch dafür, dass es keine Nachfolge für die Führung gebe. „Die Kameraden sehen den Streit und die Diskussionen hier und können das nicht ertragen“, so Müller. Jeder solle sich das Leistungsspektrum der Feuerwehr in Erndtebrück vor Augen führen – und sich dann den Spiegel vorhalten.