Nach der Flutkatastrophe: „Es läuft schleppend im Ahrtal“
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Feudingen/Ahrtal. Nach der Flutkatastrophe ist der Wiederaufbau ins Stocken geraten. Christian Bernshausen berichtet, dass die Normalität noch weit entfernt ist.
Zerstörte Häuser, Schlammmassen in Kellerräumen und Co. – die Folgen der Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli im vergangenen Jahr waren noch lange Zeit danach zu sehen – und sind es heute immer noch. Seit Wochen arbeiten die Menschen vor Ort an dem Wiederaufbau.
Auch der Feudinger Bauunternehmer Christian Bernshausen und sein Team sind regelmäßig vor Ort – und das seit Beginn der Flut. Bernshausen – der Mann der ersten Stunde und Mitglied des Krisenstabs weiß, wie hart die Menschen in den vergangenen Monaten am Wiederaufbau arbeiten – auch wenn es derzeit eher „schleppend läuft“.
Aktuelle Situation
„Der Krisenstab wurde umfunktioniert in einen Wiederaufbaustab. Im Dezember habe ich mich dazu entschlossen, diesem nicht anzugehören, da es kaum noch Aufträge aktuell gibt“, so der Bauunternehmer. Sofort war ihm damals klar: „Ich muss helfen.“ Damals war er mit schwerem Gerät und 25 Mitarbeitern seines Unternehmens nach Dernau im Ahrtal gefahren, um aufzuräumen. „Die Aufräumarbeiten gingen ziemlich schnell. In den letzten fünf Monaten aber ist dort nur noch wenig Bewegung.“
Aktuell sind acht Mitarbeiter von Bernshausen Bau im Ahrtal vor Ort um dort beim Wiederaufbau zu helfen – seit August. Und auch Bernshausen selbst fährt alle zwei bis drei Wochen dorthin – das letzte Mal aber war er vor vier Wochen im Ahrtal. „Es ist sehr ruhig dort aktuell. Im Wiederaufbau der privaten Infrastruktur sieht man nur wenig Bewegung.“ Das liege unter anderem daran, dass nur wenige Gelder bislang freigegeben wurden. „Im November gab es einen Aufschrei. Da waren gerade einmal 17 Aufträge bewilligt.“ Und solange die Menschen kein Geld bekommen, engagieren nur wenige Handwerker für den Wiederaufbau, „was man ja auch verstehen kann.“ Dadurch gerät der Wiederaufbau ins Stocken.
Es gibt nach wie vor einiges zu tun
Nichtsdestotrotz aber gibt es für die Mitarbeiter von Bernshausen Bau einiges zu tun. „Wir sind aktuell dabei den Platz außerhalb von Dernau für eine Buswendeanlage mitsamt einem Bushäuschen vorzubereiten.“ Dort soll eine provisorische Schule und eine Kita entstehen. Denn die wurden durch die Flut zerstört. Bis sie wieder aufgebaut und einzugsbereit sind, dient der provisorische Schulplatz für die nächsten fünf bis sechs Jahre als Lernort für die kleinen Bewohner des Ortes.
Und auch der Bauhof wird neu aufgebaut. „In den letzten Monaten haben wir einiges an Arbeit gehabt – haben für die Betroffenen Flächen für sogenannte Tiny-Houses bereitgestellt, diverse Zufahrten hergestellt, das Flussbett begradigt und viele weitere Aufgaben“, so Bernshausen. Die Stimmung im Team sei aktuell gut. Und auch die Menschen vor Ort sind froh und dankbar für die Hilfe. „Durch die vielen Helfer haben sie neuen Mut und Motivation bekommen.“
Eindrücke aus dem Flut-Gebiet- So hilft ein Bauunternehmer
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Doch er sieht auch die Kehrtwende: „Ich habe schon einige Häuser gesehen mit dem Schild: Zu verkaufen! Es gibt auch viele, die nicht mehr ins Ahrtal zurück kommen werden.“ Das letzte Mal war der Bauunternehmer vor vier Wochen vor Ort. „Die Aufräumarbeiten gingen schnell voran – doch jetzt geht es um den Wiederaufbau. Und hier sind vor allem professionelle Arbeiter gefragt.
Die Anfänge
Zu Beginn – kurz nach der Flut – blieb das Team von Bernshausen sechs Tage am Stück, vier Stunden schlief er in der Zeit, sagte er damals gegenüber dieser Zeitung. Auf der Reise in die Heimat schickte ihm der Ortsbürgermeister Alfred Sebastian ein Dankes-Video.
„Ich habe dich als Macher kennengelernt, der direkt alles in die Hand nahm, Flächen geschaffen hat und hier versucht hat, Struktur reinzubringen. Hier ist noch immer Land unter, aber dank deiner Hilfe nicht mehr so schlimm, wie es mal war.“ Aufträge daheim in Siegen-Wittgenstein mussten zu dieser Zeit warten. Für Bernshausen war klar: Die Hilfe vor Ort geht vor. Hilfe, die er und sein Team auch heute noch leisten.
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