Bad Berleburg. Es war ein intensives Ringen um die Argumente. Am Ende stand dann ein eindeutiges Ergebnis: Bad Berleburg wird seine Toleranz symbolisch zeigen.

Bad Berleburg setzt ein Zeichen. Nach einer kontroversen, intensiven aber auch sachlichen Diskussion stimmte der Rat dafür, künftig am 17. Mai die Regenbogenflagge vor dem Rathaus zu hissen. Ein Mehrheit quer durch die Parteienlandschaft sprach sich dafür aus, ein deutliches Zeichen für Toleranz und gegen Diskriminierung von Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung zu setzen. Vier Stadtverordnete aus der CDU enthielten sich, die beiden AfD-Ratsmitglieder stimmten dagegen. 24 Ja-Stimmen kamen von SPD, CDU, Grünen, UWG, FDP und Linkspartei.

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Den Antrag hatten die SPD-Fraktionsvorsitzende Iris Gerstmann und die Grüne Fraktionsvorsitzende Susanne Bald auf den Weg gebracht.

Kritische Argumente

Für die AfD begründete der Fraktionsvorsitzende Klaus Dieter Lege die Gegenstimmen damit, dass es keines Symboles bedürfe, weil im Jahre 2022 die homosexuelle Lebensweise gesellschaftlich akzeptiert sei.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Martin Schneider gab eine persönliche Stellungnahme ab, in der er ausführlich darlegte, warum er sich enthalten werde. Vorweg schickte Schneider „dass die CDU-Fraktion Bad Berleburg immer und uneingeschränkt für Akzeptanz und Toleranz steht“. Schneider zitierte das Grundgesetz, begründete aber auch seine persönliche Meinung, die ihn zu einer Enthaltung führe. In seinen 35 Jahren bei der Bundeswehr hat der ehemalige Berufssoldat mit homosexuellen Kameraden und Kameradinnen zusammengearbeitet. Dies sei zur Normalität geworden und haben keinen Einfluss auf Arbeit oder Auftragserfüllung gehabt. „Ich habe dabei auch erfahren dürfen, dass diese Mitmenschen nicht eine besondere Beachtung oder Bevorzugung erwarten“, so Schneider weiter „Ich bin überzeugt, dass zumindest in Großteil der schwul-/lesbischen Bewegung auch gar keine Symbolik für die eigene Sexualität wünscht. Im Gegenteil, sie erwarten Gleichbehandlung und eben nicht eine besondere Aufmerksamkeit“, so Schneider. Und mit Blick auf das Hissen der Regenbogenflagge zum 17. Mai eines Jahres bekräftigte er: „Wir müssen Toleranz und Akzeptanz leben, das kann man nicht mit dem rein symbolischen Akt einer Flagge vor dem Rathaus bewirken“.

Unterstützung

Susanne Bald (Grüne) unterstrich, dass die Regenbogenflagge ein anerkanntes Symbol sei und man mit dem Hissen „ein freundliches Zeichen der gesellschaftlichen Normalität“ setzen wolle. Auch Nadine Raad (UWG) sprach sich dafür aus: „Mit der Flagge ein Symbol zu setzen“. Ihre Fraktionsvorsitzende Marion Linde betonte: „In der heutigen Zeit ist die Vielfalt längst in unserer Gesellschaft angekommen. Und es ist mittlerweile selbstverständlich, egal ob z.B. Außen- oder Gesundheitsminister, dass man nach Leistung und Wirken bewertet wird. Nicht desto trotz spricht nichts dagegen Farbe zu bekennen – und ein Zeichen für Solidarität zu setzen.“

Bernd Schneider (Grüne) ging noch weiter und argumentierte gegen die AfD, dass „das Thema Homosexualität noch nicht in der gesellschaftlichen Mitte angekommen ist“. Als Beispiel nannte er die fehlenden Outings von Spielern in der Fußballbundesliga. Durch die Regenbogenflagge will Schneider etwas anders erzielen: „Wir setzten das Zeichen, das Bad Berleburg weltoffen ist. Und Jugendliche und junge Erwachsene, die gerade vor ihrem Comming out stehen, sehen, wir sind nicht allein“, begründet Schneider eine Idee Toleranz und Gesprächsbereitschaft.

Auch Bernd Weide (SPD) unterstrich, dass er mit Blick auf die aktuellen Diskussionen in der Katholischen Kirchen Zweifel daran, habe, dass Homosexualität selbstverständlich sei. Und zur Regenbogenflagge ergänzte er, dass es in europäischen Nachbarländern wie Ungarn nach wie vor eine Gefahr für Leib und Leben darstelle, Homosexualität zu zeigen.

Werner Wegener (CDU) betonte, dass er der Argumentation seines Fraktionsvorsitzenden Martin Schneider inhaltlich folgen könne, unterstützte aber auch die Argumente des Grünen Bernd Schneider in puncto der Jugendlichen in der Findungsphase: „Wenn es Menschen gibt, für die das von Vorteil ist, stimme ich für das Hissen der Flagge“.

Am Ende bedankte sich Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann für eine ebenso intensive wie ernsthafte Diskussion.