Wittgenstein. Diskussion um den abrupten Stopp sämtlicher KfW-Förderkredite verunsichert Eigentümer. Wittgensteiner Experten verraten, was sich jetzt lohnt.
„Es ist der Black-Monday für klimaneutrales Bauen“, hieß es in der vergangenen Woche in zahlreichen Medien, als das Bundes-Wirtschafts- und Klimaministerium überraschend bekannt gab, dass sämtliche KfW-Förderkredite für energieeffiziente Gebäude wegen zu hoher Mittelinanspruchnahme gestoppt wurden. Der Grund: Es stünden nicht mehr ausreichend Haushaltsmittel zur Verfügung. Mit dem abrupten Stopp der Fördermaßnahme sorgte Wirtschaftsminister Robert Habeck bei Hauseigentümern für Unruhe.
Erst stoppt er die KfW-Förderung für energieeffiziente Gebäude, dann will er alle förderfähigen Anträge, die vor dem 24. Januar eingegangen sind, nach den alten Kriterien genehmigen lassen. Wie es bei neuen Anträgen auf KfW-Mittel aussieht, bleibt offen. Klar hingegen: Die Förderprogramme und deren Anforderungen werden wohl überarbeitet.
Doch wie schaut es mit der Sanierung in Altbeständen aus? Lohnt es sich noch, jetzt im eigenen Haus zu sanieren?
Verschiedene Maßnahmen
Fakt ist: Für Hauseigentümer bedeutet das KfW-Chaos keinen Beinbruch. Immerhin ist zum eine die Förderbank KfW nicht die einzige Institution, die Mittel für energetische Sanierungen bereitstellt, zum anderen gibt es weitere Fördertöpfe für Sanierungszwecke – beispielsweise vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). „Sanierungen im Bestand werden nach wie vor gefördert und sind hochattraktiv“, verrät Christoph Bald von der LBS in Bad Berleburg. „Die Hausbesitzer, die nicht neu bauen wollen, kommen weiterhin in den Genuss von Förderungen für energieeffiziente Sanierungen. Unter anderem gibt es interessante Konditionen über die BAFA und sehr lukrative Tilgungszuschüsse, je nachdem was man vor hat.“
Und auch Sebastian Limper, Leiter des Immobiliencenters der Sparkasse Wittgenstein, sagt: „Sanierungen im Bestand lohnen sich weiterhin.“ Zwar handele es sich bei den Fördermaßnahmen der BAFA lediglich um Zuschüsse und nicht um ein Kreditdarlehen, dennoch aber gebe es Alternativen. „Wir haben bei der Sparkasse ebenfalls ein Modernisierungs-Darlehen.“ Generell aber, so Limper lohne es sich so oder so, zumindest ein Beratungsgespräch wahrzunehmen. Dann können wir gemeinsam schauen, was das Beste für den Kunden ist.“
Die Bundesförderung für effiziente Gebäude der BAFA läuft unverändert weiter, so das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Seit Januar 2021 können Eigentümer und Hauskäufer dort Zuschussförderungen für Einzelmaßnahmen in erneuerbare Energien beantragen. „Einzelmaßnahmen sind solche, die nicht einen Effizienzhausstandard für ein Gebäude insgesamt erreichen“, heißt es auf der Homepage. Heißt: Gefördert werden anteilig Kosten etwa für Maßnahmen an der Gebäudehülle, der Anlagentechnik, Erneuerbare Energien für Heizungen und Maßnahmen zur Heizungsoptimierung. „Ein Beispiel: Ich habe ein altes Fachwerkhaus von 1800 und es zieht durch jede Ritze und es wird Zeit, neue Fenster mit Dreifachverglasung einzubauen, Wärmedämmschutz auf die Fassade zu machen und das Dach zu dämmen oder die Heizungsanlage zu tauschen – das sind fördermäßige Maßnahmen, die immer noch gefördert werden“, erklärt Bald.
Rechtzeitig Antrag stellen
Die Anträge werden jedoch nicht mehr über die KfW gestellt, sondern an die BAFA und „das ist nach wie vor hochinteressant“, so Bald, der zudem erklärt: „Die Förderhöchstgrenzen sind noch mal angepasst worden – unter anderem gibt es für eine Heizungsmodernisierung bis zu 60.000 Euro pro Wohneinheit und je nachdem, was man dann einbaut, gibt es Zuschüsse von bis zu 45 bis 50 Prozent der geplanten Maßnahme.“
Heißt: Wenn es um die Sanierung in Altbeständen geht, lohnt sie sich auf jeden Fall. „Und solange die Förderung gilt, sollte man sich durchaus jetzt Gedanken darüber machen.“ Immerhin wisse man nicht, was die Zukunft noch bringt.
Und wie schaut es mit dem Neubau aus? „Die Politik plant mit Herrn Linder, unserem Finanzminister, neue Programme aufzulegen, aber das ist alles noch in der Schwebe.“
Verschiedene Niveaustufen
Doch was genau wurde denn nun mit dem 24. Januar gestoppt? „Dabei geht es um die Neubauförderung des Effizienzhauses/Effizienzgebäudes 55 (EH55), die endgültig und mit sofortiger Wirkung eingestellt wurde.“ Das Wirtschaftsministerium erklärte zum abrupten Stopp lediglich, dass das im November 2021 angekündigte nahende Ende der EH55-Neubauförderung zu einem regelrechten Ansturm auf die Förderung geführt habe. „Das, was Herr Habeck als Wirtschaftsminister nun gestoppt hat, ist das, was er vorher als Grünenpolitiker forciert hatte – nämlich die Förderung von selbst genutzten Wohnraum. Das bezieht sich aber nur auf Neubauvorhaben – keine Sanierungen im bestehenden Bestand“, so Bald.
Insgesamt gibt es verschiedene Effizienzniveaus der Häuser. „Die niedrigste Stufe ist die des EH55, das ist gestrichen worden. Daraufhin haben sich viel Hausbauer noch Richtung Energieeffizienz 40 orientiert – eine Stufe höher“, erklärt der Baufinanzberater. Der Abrupte Stopp der Fördermaßnahmen habe bei den Kunden für Unmut gesorgt. „Die befinden sich derzeit inmitten der Planungsphasen und haben zum Teil mit hohen Zuschüssen geplant, die sie nun nicht mehr bekommen und somit einige Finanzierungen auf der Kippe stehen, bzw, ganze Vorhaben in Frage gestellt werden“, so Bald.
Vermehrte Anfragen der Kunden habe es seit dem 24. Januar aber nicht mehr bei ihm gegeben.
Und wann geht es mit der Förderung des EH40 weiter? „Wir warten täglich auf eine Rückmeldung der Regierung“, so Sebastian Limper vom Immobiliencenter der Sparkasse.