Wittgenstein. Behalten die Gastronomen im Altkreis noch den Durchblick? Manche versuchen es, andere wechseln zu 3G: „Für die Gastronomie ist das schon hart.“
Kaum war die letzte Corona-Schutzverordnung vom vergangenen Donnerstag für ganz NRW gültig, ist sie auch schon wieder überholt: Mit einer neuen Verordnung vom Sonntag hat die Landesregierung in Düsseldorf die 2G-plus-Regeln etwas gelockert – so dass beim Restaurant-Besuch eben nicht nur für nachweislich Geboosterte die zusätzliche Testpflicht entfällt, sondern etwa auch für noch relativ frisch vollständig Geimpfte oder erst kürzlich Genesene. Behalten Wittgensteins Gastronomen da eigentlich noch den Durchblick?
Bad Berleburg
„Man versucht es“, sagt Eirini Chroni vom Team des Hotel-Restaurants „Forellenhof“ in Wingeshausen. Allerdings: „Die meisten Gäste wissen gar nicht, dass sie sich vor Ort testen können.“ Denn ein negativer Schnelltest am Eingang reicht, um einkehren zu dürfen. „Ich spüre jedes Mal nach einer Veränderung der Regeln, dass es zwei bis drei Wochen dauert, bis sich das wieder einpendelt“, stellt Chroni fest. Das sei für die Gastronomie „schon hart“.
Bringt die neue Regelung zu „2G-plus“ nicht auch mehr Vorteile, mehr Gäste? Durchaus, macht Eirini Chroni deutlich. Aber: Warum sollten nicht auch Ungeimpfte mit einem sicheren PCR-Test ins Lokal dürfen, fragt sie sich.
Lesen Sie auch: Pächter in Wingeshausen: Wir wollen kämpfen, positiv denken
Musste der „Forellenhof“ schon Gäste abweisen, welche die Voraussetzungen für einen Besuch einfach nicht erfüllt haben? „Ja, natürlich“, so die Wirtin. Und zwar vor allem Hotelgäste. Etwa neulich eine Gruppe Holländer, welche die aktuelle Verordnung nicht kannte – spontane Gäste, die keine Zimmer reserviert hatten. „Die mussten wie vertrösten“, bedauert Chroni. „Und die waren auch sauer – aber nicht auf mich, sondern generell auf die Regeln.“ Doch auch das müsse man sagen: „Die meisten unserer Restaurant-Gäste – vor allem die einheimischen – sind schon alle geboostert.“
Und wie ist die Gastronomie auf die Omikron-Welle vorbereitet? Durch „Abstände halten, Desinfektionsmittel benutzen, testen – einfach alles das, was wir schon die ganze Zeit gemacht haben“, sagt die Wirtin. Viel mehr „kann man eigentlich nicht machen“. Inzwischen laufe das doch schon automatisch. Und die Restaurant-Gäste seien „sehr verantwortungsbewusst“, lobt Chroni. „Ich hatte nie einen Gast, der das allzu locker sieht.“
Bad Laasphe
Auch in den „Lahnstuben“ am Wilhelmsplatz hat sich am Montagvormittag das Bad Laaspher Ordnungsamt gemeldet – und allgemein auf die neuen Regeln hingewiesen. Die Faustregel laut Nicole Schmidt vom Lahnstuben-Team: Genesene und einfach Geimpfte sowie zweifach Geimpfte, bei denen die letzte Impfung länger als 89 Tage zurückliegt, brauchen einen Test. Und alle Geboosterten brauchen keinen.
Lesen Sie auch: „DC Heimspiel“ Bad Laasphe: Am Ruhetag fliegen die Pfeile
Restaurant-Besuch: Selbsttest vor Ort möglich
Statt des Test-Nachweises einer offiziellen Teststelle können Geimpfte und Genesene laut NRW-Gesundheitsministerium alternativ einen Selbsttest mitbringen – und ihn unter Aufsicht des Restaurant-Inhabers oder einer von ihm beauftragten Person durchführen.Bis das Test-Ergebnis feststeht, müssen Gäste dann draußen warten – oder in einem abgetrennten Bereich.
Es werde grundsätzlich jeder Gast kontrolliert, so Schmidt. Ungeimpfte kämen „gar nicht rein“ – es sei denn, sie möchten bestelltes Essen abholen. Denn bei diesem Abhol-Service gelte wiederum die 3G-Regel. „Bei uns sind die Gäste jedenfalls sicherer als im Supermarkt“, findet Schmidt.
Erndtebrück
Die „Pizzeria Tenne“ an der Marburger Straße in Erndtebrück hat den Restaurant-Betrieb eingestellt und konzentriert sich ganz auf ihren Liefer- und Abhol-Service. So seien 2G-plus-Regeln und auch Omikron „kein Problem für mich“, sagt Inhaber Vincenzo di Blasi. Er hat alle Sitzplätze seines Lokals schon vor einiger Zeit weggeschafft und an der Theke große Plexiglas-Scheiben aufgestellt. Kundschaft, die etwas abholen möchte, kommt mit Maske. Das sollte zur Sicherheit in der Corona-Pandemie reichen.
Lesen Sie auch: Wittgensteins Restaurants: Unfreiwillige Ruhetags vorbei
Deutlich attraktiver als das Abholen sei für die Kunden ohnehin der Lieferservice, berichtet die Blasi. Und wenn die Leute krank seien, liege das Geld für die bestellte Ware oft schon im Briefumschlag an der Haustür für den Fahrer bereit. „Das funktioniert“, freut sich di Blasi. In Corona-Zeiten müsse man eben „alles möglich machen“.