Aue-Wingeshausen. Modernes Ambiente, bekannte Qualität: Die „Alt-Aue“-Wirtsleute planen ein neues, eigenes Restaurant – und sprechen darüber.

Der Doppelort Aue-Wingeshausen bekommt demnächst ein neues Restaurant, direkt in der Mitte von Aue. Gastgeber werden Jochen (46) und Diana Keller (43) sein, bekannt als Wirtspaar des Landgasthofs „Alt-Aue“. Im Gespräch mit unserer Redaktion verraten die beiden schon einige Details ihres spannenden Gastronomie-Projekts. „Wir begrüßen Sie ab April 2022 in modernem Ambiente, doch altbekannter Qualität“, macht ein Info-Flyer bereits neugierig. Motto der neuen Gaststube: „Wo gutes Essen zuhause ist.“

Sie haben die ehemalige Praxis des früheren Aue-Wingeshäuser Hausarztes Jürgen Röhrig, Hauptstraße 33, erworben – und bauen sie nach nun zu einem kombinierten Wohnhaus mit kleinem Restaurant um. Wie kam es dazu?

Diana Keller Wir sind jetzt zwölf Jahre hier im Landgasthof „Alt-Aue“. Und im Februar 2019 konnten wir das Haus mit der früheren Arztpraxis und insgesamt rund 700 Quadratmetern Wohnfläche für 105.000 Euro ersteigern, wollten dort erst nur wohnen...

Jochen Keller ...aber die Bosch-Brauerei als Besitzerin will das Gasthaus „Alt-Aue“ verkaufen – deshalb haben wir überlegt, in unserem neuen Haus auch Gastronomie anzubieten. Ich, meine Frau und unsere drei Töchter werden ab Februar da wohnen, ebenso in einer Einlieger-Wohnung meine fast 70 Jahre alte Mutter. Und für unsere Gäste wird es eben eine Gaststube geben – in den ehemaligen Praxisräumen. Mit 34 Sitzplätzen plus Theke und Einblick in die laufende Küche.

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Diana Keller Unsere Entscheidung für das Restaurant kam eigentlich im ersten Lockdown der Corona-Pandemie…

Jochen Keller ...und angesichts der steigenden Kosten, die wir in der letzten Zeit als Pächter im „Alt-Aue“ hatten.

Wie läuft der Umbau?

Jetzt wird ordentlich durchgefegt: Das Wirtspaar Jochen und Diana Keller mit seinen Besen in jenem Bereich des künftigen Restaurants, wo demnächst die Theke stehen wird.
Jetzt wird ordentlich durchgefegt: Das Wirtspaar Jochen und Diana Keller mit seinen Besen in jenem Bereich des künftigen Restaurants, wo demnächst die Theke stehen wird. © Eberhard Demtröder

Jochen Keller Damit haben wir am 1. Juli 2021 angefangen, Dach und Fassade werden im März erneuert. Wir sind jetzt zu 90 Prozent mit dem Innenausbau fertig. Vorher haben wir aber noch 28 Container voller Schutt und Müll herausgeholt.

Diana Keller Es war eine energieeffiziente Grundsanierung.

Was nehmen Sie vom alten an den neuen Standort nur ein paar Häuser weiter mit – auch den Namen „Landgasthof Alt-Aue“? Und das gute Bosch-Bier im Ausschank?

Jochen Keller Nein, es wird für unser kleines Restaurant einen neuen Namen geben: „Gaststube beim Keller“. „Beim Keller“ sagen die Leute sowieso schon, wenn sie uns als Gäste im „Alt-Aue“ besuchen (schmunzelt).

Diana Keller Und was das Bier angeht, werden wir uns brauereiunabhängig machen.

Neues Ambiente, neue Speisekarte: Wie wird das gastronomische Angebot am neuen Ort aussehen? Geht der Partyservice weiter?

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Jochen Keller Wir planen eine Gastronomie mit Biergarten, die klein, aber fein ist. Und wir wollen uns mehr auf den Tourismus ausrichten, also auf Wanderer und E-Biker, aber auch auf Motorradfahrer. Der Biergarten wird etwa 100 Plätze haben – man muss halt ein bisschen mit der Zeit gehen. Außerdem werden wir unseren Partyservice und das „Essen auf Rädern“ beibehalten. Das gilt auch für unser Frühstücksreservierungen, die gerade von Seniorinnen und Senioren im Ort gerne angenommen werden. Übrigens: Für unsere neue kleine Gastronomie empfehlen wir unseren Gästen, auf jeden Fall einen Tisch vorzubestellen.

Diana Keller Und am neuen Ort direkt in der Dorfmitte ist unser Restaurant nicht zu übersehen. Außerdem wird Service bei uns großgeschrieben, auch dank unserer Aushilfen. Wir wollen zunächst einmal Mittags- und Abend-Küche anbieten. Auf der Speisekarte wird es sowohl die klassische Currywurst als auch saisonale Küche mit Wild oder Spargel geben. Und das Schnitzel „Alt-Aue“ bleibt!

Jochen Keller Außerdem machen wir eine kleine Speisekarte extra für den Biergarten im Sommer. Und „Essen to go“ für die Wanderer. Wir wollen nicht nur die älteren Menschen als Gäste erreichen, sondern auch die jungen.

Diana Keller Das wird einzigartig für Aue. An dieser Stelle noch ein Hinweis an unsere Gäste: Gutscheine von „Alt-Aue“, die noch in Umlauf sind, sollten bis spätestens Samstag, 26. März, eingelöst werden.

Stichwort Öffnungzeiten?

Schlitze klopfen, Kabel verlegen: Um die Elektro-Installation hat sich auch Jochen Keller persönlich verdient gemacht.
Schlitze klopfen, Kabel verlegen: Um die Elektro-Installation hat sich auch Jochen Keller persönlich verdient gemacht. © Eberhard Demtröder

Jochen Keller Die Öffnungszeiten haben wir ganz bewusst noch nicht festgelegt. Wir gehen davon aus, dass der Ansturm etwa ein Jahr groß sein wird, weil die Leute neugierig sind. Und im Sommer werden wir sowohl unsere Karte als auch unsere Öffnungszeiten anpassen.

Und wie sieht es mit hauseigenen Veranstaltungen aus?

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Jochen Keller Unser Oktoberfest wird auf jeden Fall nicht mehr stattfinden – so etwas macht ja heute jeder Verein. Aber wir planen für Ende des Jahres ein Weihnachtsbuffet im Auer Bürgerhaus.

Was werden Sie nach dem Umzug womöglich vermissen?

Jochen Keller Also, es tut schon weh, wenn wir „Alt-Aue“ jetzt verlassen müssen. Schließlich waren wir hier mit viel Liebe dabei.

Diana Keller Sicherlich werden wir auch die Gästezimmer und die Kegelbahn vermissen. Aber eigentlich ziehen wir ja nur um...

Was sagen Ihre Gäste? Und die Vereine?

Diana Keller Das „Alt-Aue“ ist Stammlokal aller Auer Vereine. Und verschiedene Kegelclubs haben schon gesagt, dass sie ihren Stammtisch demnächst bei uns machen wollen. Wir kochen ja auch genauso weiter wie bisher. Und unsere Gäste aus dem Unterdorf jammern schon wegen dem längeren Weg zum neuen Restaurant, während die aus der Ortsmitte sich natürlich freuen.

Was geschieht mit den jetzigen Gasträumen? Müssen Sie da nicht mit neuer Konkurrenz rechnen?

Steckbrief: Jochen und Diana Keller

Geboren und aufgewachsen ist Jochen Keller (46) in Bad Sobernheim, einer Stadt in Rheinland-Pfalz nahe der Edelstein-Metropole Idar-Oberstein. Nach der Schule absolvierte er eine dreijährige Lehre als Koch. Später arbeitete er für verschiedene Lokale, aber auch für ein Weingut, eine Bäckerei und eine Metzgerei in seiner pfälzischen Heimat. „Außerdem habe ich damals für die Cebit in Hannover gekocht“, so Keller, bis vor einigen Jahren eine beliebte Messe für Informationstechnik. Der 46-Jährige ist zwar selbst bekennender Fan des FC Bayern München, aber grundsätzlich tolerant gegenüber Fans, die anderen Fußballclubs anhängen. Hobbys hat Keller nicht – außer der Gastronomie.

Seine heutige Frau Diana (43) hat Keller ebenfalls in der Pfalz kennengelernt. Die gebürtige Auerin gehörte damals zum Freundeskreis eines früheren Pächters von „Alt-Aue“, den es als Gastwirt in die Pfalz verschlagen hatte. Bei einem gemeinsamen Besuch 1996 bei besagtem Pächter im Brauhaus Meisenheim verguckte sich die Wittgensteinerin schließlich als 17-Jährige in den jungen, waschechten Pfälzer Jochen Keller, der in der Gaststätte damals als Aushilfe arbeitete. Heute arbeitet Diana Keller als examinierte Altenpflegerin bei der Wittgensteiner Diakonie.

Das Ehepaar hat drei Töchter im Alter von sieben, zehn und 13 Jahren.

Jochen Keller Wir wissen nicht, was demnächst mit dem leerstehenden Gasthof passieren wird. Wir konzentrieren uns jetzt aber auch ganz auf die Zukunft unseres geplanten Restaurants.

2009 – also vor über zwölf Jahren – haben Sie den Landgasthof „Alt-Aue“ vom Vorgänger übernommen und am 4. März 2010 wiedereröffnet. Mit welchem Gefühl damals?

Jochen Keller Das war schon ein kribbeliges Gefühl. Und wir hatten uns mindestens zwei Jahre gegeben, um das Lokal ans Laufen zu bringen.

Diana Keller Ich habe meinen Mann von Anfang an unterstützt. Das Haus stand ja vorher zweieinhalb Jahre leer und davor gab es viele Pächter-Wechsel. Wir haben dann ein halbes Jahr im Grunde nur renoviert.

Über zehn Jahre Alltag in einer Gaststube – was erleben Sie beide da so? Lustiges? Allzu Menschliches?

Jochen Keller Darüber könnten wir ein Buch schreiben…

Diana Keller Jedenfalls sind viele Freundschaften entstanden – mit den Rösper Jungs, dem Schalke-Fanclub, dem SV Rinthe, der Rösper Freizeitgruppe.

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Jochen Keller Und ich bin keiner, der nur in der Küche steht, sondern rausgeht zu den Leuten. Da besuche ich auch gerne mal die Freitagstreffen in der alten Rösper Schule. Und viele von den Gästen, die schon damals bei unserem Start mit 18 Jahren kamen, sind heute 30 und oft immer noch unsere Gäste.

Diana Keller Die Müsser Jungs zum Beispiel kommen unwahrscheinlich gerne hierher, letzte Woche erst mit der Quetschkommode. Das macht wirklich viel Spaß.

Sie haben auf dem Gelände rund um die frühere Arztpraxis viel Fläche gepflastert, da bleibt ganz offensichtlich wenig Platz für Grünzeug. Warum eigentlich?

Jochen Keller Da waren vorher viele Bäume und ein alter Teich, alles zugewuchert. Wir haben ans Alter gedacht und machen keine Hecke drumherum, sondern bauen eine Mauer und pflastern alles, bis auf ein kleines Blumenbeet. Wir können dann ja noch immer große Blumenkübel hinstellen. Also, ganz ohne Grün ist es nicht.

Diana Keller Dafür gibt es bei uns nicht eine Stufe im Garten (schmunzelt).