Wittgenstein. Ein Gutachten zur Zukunft Deutschlands einziger freilebender Wisent-Herde im Rothaargebirge wird am Mittwoch in Bad Berleburg vorgestellt.

Wie ist das umstrittene Artenschutzprojekt „Wisente im Rothaargebirge“ seit dem Start 2008 gelaufen? Aufschluss über die Freisetzungsphase, aber auch die Perspektiven des Projektes soll jetzt ein Gutachten bringen, das am Mittwoch in Bad Berleburg im Rahmen eines Pressegesprächs der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Als Teilnehmer der Runde kündigt der Kreis Siegen-Wittgenstein unter anderem NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser, Landrat Andreas Müller und Dr. rer. nat. Oliver Keuling vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover an – er wird das vorliegende Gutachten als Fachmann erläutern.

Lesen Sie auch: Aus für Wisent-Zaun zwischen Schmallenberg und Bad Berleburg

Rückblende: Seit dem Jahr 2008 organisiert der Verein „Wisent-Welt-Wittgenstein e. V.“ als Trägerverein das Projekt zur Wiederansiedlung von Wisenten im Rothaargebirge. Nach einer von 2010 bis 2013 dauernden Eingewöhnungsphase in einem dazu eingerichteten Gehege im Gebiet der Stadt Bad Berleburg läuft seit dem Jahr 2013 die sogenannte Freisetzungsphase des Projektes. Dazu wurde zwischen dem Trägerverein, dem Kreis Siegen-Wittgenstein, der Bezirksregierung Arnsberg, dem Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen und der Wittgenstein-Berleburg´schen Rentkammer ein öffentlich-rechtlicher Vertrag abgeschlossen.

Auswilderungsprojekt nicht unumstritten

Auch mit Hilfe von solchen Schildern wurde im Sauerland gegen die Wisente protestiert. Unbekannte zerstören diese Schilder an der Straßen nach Jagdhaus regelmäßig.
Auch mit Hilfe von solchen Schildern wurde im Sauerland gegen die Wisente protestiert. Unbekannte zerstören diese Schilder an der Straßen nach Jagdhaus regelmäßig. © Privat

Nach den vertraglichen Regelungen soll über die Zukunft des Artenschutzprojektes auf Basis einer Auswertung der im Verlauf der Freisetzungsphase gewonnen Erkenntnisse entschieden werden. Eine Koordinierungsgruppe, die das Projekt begleitet, hatte dazu in Abstimmung mit dem Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW (MULNV NRW) entschieden, ein Gutachten über die während der Freisetzungsphase gewonnenen Erkenntnisse und zu alternativen Szenarien für die Zukunft des Projektes erarbeiten zu lassen.

Lesen Sie auch: Wittgensteiner Wisent wird zum Problembullen

Das Wisent-Projekt ist durchaus umstritten – vor allem, weil der ausgewilderte Teil der Herde für Konflikte mit Waldbauern aus dem benachbarten Sauerland sorgt. Sie hatten sich immer wieder über sogenannte Schälschäden an ihren Bäumen beklagt. Die Aktivitäten der freilebenden Tiere und die Verantwortung des Trägervereins waren und sind Gegenstand mehrerer juristischer Auseinandersetzungen bis hin zum Bundesgerichtshof. Zuletzt war ein ausgebüchstes Jungtier im Westerwald zum „Problembullen“ geworden.