Fischelbach. Fischelbachs Ortsvorsteher Jörn Reuter spricht mit unserer Redaktion über Corona, seinen Vorgänger, Politik und sein Hobby als Jungjäger.

Jörn Reuter ist seit fast einem Jahr Ortsvorsteher im Bad Laaspher Dorf Fischelbach. Wir sprechen mit dem 30-Jährigen unter anderem über seine Ziele in der aktuellen Wahlperiode, aber auch über sein Hobby als Jäger und große Fußstapfen.

Wie gut ist Fischelbach, sind aber auch Sie persönlich bisher durch die Corona-Pandemie gekommen?

Jörn Reuter: Ich denke, die Menschen im Dorf sind ganz gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Ich selber hatte mich mit dem Virus infiziert. Glücklicherweise hatte ich keinen schweren Verlauf, sodass es mir wieder gut geht. Dieses Glück haben bei weitem nicht alle. Ich hoffe sehr, dass wir irgendwann wieder zur Normalität zurückkehren können. Das Vereinsleben und somit ja doch schon das Angebot, das Fischelbach bietet, leidet deutlich unter den Entwicklungen – seien es die großen Veranstaltungen oder auch der Weihnachtsmarkt, der dieses Jahr eigentlich stattgefunden hätte.

Fast ein Jahr lang sind Sie nun schon im Amt. Was haben Sie bisher erreicht, was nehmen Sie sich für die nächsten Jahre noch vor?

Ich wünschte, ich könnte viel mehr Positives berichten, doch leider habe ich nicht so viel erreicht, wie ich gerne hätte. Ein neues Fenster in der ehemaligen Schule sowie eine weitere Hundetoilette sind zwei Punkte, die ich nennen kann, leider jedoch sind auch diese noch nicht installiert worden. Viele meiner Anfragen werden früher oder später mit dem Argument der knappen Kasse der Stadt abgelehnt oder verschoben, was man ja auch verstehen kann. Jedoch sollte nicht nur für die Kernstadt gedacht werden.

Was bedeutet das für Fischelbach?

Fischelbach ist „nur“ eins von 23 Dörfern des Stadtgebietes. Aber es sollte trotzdem nicht ganz vergessen werden. Was mir ganz wichtig wäre, ist ein vernünftig zu benutzendes mobiles Internet und gerade auch am Sohl eine mobile Erreichbarkeit allgemein. Am Sohl, wo erst kürzlich für acht Tage das Festnetz ausgefallen war, bestand zu dem Zeitpunkt für keinen die Möglichkeit, nach draußen zu kommunizieren – sei es ein Telefonat mit Angehörigen oder noch viel dramatischer ein medizinischer Notfall. Das sind Situationen, die am besten nicht wieder vorkommen sollten. Jedoch sieht die Stadt in diesem Fall keinen Handlungsbedarf ihrerseits und verweist auf die Telekom, die aber weiter nur an Orten investiert, an denen es sich für sie am besten rechnet. Es sind noch einige Punkte zu erledigen – und ich hoffe, dass ich jedem gerecht werde.

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FDer Bad Laaspher Ortsteil Fischelbach aus der Luft betrachtet. Markant: die evangelische Kirche links im Bild.
FDer Bad Laaspher Ortsteil Fischelbach aus der Luft betrachtet. Markant: die evangelische Kirche links im Bild. © Hans Blossey

Ihr Vorgänger Karl Heinz Lehmann übte das Ortsvorsteher-Amt immerhin 31 Jahre lang aus. Wie groß sind seine Fußstapfen für Sie?

Mein ganzes Leben lang war immer Karl Heinz Ortsvorsteher. Er ist ein prima Mensch und hat scheinbar ein sehr großes Durchhaltevermögen. Durch unsere gemeinsame Vorstandsarbeit im Heimatverein habe ich ihn glücklicherweise schon weit vor dem Entschluss, mich zur Wahl aufzustellen, kennenlernen können. Seitdem ist Karl Heinz ein super Mentor, der mir alle meine Fragen beantwortet. Ich respektiere und schätze seine geleistete Arbeit jetzt noch deutlich mehr. Seine Fußstapfen sind schon ziemlich groß. Auch hier hoffe ich, dass ich ihnen gerecht werde.

„Ich habe das Dorf und die öffentlichen Vereine schon immer unterstützt“, haben Sie im Sommer einmal gesagt – inwiefern hat Sie das dazu motiviert, sich für das Amt des Ortsvorstehers zu bewerben?

Ja, genau das hat mich im Großen und Ganzen dazu motiviert, mich dem Amt des Ortsvorstehers zu stellen. Ich bin, seitdem ich 18 Jahre alt bin, im Vorstand des Schützenvereins und habe den 1. Vorsitzenden des zu dem Zeitpunkt inaktiven Jugendclubs übernommen. Diese zwei Aufgaben haben mir sehr viel Spaß gemacht und mir viel Positives zurückgegeben. Gerade als der Jugendclub sein erstes Osterfeuer veranstalten konnte, war ich sehr stolz auf unsere geleistete Arbeit. Zudem habe ich auch von sehr vielen Mitbürgerinnen und Mitbürgern viel Positives zu der Veranstaltung gehört.

Hört sich ja so an, als seien Sie Ihrem Heimatdorf wirklich sehr verbunden...

Die Zusammenarbeit mit Karl Heinz und natürlich auch den anderen Aktiven im Heimatverein haben mich dann noch mehr mit dem Dorf verwurzeln lassen. Kurz vor der Wahl war es tatsächlich eine relativ kurzfristige Entscheidung, da die SPD sich einen neuen Kandidaten für Fischelbach suchen musste. Ich habe es auch meinen Freunden zu verdanken, die, als sie gefragt wurden, ob es ihrer Meinung nach jemanden geben würde, der für das Amt des Ortsvorstehers geeignet wäre, an mich gedacht haben.

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Sie gehören zu den eher jüngeren Mitgliedern in der Bad Laaspher SPD-Ratsfraktion. Wie fühlt man sich da?

Unerfahren. Jedoch kann man viel von den älteren Ratsmitgliedern einiges lernen.

Streben Sie womöglich eine politische Karriere an, wie beispielsweise der aktuelle SPD-Fraktionsvorsitzende Samir Schneider?

Nein, im Moment jedenfalls nicht. Es ist meine erste Amtszeit im Bad Laaspher Rat. Bei vielen Dingen weiß ich noch nicht einmal genau, wie sie in Bad Laasphe laufen. Ich denke, für solche Gedanken ist es noch etwas zu früh. Jedoch: „Sag niemals nie“ hat man mir auch schon ein paar Mal gesagt. Ich freue mich sehr darauf, mit meinen beiden Bad Laaspher Parteikolleginnen und -kollegen, die den Schritt der politischen Karriere jetzt wagen, auszutauschen und zu arbeiten. Wenn ihre Erfahrung damit gut ist und sie Spaß daran haben, freut es mich sehr.

Zur Kommunalwahl sind Sie seinerzeit angetreten, weil „ich in meinem Wahlkreis die Ansprechperson sein möchte, die Ideen und Vorschläge wie auch Kritik annimmt und im Interesse meines Wahlkreises diese Punkte vertreten möchte“. Können Sie da aktuelle Beispiele nennen?

Ja, ein Stück weit schon. Jedoch bin ich leider noch nicht dazu gekommen, mal eine Bürgerversammlung zu machen, um mal ein bisschen besser in den Dialog mit meinen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu kommen. Alle, die bis jetzt Ideen oder Kritik hatten, haben es aber wohl hoffentlich trotzdem geschafft, mich mal anzutreffen oder anzurufen. Ich hoffe sehr, dass ich Anfang des nächsten Jahres eine Bürgerversammlung organisiert bekomme. Der Termin wird dann früh genug veröffentlicht. Aktuelle Beispiele wären die Installation weiterer Hundetoiletten, eine Ölsammelbestellung des gesamten Ortes sowie die Situation der Straßen und der Wirtschaftswege, die durch den Holztransport doch stellenweise sehr in Mitleidenschaft gezogen worden sind.

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Nach einer achtmonatigen intensiven und anspruchsvollen Ausbildung haben mehr als 50 Jungjägerinnen und Jungjäger im Kreis Siegerland-Wittgenstein gerade die in Theorie und Praxis aufgeteilte Jägerprüfung bestanden. Da gehören Sie auch dazu. Was macht man mit so einem Zertifikat namens „Jägerbrief“?

Steckbrief: Jörn Reuter

Jörn Reuter (30) wird in Dillenburg geboren, ist aber „schon mein Leben lang Fischelbacher“.

Über seine Schul- und Berufsausbildung sagt Reuter: „Besucht habe ich erst die Grundschule in Banfe, dann das Gymnasium Schloss Wittgenstein bis zu meinem Abitur 2011. Mein Studium der Materialwissenschaften in Gießen an der Justus-Liebig-Universität hat mich nicht sonderlich zufrieden gestimmt, daher habe ich mich, ohne Abschluss darin, auf eine Ausbildung beworben, die ich dann im Jahr 2014 als Industriemechaniker bei der Firma Rittal angegangen bin.“

Seit vergangenem Jahr ist Reuter „Ortsvorsteher von Fischelbach und Sohl. Zudem bin ich Ratsmitglied der SPD und 3. Fraktionsvorsitzender“.

Reuter lebt in seinem Elternhaus und hat eine Freundin. Seine Hobbys: Natur erleben, Schießen, Fußball spielen, Reisen. Außerdem ist Reuter Jugendtrainer im Schützenverein.

Leider habe ich bis jetzt noch keine Gelegenheit, meinen Jägerbrief auch praktisch einzusetzen. Aber das wird noch kommen. Aktuell genieße ich es auch so, durch die Natur meine Erholung zu bekommen. Außerdem hat man sehr viel Interessantes über die Natur gelernt. Ja, man bekommt dem Jagdschein nicht geschenkt – und man nennt es nicht umsonst das „Grüne Abitur“. Aber ich finde, man lernt sehr viel schöne und interessante Sachen und Zusammenhänge, die ich vorher so auch noch nicht kannte.

Was fasziniert Sie denn so an diesem Hobby?

Die Jagd ist ein Hobby, in dem man viel Zeit draußen verbringt, in dem man sehr viel dafür tut, den Tieren, die uns Menschen am nächsten sind, zu schätzen. Ihnen durch die Hege den Lebensraum so zu gestalten, dass sie sich wohl fühlen. Zudem muss man gerade jetzt mit der Käferkalamität dafür sorgen, dass der Wald und seine Bewohner, also die Tiere, in einem gesunden Gleichgewicht leben. Somit muss der Jäger auch dabei eingreifen. Wichtig ist, dass sich alle Jäger aber an die Grundsätze der deutschen Waidgerechtigkeit halten, denn nur so dürfen die Wildtiere ihr Leben in Freiheit genießen und auch in Freiheit und ohne Stress sterben. Es gibt kein besseres Bio-Fleisch als Wildfleisch – wichtig ist dabei, dass der Jäger weiß, dass er auch Lebensmittel-Unternehmer ist und mit diesem auch genauso umgeht.

Wie wichtig ist Ihnen die Natur?

Die Natur ist das Schönste auf der Welt, finde ich, und es ist unfassbar wichtig, alles dafür zu tun, diese in Ihrer Schönheit zu erhalten. Wir hier in Wittgenstein leben inmitten der Natur. Das macht unser Zuhause doch so schön. Ich finde, fast nirgendwo in Deutschland kann man so ländlich, so ruhig, so familiär leben. Andere bezeichnen das vielleicht als Kaff – ich finde, es ist ein Luxus, so leben zu können.

Sie sind offenbar auch ein recht aktiver Blutspender. Was bewegt Sie dazu?

Blutspenden ist wichtig. Spätestens, wenn man selber mal in die Situation kommt, dass man eine Blutspende benötigt, wird einem das bewusst. Ich wünschte mir, dass alle, die es können, darüber nachdenken, zur Blutspende zu gehen. Ich glaube, grundsätzlich ist die Bundeswehr „schuld“ daran, dass ich Blut spenden gehe, da mein Vater damals im Wehrdienst einen halben Tag Sonderurlaub für das Blutspenden bekommen hat. Somit wurde er zu einem Blutspender.

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Und Sie selbst?

Mein Vater hat mich als Kind schon immer mitgenommen und bin dann auch lange immer mit ihm zu den Terminen gegangen. Er durfte dann irgendwann leider aufgrund seiner Medikamente nicht länger Blut spenden. Ich gehe aber, soweit ich es einrichten kann, weiter zu jedem Termin. Gerade beim Blutspenden sieht man, wie trotz Corona alles weiter organisiert wurde, die ganzen Schutzmaßnahmen schnell eingeführt wurden und so ein noch reibungsloser Ablauf möglich war, als vorher. Jedoch würde ich es sehr begrüßen, wenn das gemeinsame Speisen im Anschluss der Spende nach der Pandemie wieder möglich würde – da es meiner Meinung nach zum Blutspenden dazu gehört.

2014 waren Sie Schützenkönig in Fischelbach. Welche Erfahrungen macht man da als Regent, die für das Amt des Ortsvorstehers hilfreich sein können? Oder war die Regentschaft für Sie einfach nur ein großer Spaß?

Ja, ich habe den Vogel 2014 abgeschossen (lacht). Ich war damals 22 Jahre und habe ganz ehrlich nur aus Spaß mit auf den Vogel geschossen. Meine ältere Schwester wollte in diesem Jahr auch auf den Vogel schießen und bat mich, sie und ihren damaligen Partner nicht alleine dort stehen zu lassen. Nachdem ich darüber nachgedacht habe, bin ich der Bitte nachgekommen, habe aber dabei gesagt, dass ich dann auch scharf mit auf den Vogel schieße. So kam es dann, dass ich den letzten Schuss auf den stolzen Vogel abfeuern durfte und dann ein Jahr zum Schützenkönig wurde. Ganz lieben Dank an dieser Stelle noch mal an meine damalige Königin, die es ganz gut gemanagt und es zum Glück mit mir ausgehalten hat. Wenn ich was gelernt habe, ist es, dass man sich vielleicht etwas mehr im Griff haben muss, wenn man feiern geht.

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Beim Jugendclub Fischelbach 1984 waren Sie mal Kassenwart und im Heimatverein Fischelbach sind Sie 2. Rechnungsführer. Inwiefern haben Sie persönlich, im Beruf oder auch als Ortsvorsteher ein besonderes Auge auf die Finanzen?

Zahlen haben mir schon immer Spaß gemacht, aber ich habe beruflich nichts mit Finanzen zu tun. Ein wenig geliebäugelt habe ich mal mit einem Job als Beamter auf dem Finanzamt, jedoch bin ich ganz froh mit meinem aktuellen Job, und werde mich vermutlich eher eine Weiterbildung stellen als einem gesamten Jobwechsel, wo man ab einem bestimmten Alter eh nicht mehr verbeamtet wird. Ich glaube, ich komme privat insgesamt ganz gut mit Geld zurecht. Die Buchführung im Verein habe ich aus meiner Zeit des 1. Vorsitzenden im Jugendclub gerne weiter geführt, da es damals ohne feste Strukturen doch teilweise etwas chaotisch war. Ich denke, ich habe es ganz zufriedenstellend gemacht, denn ich wurde ja immer wieder aufs Neue gewählt und nur auf meinen eindringlichen Wunsch im letzten Jahr gehen gelassen. Ich war der festen Überzeugung, dass ein Jugendclub auch einem jungen Erwachsenen die Chance geben sollte, dieses Amt auszuführen.

Was macht man eigentlich als Industriemechaniker?

Der Beruf des Industriemechanikers ist zweigeteilt. Entweder man arbeitet in einem Maschinenbau-Unternehmen und baut dort Maschinen zusammen und fährt dann mit zum Aufstellungsort auf Montage, um die Maschine vor Ort dem Kunden zur Verfügung zu stellen. Ich arbeite in der Werkstatt eines Unternehmens und beschäftige mich mit der Instandhaltung von Maschinen, die zur Produktion erforderlich sind.

Was heißt das im Alltag?

Ich tausche defekte Teile aus, plane Wartungen und setze ausgetauschte Teile wieder in Stand, sodass diese als erneutes Ersatzteil dienen können. Ich kümmere mich um Ersatzteile und Wartungseinsätze von Fremdunternehmen. Oft sind Wartungseinsätze geplant und finden in der Zeit statt, in der die Maschinen nicht benötigt werden. Diese Zeiten sind oft das Wochenende oder die besinnliche Zeit zwischen den Jahren. Abgesehen davon ist mein Job schön, da ich sehr selbstbestimmt arbeiten darf und viel Abwechslung im Arbeitsalltag genieße.