Aue-Wingeshausen. AC/DC, Iron Maiden, Motörhead – Karl-Heinz Menzel hat für Sonor mit allen zusammen gearbeitet. Kurz vor der Rente spricht er über die Highlights.
44 Jahre – so lange ist Karl-Heinz Menzel bereits bei Sonor in Aue-Wingeshausen. Jahre, in denen er vieles erlebt hat, in zahlreichen Ländern unterwegs war und viele verschiedene Künstler kennen gelernt hat. Eine spannende Zeit, in der sich in der Musikbranche einiges verändert hat. Nun hat der 66-Jährige angekündigt, im Dezember dieses Jahres in den Ruhestand zu gehen. Im Interview mit der Lokalzeitung verrät er, wie er zu Sonor gekommen ist, was die größten Veränderungen während seiner Zeit beim Instrumentenhersteller waren und was er alles in den vergangenen 44 Jahren dort erlebt hat.
Herr Menzel, seit 44 Jahren sind Sie bereits bei Sonor. Wie kamen Sie damals zur Firma?
Karl-Heinz Menzel Das kam eigentlich durch mein Hobby. Ich habe früher Schlagzeug in einer Band gespielt und hatte somit den ersten Kontakt zur Firma. Über einen mittlerweile ehemaligen Kollegen habe ich hier mein erstes Instrument gekauft. Das war noch ein Drum-Set aus der Swinger-Serie.
Wie hieß Ihre damalige Band?
Da gab es einige Namen. Ich habe 15 Jahre lang Musik gemacht – unter anderem bei Musik Express. Dann aber stand mein Beruf im Vordergrund. Die Messe-Ausstellungen waren meist am Wochenende und die Bands haben ja meist an den Wochenenden ihr Geld gemacht. Das ging von der Zeit nicht mehr.
Das heißt, Sie haben 1977 bei Sonor angefangen?
Genau. Meine Ausbildung hatte ich vor 52 Jahren bei Siemag in Hilchenbach gemacht. 1977 habe ich dann bei Sonor angefangen – damals als Hersteller für Sonder- bzw. Spezialinstrumente. Dort bin ich mit verschiedenen Materialien in Berührung gekommen – unter anderem mit Holz und Metall. Dies habe ich dann sieben Jahre lang gemacht, bevor es für mich für sechs Jahre in eine neue Abteilung ging. Schon zu dieser Zeit kam ich mit berühmten Schlagzeugern in Kontakt.
Wie ging es dann weiter für Sie?
Von 1984 bis 1990 übernahm ich die Stelle des Artist Relation Managers. Kein Festival und kein Konzert habe ich versäumt, so war es damals ohne Handy und ohne E-Mail. Entweder war man zugegen oder der Zug ist abgefahren. 1991 übernahm ich die Stelle des Produkt-Managers. In dieser Eigenschaft habe ich dann unter anderem die Force Series entwickelt, die für das Unternehmen richtungsweisend war. Ein weiteres Projekt was die Entwicklung der Designer Serie, dem ersten „Custom Made“ Schlagzeug am Markt. Nach dem Motto: „Sag mir was Du brauchst, wir machen es für dich!“ Beschlagteile in Chrom, in Schwarz Chrom (Ruthenium) oder 24 Karat Gold. Alles ist möglich! Ein äußerst erfolgreiches Konzept, welches sich bis heute in der SQ 2 Serie widerspiegelt.
Wie lange dauert ein solcher Prozess – also die Entwicklung eines neuen Sets denn eigentlich?
So ein Prozess hat zirka drei Jahre gedauert. Zuerst hat man geschaut, wo gerade Bedarf bei den Musikern ist. Danach ging es an die Machbarkeit und den Preis. Wobei: Bei dem SQ2 war der Preis eigentlich egal. Die Vorserien wurden viel getestet und probiert. Das ist schon immer ein spannender Prozess gewesen, der mir sehr viel Spaß gemacht hat.
Was haben Sie nach 1993 dann bei Sonor gemacht?
Ich wechselte dann für vier Jahre in den International Sales (dt. Internationaler Verkauf), bevor ich Teil der Geschäftsführung wurde.
Was war für Sie mit die spannendste Zeit?
Eigentlich alles. (lacht) Wobei die Internationalität schon besonders spannend war. Ich kam früh in Berührung mit den Künstlern und war viel unterwegs und bin fast überall auf der Welt gewesen – in Japan, Südostasien, Neuseeland und speziell hinzugekommen sind noch Südamerika und die USA sowie Südafrika. Ich habe während meiner Zeit hier bei Sonor vieles erleben dürfen. Ich habe zahlreiche Händlerschulungen auf der ganzen Welt durchgeführt. An eine erinnere ich mich ganz besonders. In Santiago de Chile hat man für diese Veranstaltung das „Hard Rock Café“ gemietet. Mehr als 200 Händler waren zugegen und verfolgten meine Präsentation. Das war schon ein besonderes Ereignis, an welches ich mich gerne erinnere.
Sie haben auch viele Künstler kennen gelernt. Wie war das für Sie als Musiker?
Das war schon gewaltig. Unter anderem haben wir mit Phil Rudd, dem Schlagzeuger von AC/DC, eng zusammengearbeitet. Aber auch andere bekannte Bands, beispielsweise Iron Maiden, haben wir mit unseren Schlagzeugen ausgestattet. Auch deutsche Künstler wie Silbermond oder Jan Delay gehören zu unseren Kunden.
Heißt, die kommen dann zu Ihnen nach Aue-Wingeshausen?
Auch, oder ich bin zu ihnen gefahren. Das war aber, als ich noch Artist Relations gemacht habe.
Was ist für Sie persönlich das Besondere an Sonor?
Es gibt viele Besonderheiten. Das Logo, der Name – Sonor ist weltweit bekannt und so bin ich immer in offene Türen eingerannt. Was das Drum-Set angeht, so werden die Schlagzeugtrommeln nach einem besonderen Prinzip hergestellt. Im Vergleich zur Konkurrenz sind unsere Kesseldurchmesser kleiner. Das gibt einen besonderen Sound. Ich will nicht sagen, den besten Sound, denn das muss der Musiker selbst entscheiden. Aber für mich ist es eben ein einzigartiger Sound.
Haben Sie eine Lieblings-Serie bei Sonor?
Das ist der neue SQ2 – ein Nachfolger der Designer-Serie.
Was waren die größten Veränderungen während Ihrer Zeit bei Sonor?
Die größte Veränderung war wohl Anfang der 90er Jahre, als das Unternehmen verkauft wurde. Seitdem wird es nicht mehr familiär geführt, sondern es wird in einem Verbund gearbeitet.
War dies Ihrer Meinung nach die richtige Entscheidung?
Ja, es war die richtige Entscheidung – sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. So hatten wir mehr Zugang zu den Märkten – unter anderemschen Markt.
Wann war der Moment, als Sie beschlossen haben, im Dezember in den Ruhestand zu gehen?
Ich hatte vor einem Jahr noch einen Vertrag für drei weitere Jahre unterschrieben. Doch im vergangenen Jahr bin ich dann schwer an Covid-19 erkrankt. Durch die Krankheit hat sich einiges verändert, so dass ich gesagt habe, dass in diesem Jahr für mich Schluss ist mit Arbeit.
Wie ist es für Sie kurz vor dem Ruhestand?
Ich habe gemischte Gefühle, wobei das gute Gefühl überwiegt. Man muss ja auch irgendwann einmal loslassen können und die Weichen für die Zukunft sind gestellt. In den vergangenen Jahren konnten wir viele junge Leute einstellen, die das Geschäft weiterführen möchten. Das gibt einem schon ein beruhigendes Gefühl. Und für die Zeit nach dem Job habe ich auch einige private Pläne, die ich dann umsetzen möchte.
Mit Karl-Heinz Menzel sprachRamona Richter