Arfeld. Beitzel macht klar: Das Dorf ist nichts für Eigenbrötler, Abstinenzler oder Freunde von gesunder Ernährung. Aber er hat Tipps zu Zugezogene.

Alle im Saal wissen, wovon Tobias Beitzel da spricht. Denn auch die Zuhörer aus der Bad Berleburger Kernstadt sind letztlich alle eines: Dorfkinder. So heißt auch das allererste Soloprogramm mit dem der Poetry Slammer und Comedian aus Arfeld jetzt auf Tour geht.

Der Start in Arfeld ist nur aus einem Grund kritisch. Hier finden sich im Programm viele Typen aus dem Heimatdorf des 24-Jährigen genauso wieder, wie die befreundeten Feinde aus den Nachbardörfern z. B. aus Dotzlar. Aber keine Sorge: Die Pointen sitzen, weil Tobias weiß, über wen er da spricht. Denn nur was man sehr gut kennt, kann man auch karikieren.

+++ So wie ein Sommerabend in XXL.

Ein schlichtes Feuer reicht als Grund

Im Grunde macht der Comedian klar: Das Dorf ist nichts für Eigenbrötler, Abstinenzler oder Freunde von gesunder Ernährung. Dafür dreht sich zu viel um Geselligkeit, Vereine, Bier und Grillen. Gründe zum Trinken gibt es auf dem Dorf nämlich viele: Ein schlichtes Feuer reicht, um sich mit der Flasche in der Hand zu versammeln. Übrigens hat die immer der Verursacher zu stellen. Wer Werkzeug leiht oder verleiht, kommt um die Pulle auch nicht herum. Ja sogar die Beerdigung ist immer ein guter Anlass: „Beerdigungen sind im Grunde dasselbe wie Hochzeiten - ein guter Freund verschwindet für immer - und auf Hochzeiten wird ja auch getrunken“, erklärt Beitzel – und hat wohl recht.

Premiere: Der Arfelder Poetry-Slammer und Comedian Tobias Beitzel kommt mit seinem ersten Soloprogramm nach Hause ins Ederzentrum Via Adrina.
Premiere: Der Arfelder Poetry-Slammer und Comedian Tobias Beitzel kommt mit seinem ersten Soloprogramm nach Hause ins Ederzentrum Via Adrina. "Dorfkind" heißt das Programm bei dem der bekennende Dorfmensch Beitzel mit feinem Gespür aber auch spitzer Feder das Leben auf dem Land karikiert um dann doch eine Lanze für Vereine, Feste und die mächtigen Omas zu brechen. © WP | Lars-Peter Dickel

Ohne Gerstensaft geht es auch nicht bei den Vereinen. Die stehen ja im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens, weiß der 24-Jährige. Bei Schützenvereinen geht er bitter böse davon aus, dass sie im Grunde nur dazu dienen, die Zivilgesellschaft mit Uniformen zu versorgen. Doof ist nur, dass die dicken grünen Jacken und Filzhüte nie zur Jahreszeit passen, in der die meisten Schützenfeste stattfinden. Aber nicht nur die Schützen bekommen ihr Fett weg, auch die Männergesangvereine, die in der Hauptsache Frauen besingen, die beruflich etwas mit dem Wasser zu tun haben, so wie die Fischerin vom Bodensee. Komisch findet er nur, dass der Fleischereifachverkäuferin von der Ennepetalsperre bislang kein Lied gewidmet wurde. Auch Arfeld und die Kirmes verschont der Lokalmatador und bekennende Kirmesbursche nicht.

In der Stadt wohnen Menschen übereinander

Aber bei aller humorvollen Kritik am Leben auf dem Dorf, macht Beitzel allen auch eines klar: In der Stadt ist es bestimmt nicht besser: „Da leben so viele Menschen. Die wohnen übereinander…. Dass das nicht natürlich ist, sieht man doch schon beim Blick in die Natur. Rehe wohne auch nicht übereinander.“

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Deswegen hofft Beitzel auf darauf, dass immer mehr Menschen aufs Land ziehen und hat sofort ein paar wichtige Ratschläge für alle Zugelöfenen. Der wichtigste ist: „Omas grüßen. Am besten mit Namen!“ Denn Omas sind die wirklich Mächtigen im Dorf. Sie entscheiden, darüber, ob du eine Chance bekommst haben lange vor Sozialen Medien den Shitstorms oder der Cancel Culture erfunden. Die fängt laut Beitzel mit einem simplen Satz der Oma an: „Der Junge grüßt nicht!“

Eine Kiste Bier muss man immer im Haus haben

Und weil sich ja alles um Geselligkeit dreht, hat er auch noch einen guten Rat: „Du musst immer eine Kiste gekühlten Gerstensaft parat haben.“ Dann klappts auch mit dem Nachbarn. Den sieht man in der Stadt ja nicht so oft, weil sich die soziale Kontakte im Mietshaus darauf beschränken, dass man die Polizei ruft, wenn es aus der Nachbarwohnung komisch riecht. Das fanden die 150 „Dorfkinder“ klasse.