Stünzel. Ein Kunstwerk des Stünzelers Heinz Mengel geht bald für den guten Zweck auf die Reise nach Erftstadt-Blessem, ebenso eine 1000-Euro-Spende.

Noch einmal brummt die Motorsäge mächtig, als Holzkünstler Heinz Mengel einem seiner jüngsten Werke den letzten Schliff gibt. Einmal mehr hat der 81-Jährige ein „Stammherz“ aus dem Werkstoff geschnitten – diesmal ein „Mitfühl-Herz“ für die Flutopfer in Erft­stadt-Blessem. Sowohl das Kunstwerk selbst als auch die dafür gesammelten Geldspenden wandern in Kürze von Wittgenstein aus dorthin.

Die Initiative kam von Mengel selbst, zugleich Vorsitzender des Stünzeler Gemeinschaftsvereins. „Ich habe eine Bekannte, die aus der Weidenhäuser Mühle stammt und in Köln wohnt“, erzählt er. Katrin Buhbut ist auch eine der beiden Autoren des Dokumentarfilms „Das grüne Herz Westfalens“, der sich unter anderem mit dem Wittgensteiner Wald im Wandel befasst. Diese Bekannte hatte Mengel gebeten, sich in Blessem umzuhören, wer dort wohl besonders betroffen von der Flutkatastrophe Mitte Juli sei.

Der Herzspezialist

Holz zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben“, bekennt Heinz Mengel, der sich selbst mit einem Augenzwinkern „Herzspezialist“ nennt.

Immerhin 40 Jahre seines Lebens hat Mengel im Wald gearbeitet – und dabei auch gelernt, wie man die Motorsäge scharf machen musste.

Später entdeckte der heute 81-Jährige das Holz als Werkstoff für eigene Werke, die allesamt eine besondere Handschrift des Künstlers tragen.

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Buhbut machte schließlich eine alleinerziehende Mutter in dem Ort aus, die sowohl ihre Wohnung als auch ihren Job verloren hat – und derzeit mit zwei schulpflichtigen Kindern in einem Wohnwagen auf dem Hundeplatz lebt. Genau für diese Menschen in einer dramatischen Situation sei sein „Mitfühl-Herz“ gemacht und gedacht, betont Mengel. Es soll einen guten Platz in Blessem finden.

1000 Euro für alleinerziehende Mutter

Und für die Mutter sind Geldspenden in einer Höhe von insgesamt 1000 Euro bestimmt. Diese Summe hat der Gemeinschaftsverein Stünzel im Rahmen seiner „Stammherz-Aktion zu Gunsten der Flutopfer“ gesammelt. Jeweils 300 Euro kommen vom Verein selbst, von der Sparkasse Wittgenstein und von Karsten Wolter aus der Kur-Apotheke Bad Berleburg. Weitere 100 Euro hat Petra Müsse, Ortsvorsteherin auf dem Stünzel, gerne dazugetan.

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Mit der Motorsäge bearbeitet Holzkünstler Heinz Mengel sein Werkstück virtuos.
Mit der Motorsäge bearbeitet Holzkünstler Heinz Mengel sein Werkstück virtuos. © Eberhard Demtröder

Gesägt hat Heinz Mengel sein Herz aus dem Käferholz einer Wittgensteiner Fichte. Es bildet die Spitze des hölzernen Kunstwerks, übrigens 1,60 Meter hoch und drei bis vier Zentner schwer. Ein „Mitfühl-Herz“ ist es übrigens deshalb, weil die Fichte als bisheriger „Brotbaum“ der Region die Kalamität in Wittgensteins Wäldern symbolisiere – und zugleich ein Zeichen des Mitgefühls mit den Opfern der Flutkatastrophe sei, so Mengel.

Künstler selbst sorgt für den Transport

Mit der Motorsäge bearbeitet der Holzkünstler sein Werkstück virtuos. Abgesehen von einer gewissen Imprägnierung bleibe die rohe Holz-Optik des Werkstücks aus dem Stamm der Fichte erhalten, erklärt er. Sie lasse somit den Bläuepilz erkennen, der die Qualität des Holzes jedoch nicht mindere -- und auch die typischen Fras-Spuren des Borkenkäfers. Per Schnitzmesser aus dem Holz hervorgeholt hat der Künstler außerdem kleinere Reliefs als florales Dekor. Arbeitszeit am Werk unter dem Strich: „etwa fünf bis sechs Stunden“, so Mengel.

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Übernächste Woche soll es dann soweit sein: Das „Mitfühl-Herz“ geht auf die Reise an die Erft. Mengel persönlich möchte es zum Zielort spedieren und dort aufstellen. Noch ist allerdings nicht klar, welches Fahrzeug zum Transport des durchaus sperrigen Kunstwerks dient. Der Jugendförderverein Bad Berleburg hat da aber schon seine Unterstützung angeboten.