Bad Berleburg. Paketlieferant überfährt im Januar einen 87-jährigen Bad Laaspher und muss sich wegen fahrlässiger Körperverletzung nun vor Gericht verantworten.

Im Januar dieses Jahres ereignete sich ein tragischer Unfall in Bad Laasphe: Ein heute 22-jähriger ehemaliger Paketlieferant bewegt seinen Kastenwagen rückwärts — und überfährt dabei einen 87-Jährigen Passanten.

Der Anwohner erlitt dabei ein Schädelhirntrauma sowie Prellungen. Auch eine Thrombose mit anschließender Lungenembolie waren die Folgen des Unfalls gewesen. Am Dienstagvormittag musste sich der 22-Jährige Fahrer nun wegen fahrlässiger Körperverletzung vor dem Amtsgericht Bad Berleburg verantworten.

„In so einem Fall reichen Entschuldigungen nicht“, zeigte sich der junge Mann sichtlich betroffen auf der Anklagebank. Sowohl seine Ehrlichkeit als auch seine aufrichtige Reue rechnete ihm das Gericht hoch an. Mit einer Geldstrafe in Höhe von 1800 Euro kam der 22-Jährige glimpflich davon. Und auch auf seinen Führerschein muss der junge Mann nicht verzichten.

Der Vorfall

Jener Tag im Januar 2021 wird dem Angeklagten wohl für immer im Gedächtnis bleiben: „Ich habe ein Paket abgegeben und bin dann wieder ins Auto gestiegen. Ich hatte keine Möglichkeit zu wenden, also bin ich circa sieben Meter rückwärts gefahren.“

Das 87-jährige Opfer habe er in den Seitenspiegeln seines Fahrzeugs nicht sehen können — und mit einer Heckscheibe sei der Pkw nicht ausgestattet gewesen. Der Wagen sei laut dem Angeklagten außerdem weder mit einer Rückfahrkamera noch mit Sensoren versehen. „Dann ist er unter mein Fahrzeug geraten. Ich habe Schreie gehört und war ziemlich panisch“, erinnert sich der 22-Jährige.

Er sei daraufhin laut eigener Angaben umgehend aus dem Fahrzeug ausgestiegen und habe sich um den Verletzten gekümmert. Um den Rentner zu befreien, habe er das Auto ein Stück weit nach vorne gefahren. „Ich habe ihn dann auf die Ladefläche gesetzt und ihm den Kopf verbunden, weil er am Bluten war“, so der Angeklagte. Zeugen sollen in der Zwischenzeit Rettungskräfte und Polizei alarmiert haben. Weil die polizeilich veranlasste Urinprobe auf THC (Wirkstoff von Marihuana) angeschlagen hatte, musste der Paketlieferant seinen Führerschein vorerst abgeben. Weil sich der THC-Wert aber unterhalb der Grenze befand, bekam der 22-Jährige seine Fahrerlaubnis nach einer Woche zurück. Laut einem Gutachten habe diese geringe Menge an THC nicht zu dem Unfall beigetragen.

Das Opfer

Auch das 87-Jährige Opfer wird dieses Unglück wohl nie wieder vergessen. Bis heute verspürt der Mann Schmerzen, die ihn immer wieder an den Unfall erinnern. Er sei an dem besagten Tag auf dem Heimweg von seinem Spaziergang gewesen. Circa 20 Meter — dann wäre er Zuhause gewesen. „Das waren Sekunden, ich habe nichts gehört oder gesehen. Das war schlimm“, erzählt der Bad Laaspher.

Fünf Wochen habe er sich in stationärer Behandlung im Krankenhaus befunden. Vor dem Unfall sei er oft im Wald gewesen. „Jetzt gehe ich ohne Rollator keinen Meter mehr“, so das Opfer. „Es tut mir so leid. Wenn Sie bei irgendetwas Hilfe benötigen, dann helfe ich Ihnen gerne“, drückt der 22-jährige Angeklagte sein Mitgefühl aus.