Bad Berleburg. Der Bad Berleburger Planer Ulrich Hatje möchte in das bisherige Modehaus Sperlich eine hohe siebenstellige Euro-Summe investieren.

Das Wohn- und Geschäftshaus Graf-Casimir-Straße 9 in der Bad Laaspher Kernstadt, bisher Modehaus Sperlich, wird voraussichtlich im kommenden Jahr komplett umgebaut und aufgestockt. Entstehen soll ein moderner Gebäudekomplex – mit acht Wohnungen auf insgesamt rund 950 Quadratmetern Wohnfläche in den oberen Stockwerken und rund 220 Quadratmetern Gewerbefläche im Erdgeschoss.

Der Investor

Politische Beratungen nicht mehr nötig

Und wie geht es nach der Bauvoranfrage jetzt im Genehmigungsverfahren für das Wohn- und Geschäftshaus Graf-Casimir-Straße 9 weiter?

„Da eine nachhaltige und einvernehmliche Lösung zwischen der Stadt Bad Berleburg und dem Bauwilligen gefunden wurde, kann das gemeindliche Einvernehmen gemäß § 36 Baugesetzbuch (BauGB) erteilt werden“, heißt es aus dem Rathaus. Es könne nun „ein normales Baugenehmigungsverfahren durchgeführt“ werden. „Politischer Beratungen bedarf es dazu nicht mehr.“

Für die rund 220 Quadratmeter Gewerbefläche im Erdgeschoss ist der Bad Berleburger Investor Ulrich Hatje bereits mit verschiedenen Interessenten im Gespräch.

Der Bad Berleburger Planer Ulrich Hatje, der die Immobilie erworben hat, möchte hier eine hohe siebenstellige Euro-Summe investieren. Differenzen mit der Stadt Bad Berleburg, die Probleme mit dem Dach aus der ursprünglichen Planung hatte, sind mittlerweile ausgeräumt. Eine Sondersitzung der Politiker im Ausschuss für Planen, Bauen, Wohnen und Umwelt zum Thema in dieser Woche ist vom Tisch.

Der Kompromiss

„Es ist gelungen, mit dem Vorhabenträger gemeinsam einen Entwurf zu erarbeiten, der aus Sicht der gesamtstädtischen Entwicklung einen gelungenen und nachhaltigen Ausgleich von städtebaulichen, privaten und gemeinwohlorientierten Interessen darstellt“, sagt Anke Schmidt von der städtischen Abteilung Wohnen, Stadt- und Dorfentwicklung auf Anfrage unserer Redaktion. „Als Dachform wurde ein sogenanntes Mansarddach gewählt.“ Geplant war ursprünglich ein Flachdach.

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Die Kritik der Stadt

Rückblende: Im Frühjahr hatte Ulrich Hatje eine Bauvoranfrage an den Kreis Siegen-Wittgenstein als zuständige Baubehörde für sein Projekt gestellt. Der Kreis hatte dann die Stadt Bad Berleburg gemäß § 36 Baugesetzbuch (BauGB) beteiligt und um Stellungnahme zu dem geplanten Vorhaben gebeten. Was die Stadt daran vor allem störte: dass „das vorhandene Satteldach mit den vorhandenen Dachaufbauten entfernt und durch zwei zusätzliche Geschosse mit Flachdach ersetzt werden“ sollte. Letzteres aber passe nicht zum Stadtbild, machte die Verwaltung bereits im Juni in einer Vorlage für die Politik im Ausschuss für Planen, Bauen, Wohnen und Umwelt deutlich – und regte an, „das gemeindliche Einvernehmen im Rahmen der Bauvoranfrage Graf-Casimir-Straße nicht zu erteilen“. Außerdem verwies die Stadt auf einen Entwurf städtebaulicher Leitlinien für den Bereich „Graf-Casimir-Straße/Im Herrengarten“, die „eher traditionelle Dachformen“ vorsähen.

Die politische Diskussion

Ein Drohnen-Foto aus der Luft: So sieht das bisherige Modehaus Sperlich derzeit aus. Markant: das Satteldach mit seinen Dachaufbauten.
Ein Drohnen-Foto aus der Luft: So sieht das bisherige Modehaus Sperlich derzeit aus. Markant: das Satteldach mit seinen Dachaufbauten. © Privat

In der Ausschuss-Sitzung machte Werner Wegener (CDU) klar, dass weder die Einschätzung der Stadt noch besagte Leitlinien so nicht akzeptabel seien, zumal letztere weder öffentlich bekannt noch politisch beschlossen seien. Der Christdemokrat regte erneute Gespräche der Stadt mit dem Bauherren und dem Architekten an. Bodo Hüster (SPD) sah keinen Grund für eine Ablehnung des Bauvorhabens – und verwies auf das benachbarte Seniorenzentrum als moderner Baukörper. Horst Günter Linde (UWG) passte das Bauprojekt wie schon der Verwaltung nicht ins Stadtbild. Schließlich einigte sich das Gremium auf die erwähnte Sondersitzung am 27. Juli.

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Das klärende Gespräch

Dass diese Sitzung am Ende nicht stattfindet, ist ganz offensichtlich einem Gespräch Mitte Juli zu verdanken. Dabei habe es „eine schnelle Einigung mit der Stadt“ gegeben, berichtet Investor Ulrich Hatje im Gespräch mit unserer Redaktion. „Es wurde eine Superlösung gefunden, mit der ich gut leben kann“, sagt er. Und die sei im Ergebnis „eine Bereicherung für die Stadt“.

Die Lösung für das Dach

Denn statt des Flachdaches komme nun planerisch ein Mansard-Dach ins Spiel, so Hatje, kombiniert mit einem begrünten Flachdach. Es hat den gewissen Charme eines Satteldaches, schränkt die angedachte Wohnfläche in den Obergeschossen jedoch nicht wesentlich ein.

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Der Zeitplan

Und wie sieht nun der Zeitplan aus, bis das umgebaute und sanierte Gebäude im neuen Glanz erstrahlt? Investor Hatje – selbst übrigens Planer von Ladeneinrichtungen – hofft, Anfang 2022 mit den Bauarbeiten starten zu können – und dann auch selbst mit seiner Frau in eine der Wohnungen auf der 2. Etage einzuziehen. Was Hatje allerdings fürchtet: dass Baumaterial auch im nächsten Jahr noch schwierig zu bekommen ist – und es zugleich teurer wird.