Siegen-Wittgenstein. Auswurf und Husten sind typische Symptome: Laut einer Studie leben in Siegen-Wittgenstein 12.500 Menschen ab 40 Jahren mit der COPD-Krankheit.
Husten, Auswurf und Luftnot – das sind die häufigsten Symptome der COPD-Krankheit – also einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (chronic obstructive pulmonary disease). Im Kreis Siegen-Wittgenstein leben rund 12.500 Menschen ab 40 Jahren mit COPD. Das sind 7,8 Prozent der Bevölkerung. „In gesamt Westfalen-Lippe liegt der COPD-Anteil bei 8,3 Prozent“, heißt es in einer jüngst veröffentlichten Pressemitteilung der AOK Nordwest. Die Zahlen gehen aus dem aktuellen AOK-Gesundheitsatlas hervor. „COPD ist eine chronische Entzündung der Bronchien, die sich nach einem längeren Fortbestehen der Erkrankung verengen und so den Zustrom von Atemluft in die Lunge erschweren“, sagt Dr. Ursula Dohle, Oberärztin für Innere Medizin und Fachärztin für Innere Medizin mit der Zusatzbezeichnung Notfallmedizin der Vamed Klinik in Bad Berleburg. Bei einigen Patienten führe die Erkrankung zusätzlich zum Platzen der Lungenbläschen. „Es bilden sich so genannte Lungenemphyseme und der Gasaustausch zwischen Lunge und Blut funktioniert nur noch stark eingeschränkt. Das führt wiederum zu Husten, Auswurf, vor allem am Morgen, und zu Luftnot. Sie tritt zunächst hauptsächlich bei Belastung auf und macht sich im späteren Verlauf der Erkrankung auch in körperlichen Ruhephasen bemerkbar.“
COPD sei – nicht nur in Siegen-Wittgenstein – ein durchaus häufig auftretendes Krankheitsbild. „Da es sich um eine chronisch-fortschreitende Erkrankung handelt und die Patienten oft eine dauerhafte ärztliche bzw. stationäre Behandlung benötigen, begleitet man sie oft über viele Jahre“, so die Ärztin.
Die Behandlung
Doch wie sieht eine solche Behandlung aus? Gibt es eine Chance auf eine völlige Genesung? Laut Dr. Dohle richtet sich die Behandlung nach dem Stadium der Krankheit und beinhaltet verschiedene Eskalationsstufen. „Zu Beginn geben wir beispielsweise kurzfristig Medikamente, die die Bronchien erweitern und so den Luftzustrom in die Lunge erleichtern. Es gibt jedoch auch Präparate, die langfristig eingenommen werden können. Bei Anfällen haben wir mit kortisonhaltigen Inhalationen oder Tabletten gute Erfahrungen gemacht, da sie antientzündlich wirken. Nehmen die Beschwerden des Patienten zu, greift die nächste Stufe der medikamentösen Behandlung, die aus einer Kombination der zuvor genannten Medikamente besteht.“
Zusätzlich könne die Therapie durch so genannte Sekretolytika zum besseren Abhusten des Schleims ergänzt werden sowie durch Antitussiva, die den nächtlichen Reizhusten stillen. Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium ist oft eine unterstützende Sauerstofftherapie notwendig. „Das Ziel der Behandlung ist es, eine Verschlechterung des Zustands möglichst zu verhindern und Anfälle zu vermeiden. Denn: COPD ist nicht heilbar und verläuft fortschreitend. Nach jedem Anfall nimmt die Leistung der Lunge weiter ab.“
Um dies zu verhindern, könne in schlimmeren Fällen auch eine Antibiotikagabe sinnvoll sein. „Lässt sich eine Verschlechterung des Zustandes nicht aufhalten, kann der Zustand des Patienten während eines Krankenhausaufenthaltes stabilisiert werden; im Anschluss empfiehlt sich unter Umständen eine Anschlussheilbehandlung oder Rehabilitation in einer pneumologischen Fachklinik“, so Dohle. Dort werden Betroffene von Spezialisten dabei unterstützt, trotz ihrer gesundheitlichen Einschränkungen eine bestmögliche Lebensqualität zurück zu gewinnen.
Auch die AOK Nordwest engagiert sich seit Jahren für eine bessere und strukturierte medizinische Versorgung ihrer Versicherten mit einer COPD. Im Disease-Management-Programm (DMP) ‚AOK-Curaplan‘ werden die Patienten auf „der Grundlage wissenschaftlich gesicherter Erkenntnisse behandelt“. Neben dem Rauchverzicht wird auch ein angemessenes körperliches Training angestrebt. „Unsere Versicherten werden aktiv an der Therapie beteiligt. In Schulungen lernen sie, besser mit ihrer Erkrankung umzugehen“, sagt AOK-Serviceregionsleiter Dirk Schneider.
Die Ursachen
Laut den Zahlen der AOK Nordwest und Dr. Dohle gibt es mehrere Ursachen hierfür: „Eine der Hauptursachen für COPD ist das Rauchen. 80 bis 90 Prozent der COPD-Patienten rauchen und umgekehrt erkranken ca. 20 bis 25 Prozent aller Raucher an COPD.“ Zusätzlich aber spielen auch genetische Faktoren eine große Rolle: „Wenn Ihre Eltern oder Geschwister unter COPD leiden, besteht auch für die Angehörigen ein erhöhtes Risiko an der Lungenkrankheit zu erkranken“, so die Ärztin. „Darüber hinaus begünstigen der regelmäßige Kontakt mit bestimmten chemischen Substanzen sowie sehr empfindliche Bronchialschleimhäute die Entstehung einer COPD.“
Und wie schaut es in Sachen Prävention aus? „Um einer COPD-Erkrankung vorzubeugen, ist es ratsam, mit dem Rauchen aufzuhören. Gleiches gilt für das Passivrauchen. Zusätzlich ist es wichtig, dass Sie eine permanente Schadstoffexposition z.B. am Arbeitsplatz vermeiden und sich gegen Grippe und Pneumokokken impfen lassen – natürlich in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt“, so die Ärztin.